Es ist niemals vorbei
langsam auf den Wagen zu, in seinem Gefolge Jasmine, die nach wie vor aufgebracht wirkte und auf ihn einredete. Einiges von dem, was sie sagte, schnappte ich auf.
«Wir standen
so kurz
vor dem Abschluss.»
«… Soliz war der Faden, an dem wir gezogen haben. Wir hätten das ganze Netz haben können … Umkreis von tausend Meilen.»
«Was meinst du, wann wir wieder jemanden wie dich einschleusen können?
Nie
wieder wird uns das gelingen.»
Was sollte das alles bedeuten?
Mit einer Handbewegung brachte Mac sie zum Schweigen. Dann griff er in seine Hosentasche und holte Aileens Ring hervor, den er Jasmine überreichte. «Hier, bitte! Ist das etwa
nichts
?»
Im ersten Impuls reagierte ich als Ehefrau.
Wie kam Mac dazu, Jasmine den Ring seiner Mutter zu schenken?
Dann setzte mein Polizistengehirn ein.
Er hatte ihr den Ring gegeben, um Ana Maria des Mordes zu überführen. Würde sie verurteilt, würde ihrem Drogenkartell ein entscheidender Schlag versetzt. Zwei Fliegen mit einer Klappe, gewissermaßen.
Mac öffnete die Wagentür und ließ sich neben mir nieder. Ich schaute ihn an und fragte mich wieder einmal, wer er in Wahrheit war. Mac nahm meine Hand. Ich zog sie weg.
«Von welchem Abschluss habt ihr da gesprochen?»
Mac nahm wieder meine Hand und umschloss sie mit sanftem Druck. «Ich habe dich nicht belogen. Aber vor Ana konnte ich meine Geschichte nicht zu Ende erzählen, das musst du verstehen.»
«Dann erzähl sie jetzt zu Ende, oder ist das hier schon wieder so eine Scharade? Ich verstehe nämlich rein gar nichts mehr.» Meine Stimme war mit jedem Wort lauter und zorniger geworden. Im Grunde war ich jetzt völlig verunsichert und verwirrt.
Jasmine schlüpfte auf den Fahrersitz und startete den Motor. Der Bärtige mit dem blondgelockten Haar setzte sich auf den Beifahrersitz. Die beiden tauschten einen Blick, dann begann Jasmine in der Handtasche zu kramen, die zwischen ihnen lag, und zog eine rosafarbene Brieftasche hervor, auf der ein Kätzchen mit glitzernder Tiara abgebildet war. Jasmine klappte sie auf und zeigte mir einen Ausweis mit ihrem Foto und der Überschrift
US
Special Agent
. Unter dem Foto stand
Drug Enforcement Administration
– die amerikanische Drogenbekämpfungsbehörde.
Mir fiel die Kinnlade runter.
«Ist das dein Ernst?»
Der Blonde holte seinen Ausweis hervor und hielt ihn mir hin. Special Agent Fred Miller. Mitglied derselben Behörde.
«Was geht hier eigentlich vor?», fragte ich Jasmine. «Und wie habt ihr uns überhaupt gefunden?»
«Später», antwortete Jasmine. «In einer Stunde sind wir am Flughafen von Merida. Dann können wir reden.»
«Kann ich dir trotzdem eine Frage stellen?»
«Du hast schon zwei gestellt», entgegnete Jasmine. «Genau genommen drei.» Sie trat aufs Gas, der Motor heulte auf, der Wagen fuhr die Böschung hoch zurück zur Straße.
«Gehörst du auch zur DEA ?», wandte ich mich an Mac.
Er sah mich an. In seinem Kopf arbeitete es, das konnte ich sehen, aber weder nickte er, noch schüttelte er den Kopf.
Eine knappe Stunde später hielten wir an einer Wachstation am Flughafen von Merida. Jasmine zückte ihren Ausweis. Wir wurden anstandslos durchgewinkt und fuhren zu einem abgelegenen Rollfeld, auf dem ein kleines Flugzeug ohne jede Aufschrift wartete. Wir bestiegen es über eine fahrbare Treppe, die nach uns sofort wieder weggerollt wurde. Innen gab es sechs Sitzplätze. Wir ließen uns auf den cremefarbenen Ledersesseln nieder, die jeweils zu zweit an drei kleinen Tischen angeordnet waren. Hinter uns befand sich eine Konsole mit Überwachungsgeräten. Es sah aus wie ein Luxusspielzeug, das zum Gebrauch durch eine geheim operierende Institution umgerüstet worden war, die keinen Wert auf Firmenlogos legte.
Die Tür wurde vom Piloten geschlossen, und wir schnallten uns an. Die Triebwerke heulten auf, und ehe ich mich versah, waren wir in der Luft.
Von meinem Fensterplatz aus sah ich zu, wie die hellerleuchteten Zufahrtsstraßen und Rollfelder unter mir zu einem zartgoldenen Spinnennetz verblassten und nach und nach unter der dichter werdenden Wolkendecke verschwanden. Mac saß neben mir am Gang und schaute auf seiner Seite aus dem Fenster. Jasmine und Fred, die uns gegenübersaßen, ignorierten die nächtliche Aussicht. Vermutlich kannten sie die Gegend in- und auswendig, denn ohne gründliche Vorbereitung hätten sie uns wohl kaum gefunden. Ein Wunder, dass sie es letztlich geschafft hatten.
«Hübsches Flugzeug», sagte ich zu
Weitere Kostenlose Bücher