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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Basel, Deutscher Bahnhof.
    Dafür, daß die Waggons dann des Nachts vom Deutschen zum Schweizer Bahnhof hinübergeschoben wurden, hatte Thomas Lieven gleichfalls gesorgt. 760 000 Franken! Da wurde der schwächste Mann stark!
    Die deutsche Kriegsmarine profitierte bestens an der Sache: Von den 760 000 Schweizer Franken wurden in Spanien vitaminreiche Zitronen für skorbutgefährdete Schiffsbesatzungen, vor allem für U-Boot-Leute, gekauft. Thomas Lieven erhielt als Anerkennung und Provision 30 000 Reichsmark.
    4. Am 4. März 1944 erreichten russische Truppen die rumänische Grenze. Am selben Tag erschien Thomas Lieven in Begleitung von Oberst Werthe und Major Brenner in der Stadt Poitiers. Sie waren von einer gewissen Charlotte Régnier, einer neuen Agentin der Abwehr Paris, alarmiert worden.
    Charlotte Régnier, 40jährig, blond, vollbusig, wenig hübsch und sehr nervös, galt seit einiger Zeit als Starerwerbung der Abwehr in diesem Raum. Dem kleinen Major Brenner war es gelungen, diese alleinstehende französische Schriftstellerin für deutsche Dienste anzuwerben. Beinahe täglich hatten ihre sensationellen Berichte das Hotel »Lutetia« in Aufregung versetzt.
    Zuletzt hatte Charlotte Régnier die Bildung eines gewaltigen neuen Maquis in der Nähe von Poitiers gemeldet. Damit erreichte sie, daß die Abwehr Paris zu einer Großaktion im Raum Poitiers ansetzte.
    Über zweihundert Franzosen wurden verhaftet und tagelang verhört. Dann wurden über zweihundert Franzosen plötzlich wieder freigelassen …
    Sonderführer Lieven war nämlich mittlerweile der Nachweis gelungen, daß Major Brenner sich mit der blonden Charlotte doch keine Superagentin eingehandelt hatte. Sonderführer Lieven stellte fest, daß die blonde Charlotte erst vor einem halben Jahr aus der Irrenanstalt entlassen worden war. Die Ärzte bezeichneten sie als ungefährlich. Aber sie war noch immer entmündigt. Und sie war – natürlich – noch immer verrückt …
    12
    Am 23. März 1944 war Thomas zu einer großen Gesellschaft eingeladen, die ein französischer Geschäftsfreund gab. Auf dieser Gesellschaft langweilte er sich mächtig bis zu dem Moment, da eine Dame in einem grünen Abendkleid auftauchte. Da fand er die Party plötzlich hochinteressant!
    Die Dame in Grün war etwa 28 Jahre alt. Sie trug das blonde Haar hochgesteckt. Die Augen waren kastanienbraun. Sie sah aus wie die Filmschauspielerin Grace Kelly.
    »Wer ist das?« fragte Thomas Lieven sofort den Gastgeber. Der sagte ihm, wer die Dame war.
    Vera Prinzessin von C. – so werden wir die Dame nennen. Sie lebt nämlich noch unter uns, und sie hat unsere Sympathie. Darum wollen wir ihren Familiennamen nicht verraten.
    »Uraltes deutsches Adelsgeschlecht«, verriet Thomas Lievens Geschäftsfreund. »Mit Fürstenhäusern in aller Welt verwandt, mit dem alten Wilhelm, mit den Windsors, dem Grafen von Paris, mit – was weiß ich!«
    »Würden Sie wohl so freundlich sein, mich vorzustellen?« fragte Thomas. Der Hausherr war so freundlich.
    Die Prinzessin dagegen war alles andere. So etwas Abweisendes, Kühles und Hochmütiges hatte Thomas noch nicht erlebt!
    Er versprühte ein ganzes Charmefeuerwerk. Die Prinzessin sah durch ihn durch, lächelte mechanisch, und nach seiner allerbesten Pointe sagte sie: »Wie meinten Sie eben, Herr – Lieven?«
    Ein solches Verhalten reizte unseren Freund. Die Person gefiel ihm! Ihre aristokratische Herkunft war ihm piepegal. Er hatte keine Snobambitionen. Er brauchte keine Prinzessin in seiner Sammlung. Nein, die Person war es … Die Person gefiel ihm so gut!
    Und so bemühte er sich weiter. Ob man sich nicht vielleicht wiedersehen könnte, fragte er. In die Oper gehen – essen …: »Ich koche selber. Man sagt, ich sei begabt. Darf ich für Sie kochen? Morgen vielleicht?«
    »Das ist leider ausgeschlossen. Ich bin in dieser Woche jeden Abend bei Herrn Lakuleit. Kennen Sie ihn?«
    »Lakuleit?« Irgendwo hatte Thomas den Namen gehört. Wo? »Nein, ich kenne ihn nicht, den Glücklichen, für den Sie soviel Zeit haben.«
    Zuletzt gab unser Freund es auf. Sinnlos. Einfach sinnlos. Verärgert verließ er die Party als einer der ersten.
    Zwei Tage später rief ihn die abweisende Prinzessin völlig unerwartet zu Hause an. Sie sagte, Thomas möge ihr verzeihen, daß sie ihn so kühl behandelt habe. Vom Gastgeber hätte sie nach seinem Fortgehen erfahren, daß er aus Berlin stamme und in Paris eine kleine Bank sein eigen nenne. Der Gastgeber kannte Thomas

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