Es ist nicht alles Gold...
angeschlagen.«
Marcus nickte gedankenvoll.
»So weit, so gut. Aber warum macht sie
nach dem Tod des Jungen weiter?«
»Ich denke mir, anfangs glaubte sie, zu
tief drin zu stecken, um einen Rückzieher machen zu können«, sagte ich. »Aber
dann wurden die Häuser zum Abriß freigegeben, und sie wußte, sie würde umziehen
müssen. Charlie meinte, sie sprach davon, sich vom Geschäft zurückzuziehen.
Vielleicht hat van Osten sie getötet, weil sie nicht mehr mitmachen wollte.«
Marcus schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, er hätte jederzeit jemand
anderen gefunden, der ihren Part übernommen hätte. Joan zu töten, wäre zu
riskant gewesen und hätte im Grunde nichts gebracht.«
»Kann sein, aber es gibt noch einen
anderen Punkt. Vielleicht dachte van Osten, sie hatte die Absicht, ihn bei dem
Grundstücksverkauf reinzulegen.«
»Bei dem Grundstücksverkauf? Sie haben
nichts davon gesagt, daß van Osten an dem Grund interessiert war.«
»Direkt sicher nicht. Aber ich glaube,
er und Harmon sind Partner. Harmon, der mit dem Grund ungefähr die gleichen
Pläne hatte wie die Firma Ingalls, wollte Joan doch einen Laden zu reduziertem
Preis vermieten. Das wissen Sie, nicht wahr? Sie hätte dann wesentlich mehr
Ware und natürlich auch wesentlich mehr gestohlene Gemälde lagern können.«
»Hm. Dann ist Harmon vielleicht auch in
die Schmuggelgeschichte verwickelt«, brummte Marcus.
»Wahrscheinlich war er’s nicht von
Anfang an, aber es ist möglich, daß er von Joan darüber erfahren hat, als er
sie nach Christophers Tod so häufig besuchte. Daraufhin kann er dann van Osten
unter Druck gesetzt und einen Anteil verlangt haben.«
»Glauben Sie, daß Harmon von Anfang an
hinter den Grundstücken her war? Hätte er denn so viel Geld zusammenbringen
können?«
»Wer weiß. Aber ich bin ziemlich
sicher, daß die ersten Brandstiftungen auf sein Konto gehen, obwohl er sich
alle Mühe gab, die Western Addition Credit Union in Verruf zu bringen. Charlie
ist der gleichen Meinung wie ich. Er sah zweimal kurz vor dem Ausbruch eines
Feuers unseren Freund Frankie in der Gegend.«
»Aber warum hat Harmon dann neulich
abends die Ziegelsteine in Cornishs Schaufenster geworfen, wenn doch alles
abgemacht war?«
»Das war er nicht. Das war der Mörder.
Er wollte mich damit aus dem Laden locken, um sich den Bellini holen zu können.
Van Osten hat die Ziegelsteine geworfen. Ich erkannte ihn, als ich seinen
Schatten am Fenster seiner Wohnung sah. Ich glaube außerdem, daß er Bigbys
Laden ansteckte, um Ihren Beamten von Joans Geschäft wegzulocken. Da es ja
vorher schon solche Anschläge gegeben hatte, hoffte er, man würde auch dieses
Feuer den ursprünglichen Tätern zuschreiben.«
»Das klingt so ausgefallen, daß es wahr
sein könnte«, meinte Marcus. »Wo paßt Cornish ins Bild?«
»Nirgends.« Ich berichtete, was ich von
Charlie über die Ereignisse in der Mordnacht erfahren hatte.
»Der arme Teufel«, sagte Marcus, als
ich geendet hatte. »So eine traurige Geschichte erfindet man nicht. Aber zurück
zu van Osten — warum hat er den Bellini nicht gleich in der Mordnacht
mitgenommen und sich den ganzen Ärger erspart?«
»Er wollte es ja. Er nahm den Karton
mit den anderen Bildern mit, aber Joan hatte den Bellini schon herausgenommen
und an Edwins Wand gehängt. Auch das wäre ein möglicher Grund für ihre
Ermordung: Vielleicht wollte sie den Bellini nicht herausrücken. Warum hätte
sie ihn sonst aufgehängt?«
Marcus sah mich scharf an. »Sie haben
mir keinerlei konkrete Beweise vorgelegt. Woher wissen Sie, daß er den Karton
mitgenommen hat?«
»Ich habe ihn gesehen. Er steht im
Wandschrank in seinem Büro, und aus seinen Unterlagen geht hervor, daß er am
Montag an Joan Albritton geliefert worden war.«
Er runzelte die Stirn. »Die
Unterlagen«, sagte er langsam, »haben Sie wohl auch gesehen?«
»Na ja — «
Er hob abwehrend die Hand.
»Sagen Sie’s mir nicht. Ich will es
nicht wissen. Aber mit dem Karton und den Unterlagen haben Sie vielleicht doch
konkretes Beweismaterial.«
»Es kommt außerdem noch mehr. Morgen
ist nämlich eine zweite Lieferung fällig. Ursprünglich sollte sie wieder an Joan
gehen, aber van Osten hat die Anweisung am Dienstag geändert, so daß die
Sendung nun an ihn geliefert wird.« Ich zog mein Notizbuch heraus und las ihm
die Einzelheiten vor.
Jetzt wurde Marcus direkt aufgeregt.
»Alle Achtung, das ist ja
ausgezeichnet. Wir müssen uns van Ostens Büro vornehmen, ehe er die
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