Es muss nicht immer Grappa sein
mehr! Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.«
»Wo ist der Baseballschläger?«
Sie legte auf.
Nächster Anruf. Friedemann Kleist.
»Ich habe nichts zu sagen, wenden Sie sich an die Pressestelle der Staatsanwaltschaft, verehrte Frau Grappa«, vernahm ich erwartungsgemäß.
»Die fragt doch sowieso bei Ihnen nach«, entgegnete ich. »Da ist ein lockeres Gespräch zwischen zwei Menschen, deren Interesse die Aufklärung von zwei Morden ist, doch angebrachter.«
»Ich glaube, dass unsere Auffassungen von dem, was angebracht ist, ziemlich weit auseinanderliegen. Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich habe zu tun.«
Wütend knallte ich den Hörer auf. Der Kerl war eine Katastrophe.
Ich weinte mich bei Jansen aus und er lud mich auf eine Pizza ein.
»Die Moreno ist es bestimmt nicht gewesen«, meinte er wieder. »Mag sein, dass sie mit drinhängt. Vielleicht hat sie von Gogols Geschäften doch mehr mitbekommen, als wir alle ahnen. Und wollte bei Carstens auspacken. Und da hat Gogol ihn ins Jenseits geschickt. So ein Baseballschläger passt nicht zu dieser zarten Person. Gogol hat bestimmt ganz unangenehme Zeitgenossen auf seiner Gehaltsliste. Der schickt doch keinen seiner täglichen Begleiter ins Hotel! So blöd ist der nicht! Er bezahlt jemanden, der einfliegt, tötet und wieder verschwindet. Vermutlich nach Moskau. Und damit unerreichbar ist für die deutsche Polizei.«
»Dann lassen wir die Morde also unaufgeklärt«, murrte ich. »Kann ich noch etwas Mineralwasser haben?«
Ein Krokodil schnürt sein Bündel
Der Pressestaatsanwalt hatte sich schlaugemacht und war am Nachmittag zu einem Gespräch bereit. Ich besuchte ihn in seinem Büro – einer dunklen, muffigen Bude. Ein Ambiente, das nicht zur Besserung meiner Laune beitrug.
»Mich interessiert der aktuelle Ermittlungsstand in den Mordfällen Schöderlapp und Carstens. Der Leitende Hauptkommissar Kleist untersucht seit mehreren Tagen die Festplatte des Fotografen. Was haben diese Untersuchungen bislang ergeben?«
»Herr Kleist steht immer noch am Anfang der Ermittlungen. Er und seine Kollegen sichten die Korrespondenz von Hein Carstens. Aus ermittlungstechnischen Gründen kann ich nicht mehr sagen.«
Na toll. Genau so hatte ich mir das vorgestellt.
»Wie sieht es im Mordfall Schöderlapp aus?«
»Da gibt es nichts Neues.«
Noch mal toll.
»Und Silius? Haben sich Anhaltspunkte der illegalen Einfuhr von russischem Kaviar gefunden?«
»Aufgrund von Paragraf 31 Steuergesetzgebung, hier Steuergeheimnis, muss ich über Einzelheiten schweigen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass Peter Silius als Beschuldigter gesehen wird.«
Na ja, wenigstens etwas. »Was wirft man ihm vor?«
»Steuervergehen. Was genau von dieser Palette, wird noch untersucht. Vielleicht gibt es auch einen Verstoß gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen.«
»Welcher Art sind die Verbindungen zwischen der Schöderlapp und Carstens? Was hat Herr Kleist auf dem Rechner gefunden?«
»Das kann ich nicht sagen. Hauptkommissar Kleist wird zu gegebener Zeit Bericht erstatten. Anschließend werden wir eine Pressemitteilung herausgeben. Gedulden Sie sich ein wenig, Frau Grappa.«
Eine Stunde später saß ich, noch immer wütend über die Mauer des Schweigens, an meinem Rechner und kämpfte mit den Formulierungen. Es galt, dreißig Zeilen zu füllen. Die Hauptperson des Artikels war Kiki Moreno, die in der ganzen Geschichte eine dubiose Rolle spielte. Ein Foto von Kiki lag auf meinem Schreibtisch. Es zeigte sie in ihrer Sandy-Rolle – blond und zart an die Schulter des Grafen von Liechtenstein gekuschelt.
GERÄT SOAP-STAR IN DEN FOKUS DER ERMITTLER? – WAS WEISS KIKI MORENO ÜBER DEN MORD AN CARSTENS?
Mein Blick fiel auf die Uhr. Soap-Time. Ich verschob das Schreiben und begab mich ins Großraumbüro. Der Fernseher flimmerte schon und der GTST-Song schepperte.
Jerome, der neu dazugekommene Privatdetektiv, schaut sich Fotos von Sandy an. Eins nach dem anderen nimmt er in die Hand, als würden die Bilder zu ihm sprechen. Der Graf erscheint und erkundigt sich nach den Fortschritten der Ermittlungen. Jerome berichtet von Zeugen, die den Wagen gesehen haben, in den Sandy von ihren Entführern gezerrt worden ist. Der Graf fragt nach der Marke. Jerome antwortet. Ein Morgan. Der Graf erstarrt.
Schnitt.
Das Kleine Krokodil und seine Mutter sitzen in einem Taxi und sind auf dem Weg zum Flughafen. Der junge Mann hat alles Lebensnotwendige für seinen Aufenthalt im Regenwald in einem Rucksack
Weitere Kostenlose Bücher