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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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hinreißend schön. Er sagte es ihr. Sie sagte ihm, er wäre für sie der aufregendste rund begehrenswerteste Mann von der Welt. Solcherart landeten sie ohne viel Umschweife gegen 23 Uhr auf der Couch.
    Thomas bekam Küsse, wie er sie noch nie bekommen hatte. Die Prinzessin schnurrte: »Mir hat noch nie ein Mann so gut gefallen wie du …«
    »Du gefällst mir auch, Vera – sehr.«
    »Wenn du etwas für mich tun könntest, würdest du es tun?«
    »Kommt darauf an …«
    »Kannst du mir den Reißverschluß aufmachen?«
    »Aber gerne …«
    »Würdest du noch etwas für mich tun?«
    »Von ganzem Herzen!«
    »Dann laß Lakuleit in Ruhe.«
    Er fuhr auf. Plötzlich war er stocknüchtern. »Was hast du gesagt?«
    »Du sollst Lakuleit in Ruhe lassen.« Sie blieb auf der Couch liegen und sah ihn lauernd an. »Du bespitzelst ihn doch seit Wochen, mein kleiner Tommy. Oder nicht?«
    Er antwortete nicht.
    »Vielleicht ist es dir nicht recht, daß ich Tommy zu dir sage«, meinte die Prinzessin. »Vielleicht sollte ich Jean zu dir sagen. Jean Leblanc. Oder Pierre? Pierre Hunebelle?«
    Er stand auf. Ihm war auf einmal recht seltsam zumute.
    »Hunebelle paßt dir also auch nicht? Na schön, dann vielleicht Armand Deeken? Erinnerst du dich noch, wie du die große Francschiebung gemacht hast, Armand? Oder wie du französische Partisanen hereingelegt hast – Captain Robert Almond Everett?« Er rang ein bißchen nach Luft. »Oder wie du vor einem deutschen General den amerikanischen Diplomaten Robert S. Murphy spieltest? – Na, muß ich weiterreden, du kleiner, süßer deutscher Abwehragent? Oder bist du inzwischen schon wieder bei einem anderen Verein?«
    »Nein«, sagte Thomas. Er hatte sich gefaßt. »Ich bin noch immer bei der Deutschen Abwehr. Und du?«
    »Na, rate mal!«
    »Wenn ich an deinen fetten Geliebten denke, dann würde ich sagen: Gestapo«, antwortete er grob.
    Die Prinzessin schrie auf. Sie sprang empor. Ehe er zurückfahren konnte, hatte sie ihm links und rechts ins Gesicht geschlagen. Und verfiel a tempo in ihre leutselige Mundart: »Du Erzlump, du dreckiger, was glaubst du denn? Ich versuche dir das Leben zu retten, und du?« Thomas ging zur Tür. »Tommy, geh nicht weg! Meinetwegen mach was du willst mit Lakuleit. Aber bleib!« Thomas ging durch das Vorzimmer. »Ich werde mich rächen – du gemeines Biest … Bitte, bleib bei mir, bitte …«
    Thomas schlug die Tür zu. Die Treppe lief er hinunter. Oben flog die Tür wieder auf. Sie schimpfte hinter ihm her wie eine Megäre.
    Weg! Nur weg! Er rannte auf die Straße hinaus. Hier prallte er mit einem Mann zusammen, der unterdrückt aufschrie: »Au! Verdammt!«
    »Mensch, hauen Sie bloß ab, ich bin so wütend, ich weiß nicht mehr, was ich tue!«
    »Das ist auch nicht mehr nötig«, antwortete Oberst Jules Siméon kühl. »Ich stehe seit zwei Stunden hier. Ich sah Sie kommen. Ich sehe Sie gehen.«
    »Donnerwetter, Sie sind aber ein begabter Agent!«
    »Sie haben meine Warnung mißachtet. Bald werden Sie nun die Radieschen von unten betrachten!«
    3
    »… und vor dem Haus stand ein Kerl vom französischen Geheimdienst«, berichtete Thomas anderntags im Hotel »Lutetia« dem Obersten Werthe und dem kleinen Major Brenner. Er war noch immer wütend.
    »Welche Rolle spielt eigentlich Ihre Prinzessin?«
    »Das weiß ich nicht, aber ich werde es bald wissen … Herr Oberst, ich schwöre Ihnen, ich lasse den Kerl platzen, ich …«
    Werthe unterbrach: »Schluß mit Lakuleit, Lieven. Ich habe heute einen bösen Rüffel bekommen. Vom Stab Speer. Lakuleit ist
sofort
in Frieden zu lassen. Der Mann ist die Seele des Atlantikwalls! Lakuleit liefert sämtliche Mangelware. Die OT und das OKW wären aufgeschmissen ohne ihn! Telefondraht zum Beispiel … Die OT bekam keinen Telefondraht mehr. Lakuleit hat ihn geliefert! 120 000 Meter!«
    Thomas seufzte. »Na schön. Sie hat man angerüffelt, Herr Oberst. Ihre üble Laune verstehe ich. Aber warum schneiden Sie ein solches Katzenjammergesicht, lieber Brenner?«
    Der Major winkte ab. »Nichts als Ärger. Brief von zu Hause. Die Frau krank. Der Junge fällt mit Sicherheit im Juni durch. Latein und Physik. Und dann auch noch die verfluchte Steuer …«
    Wenig interessiert erkundigte sich Thomas: »Warum haben Sie mit der Steuer zu tun, Herr Brenner?«
    »Weil ich Idiot vor Jahren für einen Verlag wehrpolitischer Schriften ein paar Artikel schrieb! Weil ich Idiot vergaß, das der Steuer bekanntzugeben! Weil in dem Verlag

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