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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Siméon, oder der Kopf und die Faust: das wäre ein Team!«
    »Allein wird er seiner Aufgabe niemals gewachsen sein«, sagte Débras.
    »Welcher Aufgabe?«
    Débras biß sich auf die Lippen. »Die Lage ist ernst, Lieven. Ich will meine Landsleute nicht besser machen, als sie sind. Es gibt auch bei uns Schweine.«
    »Schweine gibt’s überall«, sagte Thomas.
    »Unsere französischen Schweine – im besetzten und unbesetzten Gebiet – arbeiten mit den Nazis zusammen. Sie verraten unsere Leute. Sie verkaufen ihr Land. Französische Schweine im Sold der Gestapo. Ich sagte Gestapo, Herr Lieven …«
    »Hab’s gehört«, sagte Thomas.
    »Sie sind Deutscher. Sie können mit Deutschen umgehen. Und Sie können auch jederzeit den geborenen Franzosen spielen.«
    »O Gott, geht es also schon wieder los!«
    »Diese Menschen verraten ihr Land nicht nur, sie rauben es auch aus«, sagte Débras. »Sehen Sie, vor wenigen Tagen erst sind zum Beispiel zwei Männer aus Paris heruntergekommen – Gold- und Devisenaufkäufer.«
    »Franzosen?«
    »Franzosen, die im Auftrag der Gestapo arbeiten!«
    »Wie heißen sie?«
    »Jacques Bergier heißt der eine Verräter, Paul de Lesseps der andere.«
    Thomas Lieven schaute lange nachdenklich vor sich hin … Dann sagte er: »Gut, Débras, ich werde Ihnen helfen, Ihre beiden Verräter zu finden. Versprechen Sie aber, daß Sie mich danach laufenlassen?«
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Das wissen Sie doch. Nach Südamerika. Dort wartet ein Freund auf mich, der Bankier Lindner. Ich habe kein Geld mehr, aber er hat genug …«
    »Herr Lieven …«
    »… er hat eine Million Dollar. Wenn ich von Ihnen einen neuen Paß bekomme, bekomme ich auf seine Gutsage auch ein Visum …«
    »Herr Lieven, so hören Sie …«
    »… und wenn ich das Visum habe, bekomme ich auch ein Schiff …«
    Thomas brach ab. »Was haben Sie?«
    »Es tut mir leid, Herr Lieven, es tut mir wirklich leid, aber ich fürchte, Sie werden Ihren Freund Lindner nicht wiedersehen.«
    »Was soll das heißen? Erzählen Sie mir alles, verschweigen Sie mir nichts. Ich komme mir schon langsam vor wie der selige Hiob. Was ist mit meinem Freund Lindner?«
    »Er ist tot«, sagte Débras.
    »Tot?« wiederholte Thomas. Sein Gesicht wechselte die Farbe und wurde grau. Walter Lindner tot. Meine letzte Hoffnung. Mein letzter Freund. Meine letzte Chance, diesen Kontinent des Wahnsinns zu verlassen …
    »Sie saßen im Gefängnis, Sie können es nicht wissen«, sagte Débras. »Lindners Schiff lief am 3. November 1940 im Gebiet vor den Bermudas auf eine Treibmine. Es sank innerhalb von zwanzig Minuten. Es gab nur ein paar Überlebende. Lindner und seine Frau waren nicht darunter …«
    Thomas Lieven saß zusammengesunken da. Er drehte sein Sektglas hin und her.
    »Wenn Sie das Schiff erreicht hätten, wären Sie vermutlich jetzt auch tot«, meinte Débras.
    »Ja«, sagte Thomas Lieven, »das ist allerdings ein ungemein tröstlicher Gedanke.«
    18
    In den ersten Morgenstunden des 26. November 1940 kehrte ein stiller, in sich gekehrter Thomas Lieven aus dem »Hôtel de Noailles« in das »Alte Viertel« von Marseille und daselbst in eine Wohnung im zweiten Stock des Hauses in der Rue Chevalier à la Rose zurück. Er hatte in Gesellschaft von Josephine Baker und Oberst Débras noch viel getrunken und viel besprochen, was in nächster Zukunft geschehen sollte.
    Einige Sekunden lang war er der Versuchung nahe, die in ihrem zerwühlten Bett schlafende Chantal mit einer Tracht Prügel zu wecken. Dann aber beschloß er, zunächst ein heißes Bad zu nehmen. In diesem fand ihn – seines Gesanges wegen – schließlich seine schöne Freundin.
    Indessen Chantal schrubbte und rieb, erzählte er ihr ein wenig von seiner wundersamen Rettung – nicht sehr viel, nur das Nötigste, denn er hatte nun eben nicht mehr unbeschränktes Vertrauen zu ihr.
    Abschließend sagte er: »Sie haben mich laufenlassen, weil sie mich brauchen. Ich soll ein Ding für sie drehen. Und für das Ding brauche ich wiederum dich. Auf dieser Basis, denke ich, könnte eine Versöhnung zwischen uns zustande kommen.«
    Chantals eben noch demütige Augen begannen zu leuchten: »Du kannst mir vergeben?«
    »Ich muß wohl, weil ich dich brauche .«
    »Es ist mir egal, ob du mußt, wenn du es nur tust«, flüsterte sie und küßte ihn. »Ich tue auch alles für dich. Was willst du haben?«
    »Ein paar Barren Gold.«
    »B … B … Gold? Wieviel?«
    »Na, so vielleicht im Wert von fünf

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