Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
Vom Netzwerk:
Kartoffel durchlaufen. – Man verrühre die Masse sehr gründlich, füge, wenn sie genügend abgekühlt ist, ein Ei hinzu.
    Man gebe etwas Semmelbrösel nur dann hinein, wenn sie zu weich geworden sein sollte. – Man würze sehr pikant mit etwas Sardellenpaste und ein paar Tropfen Sojawürze oder einem der anderen Extrakte, die nicht aus Fleisch, sondern aus Hefe hergestellt werden. Man salze und pfeffere erst zum Schluß. – Man forme aus der Masse nicht zu flache Schnitzel, wälze sie nacheinander in Mehl, zerklopftem Ei und Semmelbröseln, brate sie in Butter schön goldbraun. – Man verziere sie mit Zitronenscheiben, die man mit einigen Kapern belegt.
    Poire Belle Hélène:
Man nehme nicht zu kleine Eisbecher oder Kompottschalen, gebe eine Kugel Vanilleeis hinein, die man mit einer oder zwei Hälften von eingemachten Birnen zudeckt. Man ziehe eine dicke, sehr heiße Schokoladensauce darüber und serviere sofort. – Zur Zubereitung der Schokoladensauce nehme man 100 Gramm feiner, bitterer Schokolade und lasse sie mit etwas Wasser in einem Topf, den man in einen größeren Topf mit kochendem Wasser gestellt hat, zerschmelzen. Man soll sie keinesfalls reiben oder raffeln. Man gebe so viel Milch oder Sahne zu dem Schokoladenbrei, bis eine dickliche Sauce entsteht.
    Über der Vorspeise – Sellerie auf Genfer Art – kamen die Herren miteinander ins Gespräch. Bergier, der Gepflegte, sagte: »Wundervoll, Monsieur Hunebelle, einfach wundervoll. Die Scheiben zerschmelzen auf der Zunge.«
    »So muß es auch sein«, antwortete Thomas ernst. »Man nehme stets schöne, aber nicht zu große Sellerieknollen.«
    »Nicht zu große, aha«, sagte Bergier und verzehrte Thomas mit den Augen.
    »Man wasche und bürste sie gut und koche sie sodann in Salzwasser weich – aber nicht zu weich.«
    »Aber nicht zu weich«, echote der Rechtsanwalt, dessen Parfüm Thomas in die Nase stieg. »Sie müssen mir das Rezept aufschreiben, Monsieur.«
    Er trug vier Ringe mit bunten Steinen an den wohlmanikürten Fingern, und immer schwermütiger ruhte sein Blick auf Thomas Lieven.
    Das ist ein klarer Fall, überlegte unser Freund indessen, mit dem werde ich leichtes Spiel haben. Mehr aufpassen muß ich auf Lesseps.
    Lesseps fragte denn auch übergangslos: »Und womit können wir Ihnen dienen, Monsieur?«
    »Meine Herren, Marseille ist eine kleine Stadt. Es hat sich herumgesprochen, daß Sie aus Paris heruntergekommen sind, um hier gewisse Geschäfte abzuschließen.«
    In diesem Moment brachte ein alter Kellner das Hauptgericht, und Thomas sprach nicht weiter. Auf die Platten blickend, rief der Anwalt wehleidig: »Aber ich habe doch ausdrücklich gebeten: kein Fleisch!«
    Lesseps schnitt ihm jedoch das Wort ab: »Was für Geschäfte, Monsieur Hunebelle?«
    »Nun – hm, Devisen und Gold. Man sagt, Sie interessieren sich dafür.«
    Lesseps und Bergier sahen sich an. Es blieb eine ganze Weile still im Extrazimmer. Zuletzt äußerte Lesseps – 1947 wurde er wegen Kollaboration von der französischen Regierung angeklagt und verurteilt – mit kaltem Ton: »Sagt man, wie?«
    »Sagt man, ja. Nehmen Sie Sojawürze, Monsieur Bergier?«
    »Mein Freund«, antwortete der Anwalt und blickte Thomas tief in die Augen, »ich bin gerührt. Was ich für Fleisch hielt, ist tatsächlich kein Fleisch und schmeckt doch
formidable
. Um was handelt es sich eigentlich?«
    Ärgerlich sagte Lesseps: »Monsieur Hunebelle, Sie sprechen von Geld und Devisen. Und wenn wir uns wirklich dafür interessieren würden?«
    Zu Bergier gewandt, sagte Thomas: »Es handelt sich um ein Pilzschnitzel. Delikat, nicht wahr?« Und zu Lesseps: »Ich hätte Gold zu verkaufen.«
    »Sie haben Gold?« fragte Lesseps gedehnt.
    »Jawohl.«
    »Woher?«
    »Das ist doch wohl nicht interessant«, meinte Thomas hochmütig. »Ich interessiere mich ja auch nicht dafür, in wessen Namen Sie es kaufen wollen.«
    Lesseps sah ihn mit Haifischaugen an: »Wieviel Gold können Sie uns geben?«
    »Das kommt darauf an, wieviel Sie haben wollen.«
    »Ich glaube kaum«, meinte Lesseps, »daß Sie so viel haben.«
    Plötzlich gab der seidenweiche Anwalt kichernd bekannt: »Wir kaufen nämlich bis zu zweihundert Millionen ein!« Donnerwetter, dachte Thomas Lieven, da fängt ja ein Riesending an!
    20
    Donnerwetter, dachte auch der alte Kellner, der jenseits der Extrazimmertür lauschte, da fängt ja ein Riesending an! Mit der Zunge schnalzend, schritt er in die kleine Bar des Hotels, die zu dieser

Weitere Kostenlose Bücher