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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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man noch das Erbe der Maya erkennen konnte. Seine Haare waren eher brünett als schwarz und die Augen blau. Aber nicht nur sein Äußeres ließ ihn hervorstechen, er wirkte auch selbstbewusster, beinah autoritär. Er musste der Herr des Hauses hier sein, vielleicht sogar der gesamten Gegend.
    Er näherte sich ohne Eile. «Felix!», sagte er knapp. Dem folgte ein Schwall auf Spanisch. Ich erfasste lediglich den Namen «Dylan».
    «Sí, Diego», erwiderte Felix, packte Macs Arm und zog ihn ein paar Schritte fort.
    Mac hieß für diese Menschen tatsächlich Dylan.
    Der Schütze griff nach meinem Arm.
    Mac befreite sich, lief auf mich zu und nahm meine Hand. Der Schütze runzelte die Brauen, aber er ließ mich los. Keiner machte Anstalten, Mac und mich zu trennen. Vielleicht war es ihnen der Mühe nicht wert, schließlich hatten sie allesamt Waffen. Auch der Anführer, wahrscheinlich ein Drogenboss, hatte eine Waffe im Bund seiner Jeans stecken. Wir schlugen den Weg zum Haus ein und betraten eine weiße Marmorhalle, in der wohltuende Kühle herrschte. Merkwürdig: Mac schien mit jedem Schritt selbstsicherer zu werden. Noch vor einer Minute hatte ich Diego für den Chef gehalten. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher.

Zehn
    Inmitten der Eingangshalle stand ein glänzend polierter Holztisch mit wertvollen Intarsien, darauf eine Vase mit Pfauenfedern. Im Vorbeigehen zupfte Mac eine Feder heraus. Für einen Moment war es, als hielten die anderen die Luft an, und Diego warf Mac einen scharfen Blick zu, sagte jedoch nichts. Der Rest der Bande musterte Mac zornig. Mac schien das nicht zu berühren. Stumm folgten wir Diego und zwei seiner Schergen durch eine Tür am Ende der Halle und dann eine breite Treppe hinunter. Die beiden übrigen Männer folgten nun jeder mit einem Gewehr in der Hand. Auf dem Weg nach unten erkannte ich an einer Seite kleine Paneele mit Artefakten aus der Zeit der Maya. Nach zwei Biegungen erreichten wir einen trübe erleuchteten Gang mit einer Tür am rechten Ende. Ich nahm an, dass sie ins Freie führte. Diego klopfte an eine Tür zur Linken, horchte, klopfte noch einmal und stieß die Tür auf.
    Ehe er über die Schwelle trat, sagte er zu Mac etwas auf Spanisch. Der nickte und folgte ihm mit mir an der Hand. Die anderen blieben draußen.
    Gleich darauf fand ich mich in einem großen Raum wieder. Die Wände waren weiß gekalkt, die Einrichtung ein Mix aus amerikanischem und mexikanischem Stil. Ich sah Wandbehänge in Regenbogenfarben, weitere Artefakte der Mayakunst und elegante moderne Möbel, die teuer gewesen sein mussten. Der Besitzer schien Glaskerzenständer zu sammeln, denn sie standen auf nahezu jeder freien Fläche. Vor einem riesigen Fenster befand sich ein schwerer Holzschreibtisch, dessen Beine mit reichen Schnitzereien verziert waren. Das Fenster ging auf einen Privatstrand hinaus, auf dem trotz der Hitze weit und breit keine Menschenseele war. Dahinter erstreckte sich das Meer. In der Luft hing ein leichter Zimtgeruch.
    Diego zog ein Handy aus der Gesäßtasche seiner Jeans und drückte eine Taste. Dann stieß er in rasendem Tempo ein paar aufgeregt klingende spanische Sätze hervor, lauschte und steckte das Handy zurück. Als Nächstes erteilte er Mac anscheinend einen Befehl, machte dann kehrt und verschwand. Ich schaute ihm nach und stellte fest, dass die Tür sich nur von außen öffnen ließ. Die Frage nach unseren Bewachern sparte ich mir, denn ich hörte, dass sie draußen rastlos auf und ab liefen.
    Wie auf Kommando wandten sich Mac und ich uns zueinander um. Er streckte die Arme nach mir aus. Ich trat einen Schritt zurück. Erst einmal wollte ich Antworten auf meine zahllosen Fragen.
    «Warum sind wir hier?»
    «Das ist eine sehr lange Geschichte.»
    «Dann fang einfach damit an, sie zu erzählen.»
    «Na gut.» Mac kam auf mich zu. Gegen meinen Willen drückte er mich an sich und flüsterte: «Ich fange am Ende an. Nein, nicht ganz. So weit ist es noch nicht. Die Männer, die du gesehen hast, haben meine Eltern umgebracht, mir fehlen nur noch die Beweise. Es ist komplizierter als –»
    «Diese vier Typen da draußen?», unterbrach ich ihn.
    «Sie gehören zu einer Zelle. Sie hat sie überall. In Mexiko und in den Staaten.»
    «Sie?»
    «Ja, Ana.»
    Ana Maria Soliz von den Soliz Riviera Enterprises. Hätte ich mir eigentlich denken können.
    Ich schob Mac ein Stück von mir weg und musterte ihn. «Die Frau, die mit dir auf dem Foto war.»
    «Auf welchem –?», fragte er und

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