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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Triebfeder Ihrer Empörung zu kennen. Ich sage bloß Vera.«
    »Prinzessin Vera«, sagte der kleine Brenner und kicherte. »Schauen Sie doch nicht so böse, Herr Lieven! Seit der SD hinter Ihnen her ist, passen wir eben ein bißchen auf Sie auf …«
    Thomas wurde wütend: »Die Prinzessin ist mir gleichgültig! Vollkommen!«
    Brenner kicherte wieder. »Kichern Sie nicht! Ich sage Ihnen: Dieser Lakuleit stinkt zum Himmel! Und die Prinzessin schiebt mit ihm gemeinsam! Auch der französische Geheimdienst ist hinter den beiden her!«
    »Es wäre wohl zuviel von Ihnen verlangt, uns zu sagen, wer vom französischen Geheimdienst?« meinte Werthe. Thomas nickte.
    »Sie behaupten, Herr Lakuleit will die Vermögen von Bormann, Himmler und Rosenberg in die Schweiz verschieben. Haben Sie denn noch immer nicht genug, Mensch? Wollen Sie sich mit Adolf Hitler persönlich anlegen?«
    »Herr Lieven, ich gebe zu bedenken –« begann der kleine Major Brenner.
    Doch Thomas unterbrach ihn wütend:
»Sie
sollen es auf das peinlichste vermeiden, mir zu widersprechen, Brenner. Bei der Maquis-Geschichte widersprachen Sie mir – und wurden zum Major befördert. Bei der Reichskreditkassenschein-Geschichte waren Sie schon klüger und machten mit. Und jetzt, knapp vor dem Oberstleutnant, wollen Sie mir in den Rücken fallen, Sie Narr?«
    Das wirkte. Rot wie eine Tomate versicherte der kleine Brenner: »Keine Rede davon, Herr Lieven. Ich finde – finde … Schließe mich Ihren Plänen an. Hrm!«
    Oberst Werthe stöhnte: »Das hat mir noch gefehlt, daß Sie mir meine Leute korrumpieren, Lieven!«
     
    Die Abwehr Paris durchleuchtete Herrn Oskar Lakuleit, einstmals Garagenbesitzer in Berlin N, nun Millionär, Alleininhaber der »Intercommerciale SA « und Wehrmachtskraftfahrzeugaufkäufer, mit allen Mitteln, die zur Verfügung standen. Was kam dabei heraus?
    Oskar Lakuleit behandelte seine arme Frau schlecht. Er betrog sie offensichtlich mit der Prinzessin Vera von C. Er war in seinen Geschäftsmethoden brutal, in seinen Gesellschaftsmanieren rüpelhaft, er war überheblich und ein typischer Neureicher.
    »Na und?« sagte Werthe. »Für all das kann man einen Mann nicht einsperren. Sonst müßte man drei Viertel aller Männer der Welt verhaften.«
    »Und es ist trotzdem etwas faul an dem Kerl«, sagte Thomas Lieven verbissen. »Oberfaul! Aber was?«
    Im Auftrag des »Bevollmächtigten für das Kraftfahrwesen« kaufte Oskar Lakuleit seit Jahren in ganz Frankreich Autos ein. Sein Betrieb versteuerte jährlich Millionenbeträge. Aus dem Ankauf von französischen Autos bewilligte die Wehrmacht ihm, als seinen Verdienst und zur Deckung seiner Spesen und aller Unterprovisionen, zehn Prozent der Kaufsumme.
    Das Geschäft lief zur Zufriedenheit aller. Der »Bevollmächtigte für das Kraftfahrwesen«, von Thomas interviewt, empörte sich: »Lassen Sie gefälligst Lakuleit in Ruhe, Sonderführer! Das ist unser bester Mann!«
    »Und doch …«, brummte Thomas, als er am Abend des 7. April 1944 mit Major Brenner in der Bibliothek seiner kleinen Villa bei einer Flasche Kognak saß, »und doch ist dieser Lakuleit ein Verbrecher … Ich habe mich noch nie in der Beurteilung eines Menschen getäuscht …« Da läutete das Telefon.
    Thomas hob ab. »Hallo?«
    »Na, Tommy«, sagte eine bekannte Stimme. »Wie geht es dem bösen Buben?«
    Das ist ja zu blöd, dachte Thomas, warum werde ich jetzt rot? Heiser sagte er: »Ausgezeichnet, verehrte Prinzessin. Und Ihnen?«
    »Ich habe Sehnsucht – nach Ihnen! Wollen Sie morgen abend zu mir kommen?«
    »Nein.«
    »Mein Mädchen hat Ausgang. Sagen wir also nach dem Abendessen?«
    »Ich fürchte, es geht wirklich nicht.«
    »Ich habe ein paar wunderschöne neue Platten. Aus Portugal eingeschmuggelt. Gershwin und Glenn Miller. Benny Goodman und Stan Kenton. Ich werde sie Ihnen vorspielen … Also um neun!«
    Er hörte sie lachen, dann hängte sie ein, ohne seine Antwort abzuwarten.
    »Unverschämtheit«, sagte Thomas Lieven.
    2
    Er kam schon zehn Minuten vor neun. Und er brachte einen Cellophankarton mit drei Orchideen mit, nach denen er lange hatte suchen müssen. 1944 gingen sogar in Paris langsam die Orchideen aus.
    Die Prinzessin trug kostbarsten Schmuck und ein kurzes schwarzes Abendkleid, das vorne und hinten und unter den Schultern verwirrend tief ausgeschnitten war.
    Sie spielte Thomas die neuen Platten vor. Dann tanzten sie ein bißchen. Dann tranken sie rosa Champagner.
    Thomas fand die Prinzessin

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