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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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«Ich hätte es dir nicht sagen sollen. Nicht heute.»
    «Wieder etwas, das sich nicht rückgängig machen lässt», murmelte Diego.
    «Aber du warst kein Fehler, mein Schatz. Dylan war ein Fehler, du niemals. Ich hätte ihn nicht mehr in mein Leben lassen dürfen. Aber jetzt werden wir ihn los. Ihn und seine
Frau
.» Sie wandte sich an Felix. «Bring mir das Tablett für die Gäste.»
    Felix verließ den Raum.
    «Bist du sicher?», fragte Diego.
    «Habe ich eine andere Wahl?»
    Wenig später kehrte Felix mit einem rotlackierten Tablett zurück. Es enthielt das Besteck, das ich noch von Drogenrazzien her kannte, nur dass die einzelnen Teile hier sauber, professionell und fast elegant aussahen. Alles war vorhanden: Spritze, Löffel, Feuerzeug und Venenschlauch zum Abbinden des Arms. Das Tablett mochte zwar für «Gäste» sein, aber dass Ana uns nur einen netten kleinen Drogenrausch anbieten wollte, hielt ich für unwahrscheinlich.
    Sie wollte uns
loswerden
. Uns auf eine Reise schicken, von der es keine Rückkehr gab.
    Haltsuchend griff ich nach Macs Hand und flüsterte: «Was soll aus Ben werden?»
    Mac zog mich an sich. Ana, die mich gehört hatte, drehte sich um. «Warum soll dein Sohn einen Vater haben? Meiner hatte ja auch nie einen.»
    Das war also ihre Rache. Ben sollte keinen Vater haben. Und keine Mutter. Ich würde Macs Schicksal teilen und war gezwungen, Ben als Waise zurückzulassen.

Elf
    Felix stellte das Tablett auf dem Schreibtisch inmitten der Glasscherben ab, trat zurück und steckte die Hände in die Hosentaschen.
    «Bringen Sie immer gleich ganze Elternpaare um?», fragte ich Ana, ohne nachzudenken. Trotzdem bereute ich meine Worte nicht. Bevor ich starb, wollte ich die Wahrheit wissen und Ana zwingen, laut vor allen zu bekennen, dass sie Hugh und Aileen hatte töten lassen. Das Mädchen Ana tat mir leid, aber sie war zur Mörderin geworden. Die Frau Ana war kein Opfer, ebenso wenig wie die Drogenchefin Ana eins war. Das wollte ich jetzt klarstellen.
    Ana grinste mich an. An ihren Augenwinkeln und auf den Wangen bildeten sich Falten, die ihr Alter verrieten. «Wenn es ums Geschäft geht, denke ich nicht in Familienkategorien.»
    «Den Eindruck habe ich nicht. Mir scheint, Sie denken nur in diesen Kategorien. Sie sind von ihnen sogar besessen. Nur deshalb haben Sie Mac hierherzitiert. Nur aus dem Grund wollen Sie ihn bestrafen. Sie wollen seine Familie auslöschen, das ist das Einzige, worum es Ihnen geht.»
    Mac beschwor mich mit flehendem Blick, zu schweigen und Ana nicht weiter gegen uns aufzubringen. Ich zuckte die Achseln. Er machte sich etwas vor, wenn er glaubte, dass das, was ich tat, noch etwas ändern würde. Ich ging kein Risiko ein, denn wir hatten nichts mehr zu verlieren.
    Ana lachte freudlos auf. «Sie denken zu viel.»
    «Mag sein, aber was war denn nun der Grund für den Mord an Macs Eltern? Was haben Sie dadurch erreicht? Kannten Sie keinen subtileren Weg, um Macs Aufmerksamkeit zu gewinnen?»
    «
Ich
habe seine Eltern nicht umgebracht.»
    «Aber Sie haben den Auftrag gegeben.»
    «Das allerdings.» Ana bekannte es ohne jede Gemütsregung. Aber was kostete sie auch ein solches Geständnis? Die Zeugen, die etwas gegen sie unternehmen könnten, wären ohnehin bald tot. «Aber Ihnen werde ich es ein wenig leichter machen. Nur ein kleiner Zaubertrick. Kein Blutbad oder ähnlich unschöne Dinge.» Sie nahm die Spritze auf und reichte sie Diego. «Soll ich dir die Ehre überlassen?», fragte sie so honigsüß, dass er sich unmöglich weigern konnte.
    Diego löste sich von der Stelle, an der er stocksteif gestanden und den Enthüllungen seiner Mutter gelauscht hatte. Seine Lippen verzogen sich zu einem verschlagenen Lächeln, und plötzlich war gar nichts mehr von Mac in seinem Gesicht, nur noch die kalte Berechnung seiner Mutter. Mir kam der Verdacht, diese «Ehre» sei womöglich sogar seine Idee gewesen und dass er darauf brannte, ans Werk zu gehen. Mutter und Sohn tickten im gleichen Takt, dessen war ich mir jetzt sicher. Aber wie hätte es auch anders sein können? Wie alle Tyrannen hatte auch Ana ihren Sohn nach ihrem Bild erschaffen; in ihm wollte sie ihre eigene Macht und Großartigkeit gespiegelt sehen. Eines Tages würde Diego das erben, was sie aufgebaut hatte, unter großen Opfern, wenn man ihr Glauben schenken wollte. Wahrscheinlich wünschte sie, dass Diego noch einflussreicher als sie würde und ihre Macht zu einem Imperium ausbaute.
    Aber Diego war auch Macs Sohn, und ich

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