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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Höhe an, lenkte seinen Wagen in ein Gebüsch und hastete zu Fuß einen Abkürzungsweg hinauf.
    In einigen Fenstern der großen, schloßartigen Villa brannte Licht. Thomas sah Schatten, er hörte undeutlich aufgeregte Stimmen. Er schlich um das Haus herum und blickte an der Fassade empor. Er sah große, im unteren Teil verhängte Scheiben. Thomas konnte nur eine Menge Pflanzen und die weiße Zimmerdecke darüber erkennen. Plötzlich wurde es still. Dann sah er die Silhouette des Lieutenants Valentine. Der tat etwas Seltsames: Er trat vor die Reihe der Blumentöpfe, die am Fenster standen, hob einen von ihnen nach dem andern hoch und riß die Pflanzen aus den Töpfen heraus. Ein Topf. Noch einer. Im ganzen sieben Töpfe. Warum? Wozu? Thomas konnte es sich nicht erklären.
    Er wartete geduldig. Eine Viertelstunde später verließ Valentine mit seinen Männern das Haus wieder und fuhr fort.
    Thomas läutete an der schweren Eingangstür. Ein verstörter Diener öffnete.
    »Wer wohnt hier?« fragte Thomas.
    »Der Herr Graf von Waldau.«
    »Mein Name ist Capitaine Clairmont. Melden Sie mich an.«
    Graf von Waldau – Graf von Waldau. Thomas erinnerte sich an den Mann. Wichtige Position im Auswärtigen Amt, Parteigenosse. Ziemlich schwer belastet. Er hatte ihn schon zweimal in Baden-Baden verhört.
    Nun erschien er: hager, hochmütig und sehr wütend. »Sie auch noch, Capitaine Clairmont! Was wollen Sie hier stehlen? Etwas Tafelsilber? Ein Gemälde? Ihre Kollegen haben das Wichtigste schon mitgenommen!«
    »Graf«, sagte Thomas ruhig, »ich bin gekommen, um zu erfahren, was sich hier gerade abgespielt hat.«
    »Das wissen Sie doch genau!« schrie Waldau. »Diebe und Schweine seid ihr alle!«
    »Halten Sie das Maul«, sagte Thomas recht leise, aber unüberhörbar. Der Graf starrte ihn an, begann zu zittern und fiel in einen Sessel. Dann erzählte er …
    Wenn man den Worten Waldaus glauben wollte, dann hatte er in sieben Blumentöpfen seinen wertvollsten Schmuck vergraben gehabt, unter den Wurzeln der Pflanzen. »Den ganzen Familienschmuck! – Eine Verwandte hat mir den Rat gegeben – diese Bestie. – Es war natürlich alles abgekartet, das begreife ich jetzt …« Der Graf sah Thomas mit flackernden Augen an. »Verzeihen Sie mein Benehmen. Ich glaube, Sie sind unschuldig an diesem gemeinen Raub …«
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Sie wissen, ich bin belastet. Ich hatte Angst vor Plünderungen. Wir leben einsam hier. Vor einem Monat kam meine – diese Verwandte von mir vorbei. Sie ist Engländerin. Ich vermute, sie arbeitet beim Secret Service, im Hauptquartier Hannover. Sie wies auf die Blumentöpfe als Versteck. Als die drei Männer vorhin erschienen, gingen sie wortlos in den Wintergarten und nahmen wortlos die Pflanzen aus den Töpfen …«
    Bei dem Wort »Secret Service« fühlte Thomas, wie ihm zuerst sehr warm und danach sehr kalt wurde. Er sagte: »Nennen Sie mir den Namen der Dame, Graf.«
    Der Graf nannte ihn.
    6
    Zwei Tage später erschien ein gewisser Capitaine Clairmont vom »Kriegsverbrecher-Suchdienst« Baden-Baden im Hauptquartier des Britischen Geheimdienstes in Hannover. Hier suchte er eine schlanke, blonde Schönheit auf, die in der schmucken Uniform eines weiblichen Leutnants in einem Büro im zweiten Stock des mächtigen beschlagnahmten Gebäudes Dienst tat.
    Die Dame hielt eine Lupe in der Hand und besah mit glitzernden Augen einen kostbaren Armreif. Es klopfte. Blitzschnell verschwanden der Reif und die Lupe. »Herein!« rief die Dame.
    Der Mann, der sich eben Capitaine Clairmont nannte, trat ein. Die Dame hinter dem Schreibtisch kreischte auf und fuhr empor. Sie war jetzt leichenblaß. Beide Hände hielt sie an die Wangen. Sie flüsterte entgeistert: »Nicht möglich … Tommy … Du –?«
    Mit zusammengepreßten Lippen sah Thomas Lieven die schöne, skrupellose Prinzessin Vera von C. an, die er vor langer Zeit in Paris als Geliebte des Nazischiebers Lakuleit kennengelernt hatte; seine Prinzessin Vera, seine süße Geliebte, dieser verkommene Balg, diese völlig unberechenbare und völlig amoralische Person, die schon einmal, in Paris, bereit gewesen war, für Geld alles, einfach alles zu tun.
    »Tommy – die Freude! – Du hast alles gut überstanden – du bist bei den Franzosen«, stammelte sie und fiel ihm um den Hals.
    Hart machte er sich von ihr frei. »Du Luder, du elendes«, sagte Thomas Lieven, »seit wann arbeitest du mit diesem Schwein Valentine zusammen?«
    »Ich habe

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