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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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mir noch an Felix interessiert. Er baute sich vor Mac auf und starrte ihn an. «All die Monate. Warum haben wir nie eine Verbindung gespürt?»
    «Ich wünschte, es wäre so gewesen», entgegnete Mac. «Es hätte mir sehr viel bedeutet. Wir hätten uns –»
    «Aber das ist jetzt alles egal.»
    «Diego, wenn ich etwas von dir gewusst hätte, wäre ich nie fortgegangen.»
    Ich fragte mich, ob Mac es wirklich so meinte, aber in jedem Fall war es die richtige Antwort. Mac würde versuchen zu verhandeln, in der Hoffnung, dass er Diego von seinem Vorhaben abbringen konnte. Das war definitiv besser, als loszustürzen und womöglich mit einer Kugel im Rücken zu enden.
    «Dir hat nie etwas an meiner Mutter gelegen. Nicht wirklich.»
    «Doch. Nur war ich damals erst achtzehn, jünger, als du jetzt bist. Ich war unreif, aber nicht kaltherzig.»
    Das ließ Diego sich offenbar durch den Kopf gehen. Dann verzerrte sich seine Miene, und er spuckte vor Mac aus.
    «Auf die Knie», befahl er und drehte sich zu mir um. «Du auch.»
    «Diego», begann Mac sanft und väterlich. «Bitte, denk sorgfältig nach. Das, was du vorhast, ist endgültig. Das heißt, dass du deine Meinung nie mehr ändern kannst.»
    «
Auf die Knie!
Los, Felix, hilf den beiden!»
    Offenbar machte es Felix Freude, mir in die Kniekehlen zu treten und zuzusehen, wie ich vornüberfiel. Meine Knie schlugen auf dem harten Boden auf. Der Schmerz raste bis hoch in meinen Schädel, gefolgt von hilfloser Angst, die mir den Atem raubte. Für einen Augenblick hatte ich das Gefühl zu schweben, dann drehte es sich vor mir, und ich musste mich zwingen, nicht ohnmächtig zu werden. An meiner Seite ging Mac zu Boden.
    «Köpfe runter!», fuhr Diego uns an.
    Felix versetzte mir einen Tritt in den Rücken. Ich traf mit dem Kopf auf dem Boden auf. Dann tat er das Gleiche bei Mac.
    «Wer zuerst?», fragte Felix.
    «Ich erledige das», erwiderte Diego. «Das ist
meine
Rache.»
    Ich hörte das Klicken eines Abzugshahns.
    Und dann fiel der erste Schuss.
    Diego hatte sich entschieden. Er hatte beschlossen, denjenigen zuerst umzubringen, der seinen Hass am meisten verdient hatte.
    Er hatte seinen Vater gewählt.
    Mein Bewusstsein schwand, während mein Körper leicht wurde, aufstieg und die violettgestreiften Wolken erreichte, wo er weiterflog, um meinem Geliebten zu folgen.

Zwölf
    Ich war wie im Taumel, wusste nicht, ob ich wachte oder träumte: Mac und ich laufen Hand in Hand in die Wildnis, über uns Palmwedel in leuchtendem Grün. Der Himmel ist klar und strahlend blau, die Luft leicht und warm. Wir sind nackt, aber unsere Haut fühlt sich kühl an. Wir wissen, dass Ben unversehrt und gar nicht weit entfernt auf uns wartet. Alles andere – der Mord an Hugh und Aileen, Dannys Festnahme, Macs vorgetäuschter Selbstmord, meine Suche nach ihm – sind nur Teile eines grässlichen Albtraums, aus dem wir endlich aufgewacht sind.
    Wir laufen.
    Hand in Hand.
    Und lassen den Albtraum zurück.
    Doch dann klärte sich mein Verstand, und ich erfasste die Realität, erkannte, dass Mac zusammengesackt auf dem Boden lag. Begriff, dass er tot war. Ich hatte den langen Weg nach Mexiko zurückgelegt, um herauszufinden, ob er noch lebte, hatte ihn entdeckt –
und nun war er tot
. Und diesmal hatte ich den Beweis, denn seine Leiche lag neben mir auf der staubigen Erde. Starrköpfig, wie ich war, hatte ich meine Mission bis zu diesem bitteren Ende geführt.
    Das Leid, das mich überkam, war größer, als ich verkraften konnte.
    Aber bald würde ich erlöst, denn schon im nächsten Augenblick würde es vorüber sein.
    Denn jetzt war ich an der Reihe.
    Mit geschlossenen Augen drückte ich meine Stirn auf den Boden und nahm den Geruch der Erde wahr, die Mineralien, die seit Urzeiten zusammengepresst worden waren. Staub zu Staub, so hieß es doch. Die Rückkehr ins Nichts.
    Bitte, beeilt euch. Macht allem ein Ende. Lasst es vorbei sein.
    Ich hörte, dass sich Schritte näherten, und sah den Staub, der mir ins Gesicht wehte. An meiner Seite ging jemand in die Hocke. Die Fesseln an meinen Handgelenken wurden gelöst.
    «Steh auf!», sagte Diego.
    Mein Verstand wollte sich widersetzen, aber mein Körper gehorchte. Mühsam richtete ich mich auf und blinzelte. Mac war nicht zusammengesackt, sondern kniete mit dem Kopf reglos auf dem Boden. Blut sah ich keins, aber das war nicht weiter verwunderlich. Über Traumata wusste ich Bescheid: Sie trüben die Wahrnehmung und führen zu selektiven Eindrücken. Ich

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