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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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viel ist der Kaviar eigentlich wert, der in Schöderlapps Wohnung gefunden wurde?«
    »Woher wissen Sie von dem Kaviar?«
    Ich erklärte es ihm.
    Er schüttelte missmutig den Kopf. »Das Zeug hätte einen Wert von über dreißigtausend Euro gehabt. Hätte. Die Ware war verdorben. Als wir eine der Dosen öffneten, breitete sich ein bestialischer Gestank aus.«
    »Schmuggelware?«
    »Natürlich. Die gefälschten Einfuhrpapiere haben wir auch gefunden.«
    »Was ist mit Namen von Kunden?«
    »Nein, leider nicht. Nicht ein einziger Hinweis.«
    »Und die Plastiktüte?«, fragte ich.
    Brinkhoff lachte. »Die Frage, wie Sie das wieder erschnüffelt haben, schenke ich mir besser. Peter Silius befindet sich zurzeit im Ausland. Wir konnten ihn noch nicht befragen. Aber auf den ersten Blick stimmt alles bei ihm. Er verkauft Kaviar, aber nur legal eingeführte Ware.«
    »Ist doch praktisch«, meinte ich. »Er führt einen Teil legal ein und keiner kommt auf den Gedanken, dass er einen Teil illegal importiert, um seine Kunden zufriedenzustellen. Vielleicht wollte die Oma seine dunklen Geschäfte auffliegen lassen und musste deshalb sterben.«
    »Mal langsam, Frau Grappa«, sagte Brinkhoff. »Ich habe nur noch eine gute Woche bis zu meinem Ausscheiden. Um Ihre abstrusen Theorien soll sich mein Nachfolger kümmern. Der ist schon hier, damit ich ihn einarbeiten kann. So eine Art Übergabe.«
    »Wie heißt der Mann denn nun?«
    »Ich schweige wie das berühmte Grab«, grinste der Hauptkommissar. »Aber ich werde den Kollegen vor Ihnen warnen! Danke für das Frühstück.«
    »Wann kann ich Sie anrufen wegen Boris Gogol?«
    »Ich werde den Namen gleich durch den Computer jagen«, versprach er. »Sobald ich was weiß, rufe ich Sie auf dem Handy an.«
Zärtliche und kleine Krokodile
    Die Seifenoper Gute Tage – schlechte Tage wurde in Köln gedreht. Die Serie lief seit 1995. Bisher waren fast viertausend Folgen produziert worden. Kiki Moreno hatte erst knapp vierhundert Teile hinter sich gebracht. Mittags wurden die dreißig Minuten, die am Vorabend gesendet worden waren, wiederholt. In der Redaktion stand ein Fernseher.
    Soaps waren nicht mein Ding, aber ich wusste, dass sie viele Fans hatten. Sarah, Susi und Stella zum Beispiel. Sie tauschten sich oft über die Begebenheiten und Verwicklungen aus, gaben Prognosen zum künftigen Ablauf ab und verteilten ihre Sympathien und Antipathien.
    Ich drückte die Tür zum Großraumbüro auf. Es war Mittag und die meisten Kollegen saßen bei dieser Hitze in einem Biergarten oder hatten Termine. Stella und Susi löffelten Eis aus einem Becher.
    »Hallo, Mädels, stört es euch bei eurer wohlverdienten Mittagspause, wenn ich das TV anwerfe?«
    »Was gibt es denn?«, fragte Stella.
    » Gute Tage – schlechte Tage. In einer halben Stunde.«
    Die beiden sahen sich überrascht an. Sie hätten mir wohl eher eine Tiersendung oder ein Politmagazin zugetraut.
    Diskret schickte ich die Azu-Biene zum Bäcker. Mandelhörnchen für alle. Dann wandte ich mich wieder an die Sekretärinnen. »Könntet ihr mich mal schnell in den Stand der Dinge einweihen?«
    »Es geht um Liebe«, zeigte sich Susi kooperativ.
    »Oh!«
    »Und um Intrigen«, machte Stella mit.
    »So, so.«
    »Ich hab fast alle Folgen gesehen«, erzählte Susi. »Es gibt viele Verwicklungen.«
    »Also wie im richtigen Leben«, begriff ich.
    »Schlimmer!«
    »Welche Rolle spielt denn Kiki Moreno?«
    »Die Sandy«, kam es unisono.
    »Die ist noch nicht lange dabei«, führte Susi aus. »Aber dafür jetzt in fast jeder Folge.«
    »Sie ist die Tochter der ersten Frau des Harro von Liechtenstein. Aber das weiß sie natürlich nicht. Und die Mutter auch nicht, weil die im Dschungel mit dem Flieger abgestürzt ist, aber von einem Indianerstamm gerettet wurde«, fuhr Stella fort. »Sie hat dann den Häuptling Zärtliches Krokodil geheiratet.«
    »Du musst noch sagen, dass die Mutter ihr Gedächtnis verloren hat. Sie weiß also nichts mehr von ihrem früheren Leben. Jetzt ist sie Haushälterin beim Liechtenstein.«
    »Moment mal«, wandte ich ein, »die hat ihr Gedächtnis so gründlich verloren, dass sie ihren Ex nicht mehr erkennt?«
    Stella verdrehte die Augen. »Na klar, die arme Frau.«
    »Und wieso erkennt der Ex sie nicht?« Ich verstand nur Bahnhof. »Das ist doch die Mutter seiner Tochter!«
    »Ja, ja«, kam es von Susi, »das sollte man denken. Aber als der Flugzeugabsturz passierte, haben sie die Iris Bärbaum, die das gespielt hat, aus der Serie

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