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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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seufzte.
    «Also
müssen
wir die Möglichkeit in Betracht ziehen.»
    «Nein. Jedenfalls nicht heute.»

Drei
    Schon als ich die Augen öffnete, wusste ich, dass Mac nicht da war. Ich drehte mich auf die Seite und stellte fest, dass sein Bettzeug ganz glatt und ordentlich wirkte. Dann fiel mir ein, dass ich mitten in der Nacht aufgewacht war und von der Küche her Geräusche gehört hatte. Wahrscheinlich hatte Mac die ganze Nacht kein Auge zugetan.
    Ich wartete auf Bens Krähen. Nichts. Schließlich stand ich auf und ging in sein Zimmer. Das Gitterbett war leer. Ich spürte, dass sich mein Magen schmerzhaft zusammenzog, und ich machte mich auf die Suche nach ihm. Schon jetzt fühlte der Tag sich merkwürdig an, ganz so, als läge etwas Unangenehmes in der Luft, eine böse Vorahnung, die ich nicht benennen konnte. Auf dem Weg hinauf in den Wohnbereich ging ich im Geist die Aufgaben des Tages durch oder vielmehr das, was angestanden hätte, wären Macs Eltern nicht vor fünf Tagen ermordet und gestern beerdigt worden. Dass für lange Zeit nichts mehr wie zuvor sein konnte, war mir klar. Mac würde lernen müssen, ihren Tod zu akzeptieren, und ich würde herausfinden müssen, wie ich ihm dabei helfen konnte. Ich hatte vor, es ihm nachzutun und mich so zu verhalten wie er damals, als Jackson und Cece ermordet worden waren. Ich würde liebevoll und aufmerksam sein, vor allem aber würde ich für Mac da sein, wenn er mich brauchte. Er war mit mir durch dick und dünn gegangen, hatte meinen wahnsinnigen Schmerz ausgehalten und dann meine tiefe Depression. Deshalb würde ich unerschütterlich an seiner Seite stehen.
    Ich entdeckte Mac und Ben, wie sie bäuchlings auf dem Fußboden des Wohnzimmers lagen. Sie spielten mit bunten Bauklötzen, was bedeutete, dass Mac Türme baute, und Ben warf sie wieder um. Es war ein wunderschöner Anblick, wie sie da einträchtig im warmen Sonnenlicht spielten, das durch das Fenster fiel, und meine merkwürdige Vorahnung verging wieder. In der Küche hinter dem Durchgang sah ich das Frühstücksgeschirr auf dem Tresen, und auf dem Tisch lag eine aufgeschlagene Zeitung. Mac schaute auf. Seine Augen waren müde – aber er lächelte.
    «Guten Morgen.»
    «Morgen.» Ich ging in die Hocke und gab ihm einen Kuss.
    Ben warf den letzten Turm um und krähte «Kaputt!».
    «Kaputt», wiederholten Mac und ich im Chor.
    «Ich wollte dich ausschlafen lassen», sagte Mac.
    «Und was ist mit dir? Hast du überhaupt geschlafen?»
    «Ich konnte nicht.»
    «Dann nimm heute Abend eine Schlaftablette.»
    «Vielleicht.»
    «Du kannst die Nächte nicht schlaflos verbringen.»
    «Also gut, heute Abend nehme ich was ein.»
    «Und du musst aufhören, über Danny nachzugrübeln.»
    Mac seufzte und stand auf. Er trug Boxershorts und ein T-Shirt unter seinem offenen Bademantel. Ich sah ihm nach, wie er in die Küche ging und sich einen Becher Kaffee einschenkte. Ben drückte mir einen grünen Bauklotz in die Hand.
    «Weiter!»
    Also baute ich einen neuen Turm. Wie ein Luchs passte Ben darauf auf, dass ich den Turm so hoch baute, dass er gerade noch stehen blieb. Hin und wieder warf ich einen Blick zu Mac hinüber, der in der Küche auf und ab lief und immer wieder den Kopf schüttelte. Durch die Glastür konnte ich einen Teil unseres Gartens erkennen. Ich hatte ihn in letzter Zeit vernachlässigt. Die Pflanzen waren schon ganz braun geworden. Plötzlich überwältigte mich die Vorstellung, dass ich mich jetzt um den Garten, das Haus, das neue Semester, Ben
und Mac
kümmern musste. Ganz besonders um Mac, der in der Küche auf und ab tigerte, als stünde er in einem Gerichtssaal, und wahrscheinlich über Dinge nachdachte, die allesamt bedrückend waren. Die Verzweiflung, die er ausstrahlte, kannte ich nur zu gut. Ich wusste, wie es war, wenn der Tag sich wie ein bodenloser Abgrund vor einem auftat. Dass Mac unter dem Tod seiner Eltern litt, war ganz natürlich, aber eben auch eine starke seelische Belastung. Wenn dazu noch der Verdacht kam, dass womöglich Danny dahintersteckte, würde Mac bald an die Grenzen seiner Widerstandskraft kommen.
    Als das Telefon klingelte, zuckten wir alle zusammen.
    Mac trat an den Küchentresen und schaute auf das Display. «Rosie.»
    «Geh nicht ran», warnte ich.
    Mac hob dennoch den Hörer ab. «Es ist noch nicht mal sieben Uhr», lautete seine Begrüßung. Rose antwortete offenbar ähnlich barsch, denn Mac hörte ihr ohne jede Gegenrede zu. Als sich unsere Blicke trafen, wusste ich,

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