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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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oder zehn Millionen Franc.«
    »Echte Barren?«
    »Solche mit Bleikernen natürlich.«
    »Wenn’s weiter nichts ist.«
    »Du ausgekochtes Stück«, sagte er. »Du elendes Luder, durch dich bin ich wieder in diese Geschichte reingekommen. Schrubb nicht so fest!«
    Sie schrubbte noch fester. Sie rief: »Ach, ich bin ja so froh, daß sie dich nicht umgelegt haben, mein Süßer!«
    »Du sollst mit dem Schrubben aufhören!«
    Sie lachte kehlig und fing an, ihn zu kitzeln.
    »Hör auf, oder ich zieh’ dir die Hosen stramm!«
    »Das wird dir schwerfallen, ich habe keine an!«
    »Na warte!« Er packte sie, sie kreischte auf, Wasser spritzte hoch, und dann lag sie auf ihm, im warmen, seifigen Wasser der Wanne, und schrie und kreischte und lachte und spuckte und wurde still in seinen Armen. Plötzlich mußte er an den armen Lazarus Alcoba denken, an den armen Walter Lindner und seine Frau, an die Passagiere des gesunkenen Schiffes, an die Matrosen, an die armen Soldaten in den Schützengräben, an alle armen Menschen überhaupt. Wie kurz sie lebten. Wie schwer sie es hatten. Wie böse ihr Ende war. Und wie wenig Glück es gab auf dieser Welt.
    19
    Am Mittwoch, dem 4. Dezember 1940, trafen sich in einem Extrazimmer des »Hôtel Bristol« an der Cannebière drei Herren zu einem vegetarischen Mittagessen, welches einer von ihnen mit der Umsicht des gewiegten Feinschmeckers zusammengestellt und bei seiner Entstehung in der Hotelküche sorgsam überwacht hatte.
    Die drei Herren hießen: Jacques Bergier, Paul de Lesseps und Pierre Hunebelle. Paul de Lesseps war ein verschlossener, hagerer Typ mit scharfen Gesichtszügen, etwa 37 Jahre alt. Jacques Bergier war älter, rosiger, dicker, etwas zu elegant gekleidet, mit gezierten Bewegungen, hoher Stimme und kleinen, trippelnden Schritten. Er trug eine dunkelrote Samtweste zu seinem dunkelblauen Anzug und war ein bißchen aufdringlich parfümiert.
    Pierre Hunebelle schließlich, der Herr, der sich um das Mittagsmahl gekümmert hatte, sah aus wie unserem Helden Thomas Lieven aus dem Gesicht geschnitten – und das ist kein Wunder, denn um Thomas Lieven handelte es sich auch, er hieß nur jetzt Hunebelle und nicht mehr Leblanc. Dem geneigten Leser wird einleuchten, weshalb. Thomas hatte einen neuen falschen Paß des französischen Geheimdienstes in der Tasche …
    Es war das erste Zusammentreffen der Herren Bergier und de Lesseps mit Monsieur Hunebelle, und besonders Bergier betrachtete den reizenden jungen Mann mit steigendem Wohlgefallen. Seine sentimentalen Mädchenaugen ruhten ohne Unterlaß auf ihm. Thomas hatte die beiden zu diesem Essen eingeladen, nachdem er sich bei Rechtsanwalt Bergier als Geschäftspartner angemeldet hatte. »Vielleicht reden wir bei einem guten Essen darüber«, war sein Vorschlag gewesen.
    »Mit Freude, Monsieur Hunebelle – aber bitte unter keinen Umständen Fleisch«, hatte der ästhetische Bergier mit hoher Stimme geantwortet.
    »Sie sind Vegetarier?«
    »Hundertprozentig. Ich rauche auch nicht. Und ich trinke nicht.« Und viel mit Damen scheinst du dich auch nicht abzugeben, mein Kleiner, hatte Thomas gedacht. Nur für die Gestapo mußt du arbeiten, du saubere Seele …
    Menu • 4. Dezember 1940
    Ein seltsames Schnitzel bringt viele Millionen Franc …
     
    Sellerie auf Genfer Art
    Pilzschnitzel
    Poire Belle Hélène
    Sellerie auf Genfer Art:
Man nehme mittlere Sellerieknollen, wasche und bürste sie kräftig und koche sie dann in Salzwasser nicht zu weich. Man schäle sie und schneide sie in dünne Scheiben. Man gebe in eine tiefe Porzellanschüssel etwas frische Butter, darauf eine Lage Selleriescheiben, die man mit geriebenem Emmentaler und Butterflöckchen bestreut, darauf wieder Sellerie und so fort. Man gebe obenauf wieder Käse und Butter, bedecke die Schüssel dann mit einem Deckel und stelle sie auf einen mit leise kochendem Wasser gefüllten Topf, auf dem die Speise mindestens eine Stunde gut durchziehen muß. Man bringe sie in derselben Schüssel zu Tisch, ohne sie umzurühren.
    Pilzschnitzel:
Man nehme ein Pfund frische Pfifferlinge, putze sie gut, vierteile sie. Man würfle zwei große Zwiebeln und hacke reichlich Petersilie fein, dünste Zwiebeln, Petersilie und Pilze in Butter in einer Pfanne, bis die Pilze zu braten beginnen wollen. Nun füge man zwei eingeweichte, sehr gut ausgedrückte Semmeln ohne Rinde hinzu und lasse sie kurz mitschmoren. Man drehe dann die ganze Masse fein durch einen Wolf, lasse zum Schluß eine trockene

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