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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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nichts«, seufzte ich. »Aber klar. Hier ist meine Karte. Wenn’s brennt, bin ich vierundzwanzig Stunden im Dienst.«
»Kalinka schwäre Frau …«
    Die Straße vor meinem Haus war schmal und man konnte nur auf einer Seite parken. Deshalb fiel mir der protzige Wagen sofort auf. Ich sah den Rücken eines Mannes und überlegte, ob ich umkehren sollte und die Polizei informieren. Aber Gogol wäre nicht so dumm, mich am helllichten Tag vor den Augen meiner Nachbarn zusammenschlagen zu lassen … oder doch?
    Ich rief Brinkhoff an und gab ihm die Info.
    »Wenn ich in einer Stunde nichts von Ihnen gehört habe, schicke ich eine Streife zu Ihnen.«
    Ich zog an der Karosse vorbei, fuhr in meinen Carport und ging zur Haustür.
    »Wartän Sie!« Wlad rollte sich aus dem Wagen. »Ich Sie sprächän!«
    Das klang nicht aggressiv. Ich atmete durch und meine Spannung ließ nach.
    »Hallo, Herr Wlad.«
    »Sie schreibän von gestern?«
    »Meinen Sie die Moreno und Sie? Das, was ich in der Garderobe gesehen habe?«
    Er nickte.
    »Nein, das ist Ihre Privatsache. Und die von Frau Moreno. Sind Sie deshalb hierhergekommen?«
    Der große Kerl stand da wie ein begossener Pudel. »Und Foto? Dein Freund machen Foto.«
    »Keine Sorge. Davon wird nichts veröffentlicht. Ich bin schließlich Journalistin.«
    Er blickte mich leicht verwirrt und offenbar zweifelnd an.
    Ich lenkte ein: »Und ich werde auch Herrn Gogol nichts sagen. Aber eine Bitte habe ich doch: Frau Moreno soll mich unbedingt anrufen.«
    »Sie anrufen, wenn Boris nicht da. Morgän.«
    »Verstehe. Er muss sich um seine Frau kümmern.«
    Wlad nickte. »Kalinka schwäre Frau. Oft sähr böse.«
    »Na ja, bei einem solchen Ehemann hat eine Frau es auch nicht leicht.«
    Diesen Satz verstand Wlad nicht wirklich. Sein Bild von Männern und Frauen war eindeutig: Mann oben, Frau unten – und zwar nicht nur beim Sex.

    War das wirklich eben passiert? Der Leibwächter eines Schmuggelkönigs bat mich um Diskretion? Ich berichtete Brinkhoff von dem Techtelmechtel der Moreno mit Wlad. Er amüsierte sich köstlich.
    »Gogol hat übrigens ein Alibi. Als Hein Carstens im Hotel erschlagen wurde, hatte er einen Geschäftstermin. Mit deutschen Geschäftspartnern in einem bekannten Restaurant. Die Leute haben seine Angaben bestätigt.«
    »Was für Geschäftspartner?«
    »Russland und die Länder drum herum werden ja immer beliebter. Gogol will zusammen mit diesen Leuten ein Reiseunternehmen aufziehen. Wolga-Kreuzfahrten, Kulturreisen nach St. Petersburg und Kur-Urlaub am Schwarzen Meer. Alles, was Spaß macht und Geld bringt.«
    »Allerdings hatte ich nie angenommen, dass er sich selbst die Finger schmutzig macht. Und dann noch vor der Überwachungskamera des Hotels ins Zimmer stiefelt und Carstens umlegt. Der Mann, der gefilmt worden ist, war klein und schmächtig.«
    »Die Beschreibung passt auf niemanden.«
    »Doch«, beharrte ich. »Auf den anderen Leibwächter. Nikita. Der ist nur eine halbe Portion.«
    »Der nahm auch am besagten Abendessen teil. Leider. Es wäre so einfach gewesen.«
    »Ach, wir stehen doch beide eher auf die schwierigen Sachen. Apropos: Führt Dr. Kleist seine Vernehmungen auch mal abends in einer Kneipe durch?«
    »Nicht dass ich wüsste. Warum?«
    Ich erklärte es Brinkhoff.
    »Er hat mich in seine Ermittlungstaktik nicht eingeweiht. Schließlich treffe ich mich ja manchmal auch mit Polizeireporterinnen in verschwiegenen Bistros. Aber ich werde den Kollegen fragen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.«
Wo, zum Teufel, sitzt das Böse?
    Ich bestellte mir beim Pizzaservice eine große Diavolo und eine Flasche Chianti. Das Wochenende war seifenfrei, Gute Tage – schlechte Tage lief nur an Werktagen. Aber Samstagabend gab es das GTST-Magazin: Ihre Stars, wie sie wirklich sind. Manchmal wurden auch Fans eingeladen, die dann – unter der Leitung einer blonden Piepsstimme – Fragen an die Darsteller richten konnten. Die Fragen drehten sich um Lieblingsmusik, Labelkunde und Allerweltsthemen wie bevorzugte Sexualpraktiken, Penislänge oder Körbchengrößen.
    Die Show hatte gerade angefangen. Das erste Glas Chianti, beherzt hinuntergegossen, half mir, die grelle Deko und aufgeregte Geräuschkulisse zu ertragen. Ich legte die Beine hoch und lauschte weiter, Handy und Fernbedienung in greifbarer Nähe.
    Natürlich war die inzestuöse Liebe zwischen Harro Graf von Liechtenstein und seiner Tochter Sandy immer wieder ein Thema. Die Fragen lauteten: Darf man das? Kommt die Polizei? Was

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