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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Nachdem ich den Bellini darin eingewickelt
hatte, verstaute ich ihn zusammen mit den anderen Bildern wieder im Kofferraum.
Paula beobachtete mich, als sperrte ich einen Säugling in den Kofferraum.
    »Könntest du mir den Artikel über diese
Diebstähle besorgen?« fragte ich sie.
    »Natürlich. Ich seh gleich nach, wenn
ich nach Hause komme.«
    »Das wäre nett.«
    »Tu ich gern. Ich würde gern noch ein
paar Bilder in den Kirchen sehen, wenn ich mal wieder nach Italien komme.« Ich
gab ihr einen Klaps und stieg in den Wagen. »Danke für deine Hilfe. Ich ruf
dich an.« Ich fuhr davon. Paula blieb auf dem Bürgersteig stehen und winkte mir
und dem Bellini nach.
    Als nächstes, beschloß ich, würde ich
mir van Ostens Kataloge ansehen und feststellen, ob er Gemälde von
italienischen Firmen einführte. Das hieß, daß ich seinem Büro einen Besuch
abstatten mußte — aber erst nach Dienstschluß. Jetzt wollte ich erst einmal
Charlie Cornish auf den Pelz rücken und mir von ihm die Wahrheit über sein
sonderbares Verhalten erzählen lassen.

19
     
    Die Suche nach Charlie erwies sich als
schwierig. Der Trödelladen war immer noch geschlossen, darum ging ich die
Straße hinunter zu Dan Efrons Laden. Dan setzte gerade einem Kunden die
Vorteile eines alten Gasherdes auseinander; ich mußte also warten. Der Herd sah
noch abgewrackter aus als der in meiner Wohnung, aber Dandy tat so, als wäre er
ein wahrer Schatz.
    Als der Kunde für den Herd bezahlt und
ihn zu seinem Wagen geschleppt hatte, wandte sich Dan mir zu.
    »Wie geht es Austin, Dan?« fragte ich,
da ich mich erinnerte, daß ich den kleinen Iren am Abend zuvor in Dans Obhut
zurückgelassen hatte.
    Dans freundliches Gesicht wurde ernst.
    »Nicht besonders. Ich habe ihn nach
Hause gebracht, und seine Frau hat ihm ein paar steife Drinks eingeflößt, aber
sie sagt, daß er heute völlig fertig ist. Er muß mit der Versicherung sprechen,
und die werden garantiert mit allen Mitteln versuchen, sich vor ihrer
Verpflichtung zu drücken.«
    »Der arme Kerl«, meinte ich. »Haben Sie
Charlie zufällig irgendwo gesehen?«
    Dans Gesicht wurde noch bekümmerter.
    »Dem geht’s auch nicht gerade
glänzend.«
    »Ach? Ich hab gesehen, daß sein
Geschäft geschlossen ist.«
    »Ja, das erste Mal, daß ich das erlebe.
Ich habe den Eindruck, Charlie will seinen Kummer im Alkohol ertränken.«
    »Sie meinen, er sitzt in seinem Laden
und trinkt?«
    »Nein. Er kam vor ungefähr einer Stunde
hier vorbei und fragte, ob ich auf ein Bier mit ihm in die Lucky Lounge gehen
würde. Aber ich konnte den Laden nicht allein lassen.«
    »Wo ist die Lucky Lounge?« fragte ich.
    »Drüben in der McAllister Street. Aber
da sollten Sie lieber nicht hingehen.«
    »Wieso nicht?«
    Dan schien verlegen. »Na, die Frauen,
die sich da rumtreiben — ich weiß nicht.«
    »Keine Sorge, Dan. Wenn mir jemand Geld
anbietet, bin ich nicht gleich beleidigt.«
    »Ach, das sind aber nicht alles
Nutten.« Er kratzte sich voller Verwirrung am Kopf. »Manche sind ganz einfach
alte Säuferinnen.«
    Ich ließ Dan in seinem Laden zurück und
ging zu Fuß in die McAllister Street. Die Lucky Lounge war eine typische Arbeiterkneipe,
von sechs Uhr morgens an geöffnet, wie die Neonreklame verkündete. Ich stieß
die Tür auf und trat in den schummrigen Raum.
    Auf der linken Seite war ein Tresen mit
Hockern, deren Ledersitze völlig zerschlissen waren, rechts gab es mehrere
kleine Nischen mit Tischen. Aus dem Musikautomaten kam ein Schlager vom
»schönsten Mädchen der Welt«. In der hintersten Nische hockte Charlie
zusammengesunken über einem Glas Bier.
    »Miss?« sagte der Mann hinter dem
Tresen. Ich wies auf Charlie und ging weiter.
    Als ich die Nische erreichte, hob
Charlie den Kopf. Seine Augen waren zwar blutunterlaufen, aber ich sah, daß er
nicht allzuviel getrunken hatte. Er war einfach ein einsamer alter Mann, der
sein Bier nuckelte.
    »Wollen Sie mich nicht bitten, mich zu
Ihnen zu setzen?« Ich bemühte mich, streng zu sprechen, aber es fiel mir
schwer. Ich hatte Charlie eben irgendwie gern.
    Er wies auf den Platz ihm gegenüber.
    »Bitte, ich kann mir zwar nicht
vorstellen, warum Sie das wollen, aber ich lad Sie sogar zu einem Bier ein, wenn
Sie möchten.«
    Ich setzte mich, und er winkte der müde
aussehenden Kellnerin, die am Tresen lehnte. Sie brachte ein zweites Glas Bier
und stellte es mir hin, nicht ohne mich mit einem neugierigen Blick zu mustern.
Charlie und ich waren nicht gerade das ideale

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