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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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der Wiedergabe im Druck entziehen.
    Ihr Hohenzollern, ach! Ihr Windsors, Auerspergs, Colonnas! Teurer Graf von Paris! Um eurer hehren Geschlechter willen wollen wir verschweigen, was der kesse adlige Blondschopf sagte – um euretwillen, und mit Rücksicht auf die internationale Buchzensur.
    Im gleichen Moment, in welchem er Vera Prinzessin von C. derart ungeheure Dinge sagen hörte, traf eine plötzliche Erkenntnis Thomas Lieven wie ein Faustschlag zwischen die Augen.
    Lakuleit!!!
    Jetzt wußte er endlich, woher er den Namen kannte. In dem schwarzen Tagebuch des erschossenen Untersturmführers Petersen stand dieser Name! Viele Namen standen in diesem Buch, in welchem der Schieber alle jene verzeichnet hatte, die in seine dunklen Geschäfte mitverstrickt waren.
    Lakuleit … Deutlich, ganz deutlich sah Thomas das Schriftbild des Namens vor sich. Und dahinter drei Ausrufezeichen. Und darunter die Abkürzung eines zweiten Namens: »V. v. C.« Und dahinter ein Fragezeichen …
    13
    Thomas ließ sich sonst sehr gern verführen und spielte »das kleine Mädchen«. Aber heute? So reizvoll dieser uradelige Blondschopf wirkte, so unheimlich und zwielichtig war die Prinzessin auf der anderen Seite. Außerdem hatte die Dame zu miese Bekannte.
    Freundlich, aber bestimmt nahm er darum die Hände Veras von seinem Körper und sagte mit einer Verneigung: »Ein ganz reizender Abend. Darf ich mich jetzt verabschieden, teuerste Prinzessin?« Schmal wurden die kastanienbraunen Augen der kessen Schönen.
    Verehrte Leser! Stellen Sie sich eine zur Weißglut gereizte, verführerisch schöne Blondine vor! Haben Sie? Gut. Dann erblicken Sie vor Ihrem geistigen Auge, was Thomas Lieven in natura erblickte.
    Sprach das wilde Mädchen durch die Zähne: »Du bist wohl wahnsinnig geworden, Tommy, wie? Du kannst mich doch jetzt in dem Zustand nicht allein lassen …«
    Ein zweites Mal verneigte Thomas sich. »Es dünkt mich, verehrte Prinzessin, daß Sie innig mit Herrn Lakuleit befreundet sind. Diese Verbindung möchte ich nicht stören. Eine so harmonische, moralische Beziehung.«
    Er öffnete die Haustür. Sie versuchte ihn festzuhalten. Er machte sich frei. Sie stampfte mit den kleinen Füßen auf. Sie rief schrill: »Bleib hier, du Dreckskerl!« Und schlug mit den Fäusten gegen seine Brust. Er drehte sich um und ging, ohne sich um die Erregte weiter zu kümmern, den nächtlichen Boulevard hinab.
    Puhhh! Frische Luft! Das war es, was er jetzt brauchte. Junge, Junge, was für ein Abend. Der deutsche Hochadel hatte es aber wirklich in sich! Da konnten bürgerliche Damen einfach nicht mehr mit.
    Bißchen verkommen, die Kleine, dachte Thomas, aber nett. Komisch, ich könnte schwören, sie ist ein anständiger Kerl. Gut erzogen. Klug. Charmant – wenn sie will … Was findet eine solche Frau an einem solchen Kerl wie Lakuleit? Warum steht ihr Name unter dem seinen in dem schwarzen Tagebuch des toten Untersturmführers Petersen?
    Thomas blieb stehen, starrte einen Baum an und sagte laut: »Du hast dich doch nicht etwa bereits in Vera verliebt, du Idiot?«
    Der Baum gab keine Antwort; er war ja auch nicht gemeint. Thomas ging weiter. Unsinn, dachte er. Was heißt verliebt? In so einen blonden Haifisch? Absolut lächerlich. Aber Herrn Lakuleit wollen wir jetzt mal auf den Zahn fühlen. Jawohl!
    An diesem Abend, dem 26. März 1944, hatte das Dienstmädchen Nanette Ausgang. Thomas Lieven sperrte das Haustor auf, drehte in der kleinen Diele das elektrische Licht an, zog seinen Mantel aus und öffnete die Tür zu der kleinen Bibliothek.
    Ein Mann saß in dem Ohrenstuhl vor dem Kamin. Gepflegter Schnurrbart. Römische Nase. Ewig ironische Augen. Ein blauer Anzug, schon ein wenig abgetragen. Eine Sherlock-Holmes-Pfeife in der Hand. Eine Rauchwolke billigen Tabaks stieß der Herr aus, dann sagte er, ungeheuer bedeutungsvoll: »Das haben Sie nicht erwartet, Herr Lieven, wie?«
    »Guten Abend, Oberst Siméon«, sagte Thomas Lieven, seufzend diesen französischen Geheimagenten und Patenthelden betrachtend, mit dem er schon so viele Aufregungen erlebt hatte. »Lange haben wir uns nicht gesehen.«
    Oberst Siméon, der immer noch aussah wie ein zu groß geratener Adolphe Menjou, stand auf. Er begann pathetisch: »Ein Dietrich verschaffte mir Eingang. Mein Herr, Ihr Spiel ist aus.«
    »Einen Moment, mein Lieber. Ihr Tabak – seien Sie mir nicht böse – stinkt bestialisch. Sehen Sie da drüben den blauen Tontopf? Da ist echter englischer drin. Beutegut

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