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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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bequeme Sessel und ein langer, niedriger Tisch. Auf dem
Tisch standen Teekanne und zwei Tassen aus Keramik. »Das ist ein wunderschönes
Haus«, sagte ich. »Und der Garten — eine Pracht.«
    »Es freut mich, daß es Ihnen gefällt.
Den Garten habe ich größtenteils meiner geschiedenen Frau zu verdanken. Mir
scheint, ich habe eine besondere Anziehungskraft für Frauen, die gern etwas zur
Verschönerung von Heim und Garten tun.«
    »Wie angenehm für Sie«, sagte ich
trocken.
    Er ignorierte meinen Sarkasmus und
sagte: »Wie wär’s, wenn wir beide ein Liebespaar werden würden? Dann könnten
Sie auch was für das Haus tun.«
    Ich starrte ihn sprachlos an.
    »Machen Sie nicht so ein entsetztes
Gesicht. Man hat mir immer gesagt, daß ich so übel gar nicht bin. Wie würden
Sie diesen Raum verschönern?«
    »Mit einer Revolversammlung.«
    »Ja, es ist eben der feine weibliche
Touch, der dem Heim erst die richtige Atmosphäre gibt«, sagte Marcus.
    Wir lächelten beide ein wenig zaghaft.
Unsere kurze Bekanntschaft hatte eine unerwartete Wendung genommen. »Ich dachte
mir, Sie hätten vielleicht gern eine Tasse Tee«, bemerkte Marcus und deutete
auf einen der Sessel. »Ich wollte mir gerade ein Brötchen toasten, als Sie
anriefen. Für Sie auch eines? Mit Sahnekäse.«
    Ich dachte an die Cannelloni, die ich
beim Mittagessen mit Cara Ingalls verspeist hatte.
    »Gern, ja. Ich hab nämlich wieder mal
das Essen vergessen.«
    Er lachte und verschwand in der Küche
nebenan.
    Ich starrte ins Feuer und überlegte,
wie ich ihm meine Geschichte von Kunstdiebstahl und Schmuggel am glaubhaftesten
präsentieren konnte. Als Marcus mit den getoasteten Brötchen wiederkam, stürzte
ich mich fast wie ein ausgehungerter Tiger auf das meine, und es war mir
gleich, wie das wirkte..
    Immer noch hoffend, daß ich zur
Präsentation meiner Geschichte urplötzlich einen glänzenden Einfall haben
würde, sagte ich, um Zeit zu gewinnen: »Was ist denn aus Ihrer Frau geworden?«
    Marcus sah mich etwas verdutzt an.
    »Als Privatdetektivin haben Sie wohl
das Recht, neugierig zu sein, wie? Sie hatte es satt, mit einem blöden Bullen
verheiratet zu sein, und fing an, Jura zu studieren. Sie hat dann sogar unsere
Scheidung durchgebracht.«
    Er schien darüber nicht allzusehr
bekümmert. Und ein »blöder Bulle« war er nun wirklich nicht.
    »Und Ihre Kunstfreundin?«
    »Ich lehnte ihren Antrag ab, einen
braven Ehemann aus mir zu machen, und da rauschte sie beleidigt ab.«
    »Natürlich. Frauen lassen sich nicht
gern einen Korb geben.«
    Ich kaute mein Brötchen und leckte mir
so dezent wie möglich die Fingerspitzen ab. Marcus beobachtete mich belustigt.
Meine Mutter hätte einen Anfall bekommen, wenn sie hätte erleben müssen, wie
ihre wohlerzogene Tochter mit vollem Mund sprach.
    Als ich den letzten Bissen verschlungen
hatte, sagte ich: »Der Mörder ist Oliver van Osten.«
    »Was? Der Antiquitätenhändler?«
    Ich korrigierte ihn. »Er handelt nur
mit Nachahmungen.«
    »Ach ja, richtig. Wie kommen Sie denn
auf den?«
    Ich erläuterte ihm van Ostens
Geschäfte, berichtete von Joans Einkäufen bei ihm, von dem gestohlenen
Meisterwerk, das ich in dem Laden in der Salem Street entdeckt hatte. Als ich
zur Methode des Schmuggels kam, wie man die echten Gemälde in Sendungen
zollpflichtiger Nachahmungen versteckt ins Land eingeschleust hatte, beugte
sich Marcus voller Interesse vor.
    »Van Osten hat in Europa einen
Komplicen«, sagte ich. »Es ist wahrscheinlich jemand von der italienischen
Firma. Er nimmt die gestohlenen Gemälde in Empfang und bringt sie in den
Sendungen an Joan unter. Beim Zoll merken sie nichts, weil sie da nach
Nachahmungen schauen, die für echt ausgegeben werden.
    Ich denke, es war folgendermaßen: Wenn
die Gemälde in der Salem Street eintrafen, gab Joan van Osten Bescheid, der
dann wiederum den Sammlern signalisierte, daß sie ihre Sachen abholen können.
Keines der geschmuggelten Kunstwerke gelangte je in van Ostens Büro, so daß er
nie in direkter Verbindung mit dem Unternehmen stand. Ein Importeur wäre leicht
verdächtig geworden, aber nicht ein billiger Antiquitätenladen.«
    »Angenommen, das stimmt alles«, wandte
Marcus ein, »warum sollte Joan Albritton sich auf eine solche Sache eingelassen
haben?«
    »Weil sie Geld brauchte, um ihrem Enkel
die Musikschule in New York zu finanzieren. Und so wie ich Joan kannte, war sie
eine romantische Seele. Diese Schmuggelgeschichte hat sicher so eine Saite bei
ihr

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