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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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gewesen war.

    Im Biergarten klagte mir Harras sein Junggesellenleid. Die Frauen, die er mochte, sähen ihn als guten Kumpel, auf den man sich verlassen könne, aber ins Bett wolle keine mit ihm. Er betreue seine Freundinnen auch dann noch, wenn sie sich dem erstbesten Macho hingegeben hatten, auf dessen Stirn Ich will ficken geschrieben stand.
    »Was mache ich falsch, Grappa?«, knötterte er.
    »Gar nichts.«
    »Und warum finde ich dann keine Freundin?« Er griff zum nächsten Glas Pils.
    »Das liegt am zunehmenden Individualismus in unserer modernen Industriegesellschaft«, dozierte ich. »Alle wollen alles haben und selbst nichts tun.«
    »Alles? Ich will nicht alle Frauen, sondern nur eine.«
    »Auch für dich wird die Stunde des Glücks kommen«, orakelte ich. Hoffentlich kommt er nicht auf mich zu sprechen, dachte ich.
    Leider tat er mir nicht den Gefallen. »Und woran liegt es bei dir, Grappa?«
    »Was?«, versuchte ich, Zeit zu gewinnen.
    »Na, was wohl? Warum hast du keinen Mann?«
    Ich griff zum Weinglas. »Ich brauche keinen Mann«, erklärte ich dann. »Männer machen Schmutz, trinken mir den Wein weg und bringen den Abfall nie runter.«
    »Und die Erotik?«
    »Okay. Manchmal fehlt da was. Aber dann lese ich ein gutes Buch oder trinke noch etwas mehr Wein.«
    »Hast du nicht manchmal Sehnsucht, dich an jemanden zu kuscheln?«
    »Klar. Ab und zu gönne ich mir das ja auch.«
    »Aber wie kriegst du das hin?«
    »Mit meinem rustikalen Charme«, antwortete ich.
    »Der reicht?« Simon schaute skeptisch.
    »Ja! Oder glaubst du, ich halte den Herren eine Waffe an die Schläfe?«
    Wir lachten. Zufällig fiel mein Blick an den Nachbartisch. Der leerte sich gerade. Und neue Gäste waren im Anmarsch: Hauptkommissar Anton Brinkhoff und ein Fremder.
    Eigentlich wenig überraschend, denn der Biergarten lag nur dreihundert Meter vom Polizeipräsidium entfernt.
    Der andere Mann war ein Schlacks. Etwa eins neunzig und um die fünfzig. Die Kleidung war lässig. Seine Hose hatte am Bein Taschen mit ledernen Verschlüssen. In dem Look hätte er das Kleine Krokodil ins Reich der Ahnen begleiten können.
    Brinkhoff hatte uns entdeckt und winkte. Ich wedelte heftig zurück und hoffte, dass er die Geste als Einladung auffassen würde.
    Es klappte. Simon hatte nichts davon mitgekriegt. Er starrte in sein Bier und haderte mit seinem Gutmenschsein.
    Brinkhoff und der Mann näherten sich unserem Tisch. Mich beschlich eine Ahnung, wer Brinkhoffs Begleiter sein könnte. Hatte der Hauptkommissar nicht davon gesprochen, dass sein Nachfolger schon in der Stadt sei und von ihm in die aktuellen Fälle eingearbeitet werde?
    »Hallo, Frau Grappa«, grüßte der Hauptkommissar. »Was für ein Zufall! Oder ist es keiner und Sie sind undercover im Dienst?«
    »Ich habe vorausgeahnt, dass Sie heute hier einkehren würden. Mit Ihrem Nachfolger. Stimmt’s?«
    Der Schlacks schaute amüsiert.
    »Das ist Dr. Friedemann Kleist, leitender Hauptkommissar. Und diese Dame hier ist Maria Grappa, die Polizeireporterin der größten Lokalzeitung am Ort. Sie werden in Zukunft viel miteinander zu tun bekommen«, meinte Brinkhoff.
    Kleists Augen waren grün. »Angenehm!« Er deutete eine Verbeugung an und ignorierte meine ausgestreckte Begrüßungshand.
    »Mal abwarten«, lächelte ich und zog meine Hand deutlich wieder zurück. Ich stellte Harras vor.
    »Setzen Sie sich doch«, sagte der zu den beiden Männern.
    »Was meinen Sie, Kleist? Als vertrauensbildende Maßnahme sozusagen.« Brinkhoff hatte die Nummer mit dem verweigerten Handschlag mitbekommen und freute sich offensichtlich.
    »Nur nichts überstürzen, die Herren!«, entgegnete ich. »Vertrauen gibt es nie auf Vorschuss. Und schon gar nicht Polizisten gegenüber.«
    »Ich finde auch, dass eine gewisse Distanz zwischen den Medien und der Polizei angebracht ist.« Kleists grüne Augen blitzten ironisch. »Ich weiß, dass viele meiner Kollegen das anders sehen. Manus manum lavat. Ich bin strikt gegen solche engen Kontakte.«
    »Ich wollte Sie auch nicht heiraten«, kicherte ich. »Zumindest heute Abend noch nicht.«
    Brinkhoff wurde verlegen. »Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend«, sagte er mit Blick auf Harras und mich.
    »Was ist eigentlich mit dem Vermieter der Schöderlapp?«, schob ich schnell noch ein.
    Brinkhoff runzelte die Stirn, blickte auf Kleist, schüttelte verneinend den Kopf.
    Kleist verfolgte das alles aufmerksam. »Auskünfte über Ermittlungsergebnisse gibt es nur bei

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