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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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übertragen, und pumpte im Laufen mit den Armen. Aber mein Herz ließ sich nicht überlisten, denn es ging wie ein Dampfhammer und schlug schmerzhaft gegen meine Rippen. Die Luft war kühl, aber mein Schweiß floss in Strömen. Ich hörte Mac an meiner Seite keuchen und wusste, dass er sich ebenfalls antrieb und kämpfte, um der Gefahr und einer Zukunft zu entrinnen, vor der er schon einmal davongelaufen war. Diesmal wusste er, dass er einen Sohn zurückließ, und ich ahnte seinen Zwiespalt. Denn er lief auch einem Sohn entgegen, unserem Kind, und er wollte den Mord an seinen Eltern aufklären. Trotz aller Widrigkeiten hatten wir überlebt. Ich wollte, dass wir zu Ben zurückkehrten, und war nicht bereit, Mac ein zweites Mal zu verlieren.
    Nach etwa einer Meile erreichten wir eine Hauptstraße. Schweißüberströmt und hechelnd sanken wir zu Boden.
    «Ana wird Diego umbringen», stieß Mac hervor, als er wieder zu Atem gekommen war.
    «Das kannst du nicht wissen.»
    «Doch. Sie wird den Auftrag nach unten delegieren, und jemand, der nicht weiß, was er tut, wird ihn töten. So läuft das nun mal. Deshalb ist sie ja so gefährlich.»
    «Aber Diego ist doch nicht dumm, Mac. Er kennt seine Mutter tausendmal besser als du.
Er ist ihr Sohn, und sie liebt ihn.
Ich glaube, er weiß, wie er mit ihr umgehen muss.»
    «Hoffentlich hast du recht.»
    Da löste sich meine Anspannung, und ich begann zu weinen. «Wie sind wir nur in diese Lage geraten?»
    Mac stand auf, zog mich hoch und drückte mich so fest an sich, dass ich kaum noch Luft bekam. Wir küssten uns, zuerst zart, dann leidenschaftlich.
    «Ich liebe dich», sagte Mac unter Tränen.
    Ich klammerte mich an ihn. «Ich wollte einfach nicht glauben, dass du tot warst. Ich konnte dich einfach nicht loslassen.»
    «Du darfst mich nie loslassen.» Er küsste mich wieder.
    «Das hast du sehr schön gesagt», lächelte ich. Macs Gesicht leuchtete in der Schwärze der Nacht.
    Hand in Hand liefen wir am Straßenrand entlang. Dann und wann raste ein Auto an uns vorbei, ohne langsamer zu werden.
    «Ich hatte von jeher einen sicheren Instinkt», begann ich nach einer Weile. «Deshalb wollte es mir auch nicht in den Sinn, dass du mich einfach so verlassen hattest. Und für einen Selbstmörder habe ich dich auch nie gehalten. Du magst ja gedacht haben, deine Geschichte wäre plausibel, aber mich konntest du nicht täuschen.»
    «Siehst du, und genau das hat mir immer Sorgen gemacht. Mit gutem Grund, wie wir jetzt wissen, denn du hättest niemals hierherkommen dürfen. Schon Ben zuliebe nicht. Um ein Haar wären wir beide erschossen worden.»
    «Im Rückblick ist man immer schlauer.»
    Mac blieb stehen. «Wie geht es unserem Jungen?»
    Ich zog ihn weiter. «Gut. Er wächst und gedeiht. Eine Zeitlang hat er nach dir gefragt, dann nicht mehr. Ich wusste nicht, was schlimmer war.»
    «Weißt du eigentlich, wie leid mir alles tut?»
    «Ich kann es mir denken.»
    Jetzt hatten wir einen beleuchteten Streifen Straße vor uns, und in der Ferne erkannte ich ein Hinweisschild. Wir beschleunigten unseren Schritt.
    «Hast du eine Ahnung, wo wir sind?», fragte ich.
    «Nicht die geringste.» Mac kniff die Augen zusammen und versuchte, die Schrift auf dem Schild zu erkennen. «Ich hoffe, wir sind irgendwo nahe der Grenze.»
    Wir marschierten weiter. Es wurde kälter, und ich fing an zu zittern. Mac legte einen Arm um mich. Dadurch wurden wir zwar langsamer, aber die Nähe seines Körpers machte mich glücklich.
Hier sind wir. Wieder vereint.
Immer wieder gingen mir die beiden Sätze durch den Kopf, und doch konnte ich es kaum glauben. Stumm wanderten wir durch die Nacht und sahen den Mond immer höher steigen. Mir kam es vor, als würden wir niemals irgendwo ankommen, sondern einfach nur losgelöst durch die Gegend schweben. Das Schild schien sich weiter zu entfernen, je näher wir kamen, als wäre es nur ein Spuk, der uns narrte.
    «Ich habe Durst», verkündete ich.
    «Kein Wunder. Du musst ziemlich dehydriert sein. Du warst beinahe dreißig Stunden in der Höhle. Ich bin so rasch wie möglich gekommen, aber …»
    Den Rest ersparte er mir, aber ich konnte mir das Unausgesprochene denken.
Und hättest du nicht ein solches Theater gemacht, wären wir in den Wagen gesprungen und könnten längst jenseits der Grenze sein. Statt wie jetzt mit knapper Not dem Tod entkommen zu sein.
Aber dann hättest du nie erfahren, dass du noch einen Sohn hast, entgegnete ich stumm.
    Vor uns, in einiger Entfernung,

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