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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Euro gebunkert. Mehr als die Tatsache haben die Behörden nicht mitgeteilt. Man darf wohl spekulieren, dass die alte Frau als Verbindungsglied zwischen der russischen Kaviarmafia und deren deutschen Abnehmern tätig war. Die alte Frau erhielt zuweilen Besuch von zwei jungen Männern, angeblich handelte es sich um ihre Enkel. Welche Rolle sie in dem Fall spielen, ist noch unklar. Bisher ist es der Polizei noch nicht gelungen, sie ausfindig zu machen. Möglicherweise stehen sie in Verbindung zu einer russischen Geldeintreiberfirma.
    Außerdem steht die Frage im Raum, ob es eine Verbindung zwischen dem Mord an der Kaviar-Oma und dem Mord an dem Promifotografen Hein Carstens gibt. Carstens hatte ebenfalls Verbindungen nach Russland und zu einer Gruppe von Exilrussen in Deutschland, deren Oberhaupt in Bierstadt lebt. Dessen Freundin gehört zu den jungen Frauen, die Hein Carstens für eine Erotikserie in einer bekannten Zeitschrift hüllenlos fotografiert hat.
    Das reichte. Boris Gogol würde sich angepikst fühlen.
    Jansen las den Artikel gegen und meinte trocken: »Spekulatius pur. Und für deinen Schutz sorgst du bitte selbst, okay?«
Hilfe aus dem Dschungel
    Die nächste Folge der Seifenoper musste bald beginnen. Ich wollte sie mir zu Hause ansehen und machte mich auf den Weg.
    Ich nahm mir vor, den direkten Kontakt zu Kiki Moreno zu suchen. So ganz von Frau zu Frau – und ohne Gogols Kontrolle.
    Da die Soap in Köln gedreht wurde, würde sie sich tagsüber wohl dort aufhalten. Und eine launige Geschichte über das aufregende Leben einer Schauspielerin würde allemal bei einer Reise in die Stadt am Rhein herausspringen. Ich wollte unbedingt wissen, wie Kikis Beziehung zu dem toten Fotografen ausgesehen hatte. Und das möglichst vor der Polizei.
    Ich kam rechtzeitig zu Hause an. In der letzten Folge der Soap war Sandy alias Kiki ja entführt worden. Ihre spitzen Schreie gellten noch in meinen Ohren.
    Die neue Folge schloss nicht gleich an die Entführung an.
    Ein dunkelhaariger, ausgesprochen hübscher Jüngling begleitet eine Blondine mittleren Alters in eine Klinik – zur Krebsvorsorge. Die Frau sieht aus wie Annelore Elsner, macht ein sorgenvolles Gesicht und nennt den jungen Mann Sammy.
    Das Kleine Krokodil, schoss es mir durch den Kopf. Und bei der Frau muss es sich um die über dem Dschungel abgestürzte Mutter mit Gedächtnisverlust handeln. Sammy ist der Sohn dieser Frau und des Indianerhäuptlings Zärtliches Krokodil, der im Kampf um die Ruhestätten seiner Vorfahren hinweggerafft worden war. Na also, ich hatte alles behalten!
    Schnitt.
    Ein halb dunkler Raum. Sandy sitzt zusammengekauert auf einer Pritsche und schluchzt. Ihre Augen sind verbunden, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Ein Geräusch an der Tür des Verlieses. Sandy zuckt zusammen. Ein Mann betritt den Raum. Er ist nur schemenhaft zu erkennen. Sandy rutscht auf der Pritsche ganz nach hinten.
    Schnitt.
    Die blonde Frau erhält eine niederschmetternde Diagnose: Brustkrebs! Sammy tröstet sie und fragt, ob es kein Heilmittel gibt. Der Arzt schaut ernst und sagt dann, dass ein Forscherteam im indianischen Dschungel eine unbekannte Heilpflanze sucht, die gegen jede Art von Krebs helfen soll. Sammy fragt, wann die Forscher aus dem Urwald zurückerwartet werden. Der Arzt berichtet, dass die Biologen verschollen seien.
    Ich war froh, dass das Telefon klingelte. Simon Harras wollte mich zu einem Biergartenbesuch einladen.
    »Ich muss erst Gute Tage – schlechte Tage zu Ende sehen«, entgegnete ich. »Aber danach bin ich zu allem bereit.«
    »Es stimmt also tatsächlich.«
    »Was?«
    »Dass du auf so einen Mist stehst.«
    »Aha«, erkannte ich. »Stella und Susi haben geplaudert.«
    »Haben sie. Oder sagen wir so: Sie haben sich darüber mokiert, dass du die viertausend Folgen in zehn Minuten erklärt haben wolltest.«
    »Süßer, ich darf den Cliffhanger nicht verpassen. Ich glaube nämlich, dass das Kleine Krokodil seiner Mutter zuliebe ins Reich der Ahnen zurückkehrt, um die mysteriöse Heilpflanze gegen den Krebs zu suchen. Wir sehen uns in einer halben Stunde!«
    Im TV lag Sandy gerade in den starken Armen des Grafen Harro. Es war nicht auf den ersten Blick ersichtlich, ob die beiden den unwissentlichen Inzest schon hinter sich hatten. Merkwürdig, dachte ich, eben war sie doch noch in der Hand brutaler Entführer. Dann verschwamm das Bild und Sandy kauerte wieder auf dem Lager im Keller. Ich begriff, dass die Bettszene nur ein schöner Traum

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