Es ist niemals vorbei
ich inzwischen nicht mehr.»
«Du warst noch nie dumm, Ana. Erinnerst du dich noch an den Tag?»
Für einen Moment spielte ein Lächeln um Anas Lippen. «Ich habe dir eine Feder verkauft. Und du hast das Blaue vom Himmel gelogen.»
«Nein. Ich habe gesagt, du seist schöner als jede Pfauenfeder. Und das habe ich auch so gemeint.»
Geschmeidig wie eine Katze trat sie auf Mac zu, nahm ihm die Feder aus der Hand und strich ihm mit dem schillernden Pfauenauge über die Wange.
«Aber jetzt bist du nicht mehr schön», fuhr Mac fort. «Du hast dich verändert.»
Anas Hand stockte. Ihr Blick wurde frostig. «
Du
hast mich verändert.
Du
trägst an allem die Schuld.» Wütend nahm sie die Pfauenfeder in beide Hände und brach sie entzwei.
«Nein, Ana. Du hast deinen Groll ins Maßlose gesteigert.»
«Denkst du etwa, ich hätte dich geliebt?»
«Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll, außer dass du Menschen jagst und umbringst.»
Wie gelähmt hatte ich den beiden zugehört, doch bei den letzten Sätzen war ich zusammengezuckt. Warum reizte Mac diese Psychopathin dermaßen? Das war unbedacht, und das sah ihm gar nicht ähnlich. Beklommen wartete ich auf Anas Reaktion.
Aber sie lachte nur und warf mir einen triumphierenden Blick zu. «Dylan weiß, wie sehr ich Grobheiten schätze.»
Ich ging darüber hinweg. «Warum nennt sie dich Dylan?», fragte ich Mac.
«Erzähl es ihr ruhig.» Ana durchquerte den Raum, ließ die beiden Hälften der Pfauenfeder fallen und zischte Felix etwas zu.
Er reichte ihr sein Gewehr. Sie hängte sich den Riemen über die Schulter, steckte den Zeigefinger in den Abzugsbügel und trat wieder zu mir. Ich konnte ihr würziges Parfüm riechen.
«Komm, Dylan», sagte sie über die Schulter nach hinten. «Stell dich zu deiner Frau und erzähl ihr die
ganze
Geschichte. Anschließend sehen wir weiter.»
Eifersucht
, das war es, was sie antrieb. Eifersucht und
Wut, Rachedurst
und
Gier
. Sie wollte alles haben, nicht nur Reichtum und Macht, sondern auch sämtliche Gedanken und Gefühle, die andere in sich trugen. Insbesondere Mac. Dass sie ihn zu sich befehlen konnte, wann sie wollte, reichte ihr nicht aus. Ana wollte, dass Mac ihr seine Seele schenkte. Die Frage war nur, warum? Ich sah, wie Mac mit sich kämpfte. Vielleicht suchte er nur nach einem Anfang, aber mir schien, dass er verzweifelt mit sich rang.
Ana richtete das Gewehr auf ihn und winkte ihn herbei, als sei er nur eine Marionette, ein wehrloses Opfer in ihrem Spiel. Zu sehen, wie er ihrem Befehl gehorchte, tat mir fast körperlich weh. Aber ich war ja nicht besser, auch ich ließ mich von ihr beherrschen. Ana machte mir Angst, so einfach war das. Sie hielt uns mit ihrer Waffe nicht nur in Schach, sondern man konnte deutlich sehen, dass sie bereit war, über kurz oder lang abzudrücken.
Mac stellte sich an meine Seite und nahm sanft meine Hand.
«Lass sie los», befahl Ana. «Wie spielen hier keine Liebesszenen. Jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen.»
«Ana», sagte Mac bittend. «Was soll das denn alles?»
«Dreh dich um.» Mit einem kleinen, schrecklichen Klicken entsicherte sie ihr Gewehr. «Sieh aufs Meer hinaus und fang an zu reden.»
Ich wusste, dass Mac mich anschauen wollte, doch er wandte sich um und richtete gehorsam seinen Blick hinaus aufs Meer. Ich tat es ihm nach. Gemeinsam sahen wir zu, wie die Wellen heranrollten, sich brachen und auf dem festen, nassen Sand in Schaumstreifen verloren. In der Ferne erkannte ich verschwommen Land.
«Als ich achtzehn war», begann Mac, «kurz vor meinem Highschool-Abschluss, habe ich im Frühjahr Ferien in Cancún gemacht. Für mich war das damals eine großartige Angelegenheit. Für die Reise hatten ein paar meiner Freunde und ich ein Jahr lang gespart. In diesen Ferien habe ich Ana am Strand kennengelernt. Sie verkaufte Pfauenfedern – und Drogen.»
«Was für Drogen?» Unwillkürlich legte ich eine Hand auf den Einstich an der Innenseite meines linken Ellbogens.
«Hauptsächlich Marihuana, das lief bei jungen Ausländern am besten. Sie war auch nicht die Einzige, die das Zeug da an den Mann brachte, aber wir kauften nur bei ihr.»
«Etwa während der ganzen Ferien?»
Mac nickte betreten. «Vergiss nicht, dass ich damals achtzehn war. Aber eigentlich ging es mir gar nicht so sehr um die Drogen. Ich war an etwas anderem interessiert.»
Sex natürlich. Ich sah Ana als Teenager vor mir, wie sie den Strand abklapperte und die Touristen mit Drogen versorgte. Dank
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