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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Paar.
    »Sie erwarten wahrscheinlich eine
Erklärung«, sagte Charlie, »weshalb ich die Genossenschaft gar nicht
aufgefordert habe, Sie zu engagieren.«
    »Ja, darum wollte ich Sie eigentlich
bitten.«
    »Das habe ich befürchtet. Sie stellen
einfach zu viele Fragen.« Er versuchte zu lächeln, aber es klappte nicht.
    Der Musikautomat verstummte. Charlie
nahm zwei Münzen von dem Kleingeld auf dem Tisch und ging hinüber, um neue zu
wählen. Ich wartete. Ich hatte Zeit.
    Er kam zurück und setzte sich
schwerfällig. Derselbe Schlager ging wieder los.
    »...haben Sie zufällig das schönste
Mädchen der Welt gesehen?« sang Charlie ein bißchen falsch.
    Ich mußte lächeln. Joan Albritton war
weder schön noch ein Mädchen gewesen. Aber plötzlich wurde ich mir der Neigung
der Jugend bewußt, anzunehmen, daß Leben und Leidenschaften mit Erscheinen der
ersten grauen Haare unwiederbringlich erlöschen. Für Charlie war Joan
vielleicht genau das gewesen, was in dem Lied besungen wurde. Und seine Welt
würde jetzt für immer ein wenig dunkler sein.
    »Also, fragen Sie schon, warum ich’s
nicht getan habe«, sagte er plötzlich, mitten im Lied.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube,
ich weiß es schon. Sie hatten Angst, ich würde zuviel erfahren.«
    Er sah mich mit scharfem Blick an.
    »Zuviel worüber?«
    »Über Ihre Vergangenheit vielleicht.
Darüber, was wirklich geschah, als Sie an dem Abend zu Joan rübergingen.«
    Die letzte Bemerkung war ein Schuß ins
Dunkle, aber er traf. Charlies Gesicht verfiel, seine Lippen zitterten.
    »Wenn Sie so viel zu wissen glauben,
dann sagen Sie’s mir doch.«
    »Ich weiß, wie Ihre Frau und Ihr Kind
umgekommen sind. Daß man Sie dafür unter Anklage stellte. Wußte Joan das?«
    »Ja. Es spielte nie eine Rolle für sie —
zumindest glaubte ich das bis zum letzten Montag abend. Ich dachte, sie verstünde.«
    »Verstünde was? Haben Sie Ihre Familie
wirklich getötet?«
    Er zuckte die Achseln, Qual und
Hoffnungslosigkeit im Gesicht.
    »Ich glaubte es jedenfalls immer. Ich
habe eine vage Erinnerung daran, daß ich eine Zigarette in den Haufen
Putzlumpen schmiß, wo das Feuer ausbrach. Aber ich weiß heute noch nicht, ob
ich das an genau dem Tag tat oder an irgendeinem anderen. Ich kann nicht einmal
sagen, ob die Zigarette überhaupt brannte. Ich habe nie eine klare Erinnerung
daran gehabt, aber Gott weiß, daß ich es getan haben könnte. Ich liebte meine
Frau, aber sie liebte mich nicht, und das Kind war nicht einmal von mir.«
    Es tat mir weh, sehen zu müssen, wie er
sich mit einer Schuld für etwas belastete, von dem er nicht einmal mit
Sicherheit wußte, ob er es getan hatte.
    »Hat Joan Ihnen das am Montag abend
vorgehalten?«
    Er nickte. »Ich ging zu ihr, weil ich
ihr davon abraten wollte, an Harmon zu verkaufen.«
    »Dann wußten Sie also schon vor seinem
Besuch bei Ihnen von seiner Vereinbarung mit ihr?«
    »Nein, das nicht, aber ich vermutete so
etwas. Er legte ein so intensives Interesse für sie an den Tag, daß mir klar
war, daß er es auf ihr Grundstück abgesehen hatte. Es war ihm gelungen, sie
einzuwickeln, deshalb versuchte ich, sie wieder zu Verstand zu bringen.«
    »Wie denn?«
    »Ich sagte ihr, Harmon wäre der Urheber
der Brände und der anderen Anschläge.«
    »War er das wirklich?«
    Charlie machte eine müde Geste.
    »Ich glaube schon. Zweimal hab ich
unmittelbar vor den Bränden einen von seinen Helfern in der Gegend gesehen,
diesen mageren, kleinen namens Frankie. Der tut alles, was Harmon ihm
aufträgt.«
    Ich stimmte ihm im stillen zu.
    »Und das sagten Sie Joan?«
    »Genau. Und sie wurde wütend und
behauptete, ich wolle Harmon nur aus Eifersucht bei ihr schlechtmachen. Sie
erinnerte mich daran, daß ich schließlich selbst wegen Brandstiftung vor
Gericht gestanden habe. Sie sagte, ich solle gefälligst erst mal vor meiner
eigenen Tür kehren.« Charlie machte eine Pause und legte eine Hand über seine
Augen.
    »Da hab ich etwas getan«, fuhr er leise
fort, »wofür ich mich immer noch entsetzlich schäme. Ich habe sie geschlagen.
Fest.«
    Ich erinnerte mich, daß Joan dem
ärztlichen Befund zufolge einen Bluterguß im Gesicht gehabt hatte.
    »Es war gräßlich, Sharon. Ein paar
Minuten lang stand sie nur ganz still da und drückte die Hand aufs Gesicht.
Dann nahm sie das Kettchen von ihrem Hals und sperrte die Vitrine auf. Sie nahm
mein Medaillon heraus — das silberne Medaillon, das ich ihr vor zwanzig Jahren
kaufte, als ich ihr von meiner

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