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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Lieven nur als Bankier. Niemand außer den direkt Betroffenen wußte in Paris etwas von Thomas Lievens Agententätigkeit.
    »… ich habe Ihnen doch von Herrn Lakuleit erzählt«, hörte Thomas die Prinzessin sagen. »Stellen Sie sich vor, er ist
auch
Berliner! Das heißt,
geboren
wurde er in Königsberg … Sie haben mir doch gesagt, daß Sie gut kochen, und da hatte er einen so lustigen Einfall: Er wünscht sich Königsberger Klopse … Die kann hier keiner machen … Kommen Sie doch morgen zu uns, ich meine, zu Herrn Lakuleit …«
    Unser Freund sagte zu. Und dann begann er zu grübeln.
    Lakuleit … Lakuleit …
    Woher kenne ich den Namen? Thomas erkundigte sich bei Oberst Werthe. Die Auskunft, die er erhielt, befriedigte ihn nicht:
    Oskar Lakuleit war Alleininhaber der »Intercommerciale SA « ( IC ) in Paris. Diese Firma hatte vom »Bevollmächtigten für das Kraftfahrzeugwesen« ( BDK ) im OKW den Auftrag erhalten, in ganz Frankreich gebrauchte Kraftfahrzeuge für die Wehrmacht einzukaufen. Lakuleit arbeitete zur vollen Zufriedenheit seiner Auftraggeber. Ein tüchtiger Mann. In Berlin war er Garagenbesitzer gewesen. Jetzt hatte er Geld. Viel Geld …
    Lakuleit … Lakuleit … Woher kannte Thomas bloß den Namen?
    Der Herr wohnte in einem Palais am Boulevard Pereire. Ein livrierter Diener öffnete und führte Thomas in eine Halle, in der es aussah wie in einem überfüllten Antiquitätenladen. Bild neben Bild hing an der Wand. Teppich überlappte Teppich. Thomas schnappte nach Luft.
    Der Diener führte Thomas in die Bibliothek. Hier saß der Hausherr und telefonierte. Der Hausherr war Thomas auf den ersten Blick tief unsympathisch. Sehr groß, sehr dick. Etwa vierzig. Runder Schädel. Niedere Stirn. Kurzes, blaßblondes Haar, mit Brillantine glattgeklatscht. Wäßrige, stechende Augen. Über dem weibischen Mund ein blaßblonder Schnurrbart …
    Nicht, daß er etwa zu telefonieren aufgehört hätte, als Thomas eintrat. Er winkte ihm bloß, Platz zu nehmen. Hochrot im Gesicht, brüllte er in den Hörer: »Nun will ich Ihnen mal was sagen, Neuner, es ist mir scheißegal, ob Ihre Frau krank ist! Was-was-was, Unrecht! Sie haben geklaut! Jawohl, klauen nenne ich das! Ich warne Sie, Neuner, fordern Sie mich nicht heraus, ich lasse glatt Ihre U.k.-Stellung platzen! Was? Nicht tauglich? Das wäre ja gelacht! Schluß jetzt. Sie sind entlassen, fristlos!«
    Lakuleit knallte den Hörer in die Gabel und erhob sich grunzend und lachend. »Tag, Herr Lieven. Angenehm. Das war einer meiner Buchhalter. Mußte ihn rausfeuern. Frech geworden, der Kerl. Kann man sich doch wohl nicht bieten lassen, was?« Er schlug Thomas gespielt jovial auf die Schultern. »Na, alter Spree-Athener, da wollen wir also erst mal einen heben, und dann bringe ich Sie in die Küche. Die Prinzessin wird gleich kommen. Meine Frau trödelt mit dem Anziehen herum – wie immer.«
    Thomas bemerkte, daß Lakuleit drei Brillantringe mit großen Steinen an den Würstchenfingern trug. Der Herr wurde ihm immer unsympathischer …
    Die Küche war so groß wie die eines mittleren Hotels. Eine Köchin, ein Koch und zwei Mädchen gingen Thomas zur Hand. Lakuleit sah zu und trank Hennessy aus Wassergläsern.
    Menu • Paris, 26. März 1944
    Bei ostpreußischen Spezialitäten
    benimmt sich eine Prinzessin seltsam …
     
    Gefüllte Artischockenböden
    Feine Königsberger Klopse
    Ananas-Beignets
    Gefüllte Artischockenböden:
Man nehme etwa acht Artischockenböden – jederzeit in Büchsen oder Gläsern erhältlich –, richte sie auf einer Platte an und beträufle sie mit Zitronensaft. – Man belege sie mit 50 Gramm entkernten schwarzen Oliven und Scheibchen von zwei kleinen roten Pfefferschoten und harten Eiern. – Man verrühre Zitronensaft, Öl, sehr fein gehackte Zwiebeln und Petersilie zu einer Sauce und gieße sie über die gefüllten Artischockenböden, verziere die Platte mit Petersilie.
    Feine Königsberger Klopse:
Man nehme je ein Pfund Kalb- und Schweinefleisch, drehe es durch den Wolf und verarbeite es gut mit einer eingeweichten, ausgedrückten Semmel, zwei Eiern und feingehackter, hellgedünsteter Zwiebel. Man schmecke mit Salz, Pfeffer und Sardellenpaste pikant ab und forme daraus mit nassen Händen mittelgroße runde Klöße. – Man mache eine helle Butterschwitze mit wenig Mehl, lösche mit Fleischbrühe und einem Glas Weißwein ab, lasse gut durchkochen und dann die Klopse darin langsam gar dämpfen. – Man nehme die Klopse

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