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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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wiederzusehen!«
    »Und ich erst, Bastian, und ich erst!« sagte Thomas Lieven. Er machte sich los und schüttelte dem Russen die Hand: »Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Baron Kutusow. Ich werde mir allerdings erlauben, Sie von Stund an nicht mehr Baron, sondern vielmehr Genosse Kommissar zu nennen. Kommissar Kutusow.«
    »Aber warum?« fragte der Russe, nervös blinzelnd.
    »Ein Momentchen Geduld! Alles der Reihe nach! Ich habe euch so viel zu erzählen, meine Brüderchen! Ich habe das Essen aufs Zimmer bestellt. Man wird in zehn Minuten servieren. Unter anderem Borschtsch, Genosse Kommissar! Bitte, nehmt Platz …« Thomas Lieven bewegte sich mit einer Ruhe und Sicherheit, die atemberaubend war, wenn man bedachte, daß die französischen Militärbehörden ihn seit Wochen suchten und daß er sich also hier in Paris sozusagen in der Höhle des Löwen befand. Er tröstete sich jedoch selbst mit der Überlegung: Wo sucht ein Löwe sein Opfer weniger als in der eigenen Höhle?
    Als er am 7. Dezember Baden-Baden fluchtartig verließ, hatte ein Spezialist, der einst Pässe für die Abwehr Paris fälschte, für ihn einen feinen französischen Paß auf den Namen Maurice Hausér hergestellt. Dann war ein Brief an Bastian Fabre nach Marseille abgegangen, in dem stand, daß er, Thomas, vollkommen pleite sei.
    Postwendend war Bastians Antwort gekommen.
    »Siehste, Pierre, wie gut es war, daß wir Dir damals ein bißchen was von der Sore von Lesseps klauten? Kannste nun haben. Habe hier einen Kumpel aufgetan, Sohn von einem russischen Baron. Kutusow heißt er. Der Alte war Taxichauffeur in Paris. Ist abgenibbelt. Jetzt fährt der Junge einen Pontiac …«
    Darauf hatte Bastian von Thomas dieses Telegramm erhalten: erwarte dich und baron mit auto 22. februar hôtel crillon.
    Daselbst versicherte Thomas nun und erkundigte sich bei seinen Gästen: »Wo steht der Wagen?«
    »Vor dem Hotel.«
    »Das ist gut. Mann soll ihn sehen. Nur mußt du, lieber Bastian, in der nächsten Zeit den Chauffeur spielen. Und der Genosse Kommissar Kutusow muß im Fond sitzen. Hast du die Goldstücke mitgebracht?«
    »Liegen im Koffer.«
    Drei Kellner erschienen und bereiteten das Essen vor. Dann saßen Thomas, Bastian und Kutusow bei Tisch und rührten frische Sahne in die gute Borschtsch-Suppe.
    Der russische Taxi-Aristokrat staunte: »Wie zu Hause! Sahne auf dem Tisch!«
    »Wenn ich Sie bitten dürfte, ein wenig
volkstümlicher
zu essen, Genosse Kommissar. Ellbogen aufgestützt zum Beispiel. Vielleicht reinigen Sie in der nächsten Zeit auch Ihre Fingernägel nicht so ganz makellos.«
    »Aber warum? Warum das alles?«
    »Meine Herren, ich habe Ihnen ein großes Geschäft vorzuschlagen. Ein Geschäft, bei dem Sie, Baron, einen Kommissar, Bastian einen Chauffeur und ich einen Spirituosengroßhändler spielen müssen.«
    »Einen Spiri… was?« staunte Bastian.
    »Schluck runter, bevor du sprichst. Einen Schnapsgroßhändler. Ich bin von der französischen Armee auf das bitterste gekränkt und enttäuscht worden, meine Herren. Ich habe die Absicht, der französischen Armee ein gewaltiges Ding zu drehen.«
    »Mit Schnaps?«
    »Ja, mit Schnaps.«
    »Aber es gibt doch jetzt keinen Schnaps, verehrter Monsieur! Alles rationiert!« rief Kutusow.
    Menu • Paris, 22. Februar 1946
    Auf »russisch« machte Thomas Lieven sein erstes
    Millionen-Nachkriegsgeschäft.
     
    Russischer Borschtsch
    Filet de Bœuf Stroganoff
    Zitronen-Soufflé
    Russischer Borschtsch:
Man nehme je ein Pfund schieres Rind- und Schweinefleisch und ein halbes Pfund durchwachsenen Räucherspeck, koche davon eine kräftige Brühe. Man nehme das fertig gekochte Fleisch heraus und schneide es in mundgerechte Stücke. – Man schmore in Schweineschmalz zwei Pfund in Streifen geschnittenen Weißkohl mit Pfeffer und Salz, Gewürzkörnern und einem Lorbeerblatt und in einem anderen Topf streifig geschnittene rote Rüben mit Suppengemüse, Pfeffer, Salz, Lorbeerblatt und Pfefferschote. Zu den roten Rüben gebe man einen Schuß Essig, damit sie ihre Farbe behalten. – Man gebe die weichgeschmorten Gemüse ohne Lorbeerblätter mit den Fleischstücken in die Brühe, lasse zusammen durchkochen und reibe vor dem Anrichten eine rote Rübe daran. – Bei Tisch pro Gast einen großen Löffel dicker saurer Sahne in die Suppe.
    Filet de Bœuf Stroganoff:
man nehme gut abgehangenes Rinderfilet, schneide es erst in Scheiben und diese dann in schmale Streifchen. – Man schmore viel

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