Es ist nicht alles Gold...
Gemälde und
seine Unterlagen vernichten kann. Und ich setze mich mit dem Zoll in
Verbindung, damit wir diese zweite Lieferung untersuchen können, sobald sie — «
Das gedämpfte Läuten des Telefons
unterbrach ihn. Er sprang auf und ging in die Küche. Ich lehnte mich in meinem
Sessel zurück und sah höchst befriedigt mit mir selbst dem Spiel der Flammen im
Kamin zu. Der Fall war praktisch erledigt.
»Wenn van Osten wirklich Joan Albritton
ermordet hat«, sagte Marcus unvermittelt hinter mir, »dann hat er jetzt seine
gerechte Strafe bekommen.«
Ich drehte mich um. »Was soll das
heißen?«
Er war schon dabei, aus einem kleinen
Schrank seinen Trenchcoat herauszuholen.
»Van Osten ist tot. Er wurde in seiner
Wohnung ermordet. Ich fahre jetzt hin.«
Ich sprang auf, packte meine Tasche und
meine Jacke. »Was haben Sie denn vor?« fragte Marcus.
»Ich dachte — na ja, ich kann ja nach
Hause fahren — oder-«
»Oder mitkommen.« Er betrachtete mich
halb nachdenklich, halb skeptisch, dann zuckte er die Achseln. »Na schön,
meinetwegen. Ich hab noch nie eine junge Frau gekannt, die sich mit solcher
Leidenschaft Leichen angesehen hat. Aber wenn Sie unbedingt wollen — bitte!«
22
Vor dem braunen Haus in der Point Lobos
Avenue parkte Marcus in zweiter Reihe neben einem blau-weißen Polizeifahrzeug.
Ich sprang aus dem Wagen und lief ihm nach; ich wollte ihn nicht verlieren. Nur
mit ihm hatte ich Zugang zum Tatort.
Die Haustür stand offen, Neugierige,
viele in Morgenröcken, drängten sich im Flur. Marcus bahnte sich einen Weg, und
ich folgte. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, lief er die Treppe hinauf;
ich ihm dicht auf den Fersen.
In Wohnung fünf waren die Leute von der
Spurensicherung schon eifrig an der Arbeit. Mein Blick flog sofort auf die
zugedeckte Gestalt und die Blutspritzer auf dem blaßgelben Teppich. Es war sehr
viel Blut geflossen. Ich blieb an der Tür stehen und hielt den Atem an.
Marcus drehte sich um, nahm mich zum
erstenmal wieder wahr, winkte mich herein.
»Ich verlasse mich darauf, daß Sie die
Leute hier nicht bei der Arbeit stören und nichts anrühren.«
Ich nickte nur.
»Gut.« Er gab mir einen leichten Klaps
auf die Schulter, drückte kurz und wandte sich dann einem Mann in Zivil zu, der
offensichtlich mit ihm sprechen wollte. Es schien einer seiner Beamten zu sein.
Während die beiden Männer miteinander sprachen, sah ich mich um.
Das Zimmer war zum Teil mit sachlich
modernen Stücken, zum Teil mit sehr schönen Antiquitäten eingerichtet, die so
placiert waren, daß sie sofort Aufmerksamkeit auf sich zogen. Van Osten hatte,
was sein Büro nicht ahnen ließ, einen ganz ausgezeichneten Geschmack gehabt; an
diesem Abend allerdings sah es in seiner Wohnung aus, als wäre ein Trupp Hunnen
hier eingefallen.
Schubladen standen offen,
Polstermaterial quoll aus klaffenden Wunden in Sessel- und Sofabezügen, Bilder
waren von den Wänden gerissen. Sogar der Papierkorb war ausgeleert. Ich fühlte
mich an die Verwüstungen in Joans Laden erinnert.
Marcus kam wieder zu mir und sagte
leise: »Der gleiche modus operandi wie bei Joan Albritton. Der Arzt
sagt, die Verletzung könne durch dieselbe Waffe verursacht worden sein. Nach
den Blutspuren zu urteilen, muß er vornüber gestürzt sein, nachdem das Messer
ihn getroffen hatte, und dann versucht haben, dem Mörder nachzukriechen. Das
Messer hat die Halsschlagader durchbohrt, deshalb das viele Blut.«
Ich schluckte; mir war die Kehle
trocken.
»Mit der langen Klinge war das sicher
ganz einfach.«
»Richtig«, bestätigte er. »Der Mörder
wußte offenbar genau, was er tat. Es ist nur eine einzige Stichwunde.«
»Van Osten muß ihn gekannt haben.
Meiner Ansicht nach war er ein mißtrauischer Mensch, der einen Fremden sicher
nicht so nah an sich herangelassen hätte. Oder ist es möglich, daß er jemanden
überraschte, als der Betreffende die Wohnung durchsuchte?«
»Das bezweifle ich. Die Nachbarn haben
ausgesagt, daß er den ganzen Abend zu Hause war, und die Stereoanlage lief.«
»Wer hat ihn gefunden?« fragte ich.
»Die Frau von gegenüber. Die beiden
waren anscheinend ziemlich gut befreundet. Sie kam herüber, um ihn zu fragen,
ob er auf ein Glas zu ihr kommen wolle. Das Radio spielte, aber er kam nicht an
die Tür. Das beunruhigte sie, und sie öffnete die Tür mit ihrem Schlüssel.«
Marcus sah zu der Stereoanlage hinüber, die an der Wand stand. »He, Gallagher«,
sagte er zu einem der Beamten, »auf welche
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