Es muß nicht immer Kaviar sein
keine Ahnung, wovon du sprichst, Schätzchen«, erwiderte die Prinzessin lächelnd.
»Sag das noch einmal, und ich klebe dir eine«, warnte Thomas Lieven. Vera sagte es noch einmal.
Er klebte ihr eine. Danach brach in einem Büro des Britischen Geheimdienstes zu Hannover eine wüste, lautlose Katzbalgerei aus.
Fünf Minuten später saß Vera, restauriert, auf einem Sesel. Thomas, gleichfalls restauriert, marschierte vor ihr auf und ab und versuchte sich an dieser seltsamen Angehörigen des deutschen Uradels in Pädagogik: »Du bist ein asozialer Balg. Geldgierig und gemein.«
Sie dehnte sich wie eine Katze: »Ach, Unsinn, Tommy. Komm zu deiner kleinen Vera. Würge mich noch einmal ein bißchen so wie vorhin.«
»Du kriegst gleich wieder eine«, sagte er. »Was du getan hast, ist wohl das Gemeinste, das Niedrigste … Ist der Graf Waldau mit dir verwandt, ja oder nein?«
»Ach der! Der alte Nazi-Knülch!« Sie begann zu lachen.
»Mund halten! Vor zwei Tagen hat dein feiner Freund Valentine Haussuchung bei dem Grafen gehalten. Besser gesagt: Blumentopfsuchung. Denn das einzige, was ihn in dem ganzen Riesenhaus interessierte, waren die Blumentöpfe. Hör sofort auf zu lachen! So eine Sauerei! Von wem war die Idee? Von dir? Von ihm?«
»Erlaube mal! Von mir natürlich. Pierre ist viel zu dämlich für so einen feinen Trick.«
Er blieb vor ihr stehen und stemmte die Arme in die Seiten: »Feiner Trick! Du bist nicht besser als eine ekelhafte Nazisse!«
»Jetzt mach aber mal einen Punkt! Was heißt denn hier Moral? Ausgerechnet bei diesem Nazischwein Waldau! Den ganzen Schmuck hat der doch erst im Dritten Reich ergaunert!«
»Das mag sein«, sagte Thomas. »Wenn Waldau den Schmuck ergaunert hat, dann gehört er seinen alten Besitzern, sofern die sich noch finden lassen – oder dem Staat, aber euch beiden gehört er auf keinen Fall!«
»Ach Gott, bist du süß … so wild … so idealistisch … Weißt du was, Tommy, wir gehen zu mir. Ich habe hier eine schicke Wohnung. Hat auch mal ein alter Nazi drin gewohnt!«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich noch einmal im Leben eine Wohnung von dir betrete«, sagte Thomas.
7
Es war wirklich eine sehr gemütliche Wohnung. An der Tapete gab es in drei Zimmern helle Stellen. Da hatten bis vor kurzem noch Bilder gehangen. Thomas grinste, als er die hellen Stellen sah.
Es wurde ein sehr seltsamer Abend, denn Thomas und die Prinzessin verfolgten beide das gleiche Ziel: Einer wollte den andern aufs Kreuz legen – symbolisch gemeint natürlich.
Zu diesem Behufe holte Vera zunächst eine Flasche Whisky hervor. Dann tranken sie beide ein Schlückchen. Und noch eines. Und noch eines. Vera dachte:
Mal
wird er ja einen sitzen haben. Thomas dachte:
Mal
wird sie ja einen sitzen haben.
Dann hatten sie beide einen sitzen!
Jetzt machen wir einen kleinen Zeitsprung, den Kindern zuliebe.
Also – drei Stunden später …
Drei Stunden später war die blonde Prinzessin ganz unglaublich anschmiegsam und zärtlich. Und Thomas war ein bißchen sentimental. Der beschwipste Thomas beging einen fürchterlichen Fehler. Er erzählte von seinen Zukunftsplänen und im Zusammenhang damit von seinem Zürcher Bankkonto auf den Namen Eugen Wälterli.
»Eugen Wälterli heißt du
auch?«
kicherte Vera. »Ach, süß … Ist – ist viel Geld auf dem Konto?«
Diese Frage hätte ihn nüchtern machen müssen. Sie machte es nicht. Beschwipst regte er sich auf: »Sag mal, das ist ja
krankhaft
bei dir. Kannst du
nur
immer an Geld denken?«
Sie biß sich auf die Unterlippe, sie nickte gramvoll. »Schwere Neurose. Kindheitstrauma. Weißt du, daß ich sogar schon Schecks gefälscht habe? Die Unterschrift, die ich nicht nachmachen kann, gibt’s nicht!«
»Gratuliere«, sagte er, der arglose Narr.
»Außerdem – ich bin eine echte Kleptomanin! In meiner Kindheit war das ganz arg. Die Buntstifte meiner Freundinnen waren
meine
Buntstifte. Die Geldbörsen meiner Freundinnen waren
meine
Geldbörsen. Später hat sich das auch noch verlagert. Die Männer meiner Freundinnen – muß ich weitersprechen?«
»Mitnichten«, versicherte ihr Thomas. Dann tranken sie noch etwas. Dann schliefen sie endlich ein.
Am anderen Morgen rumorte Thomas schon in der Küche, als Vera mit Kopfschmerzen erwachte. Er brachte ihr das Frühstück ans Bett. »So«, sagte er, »in Ruhe Kaffee trinken. Dann baden. Dann ziehst du dich an, und wir fahren los.«
»Los? Wohin?«
»Nach Baden-Baden natürlich.«
Sie
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