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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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General. Der Druck stieg und stieg und dann – wummmmm! Muß ich noch weitersprechen?«
    Bleich sagte Purnam: »Schwindel und Lüge. Kein Wort glaube ich Ihnen!«
    »Na, dann warten Sie es doch ab, mein Bester! Bald explodiert gewiß das nächste Fläschchen bei dem nächsten General …«
    Purnam schrie: »Halten Sie den Mund!«
    »Bei den
deutschen
Damen, die unser Mittel erwarben, wird bestimmt
nichts
passieren«, sagte Thomas. »Deutschen Damen bleibt nämlich in diesem dritten Nachkriegswinter gar nichts anderes übrig, als ihre Kosmetika kühl aufzubewahren.«
    Das Telefon läutete. Purnam hob ab, meldete sich und lauschte eine Weile. Er wurde rot im Gesicht und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Zuletzt sagte er. »Okay, Boß, ich fahre gleich raus. Aber reden Sie nicht weiter von Werwolf und so – ich fürchte, wir blamieren uns damit.« Er hängte ein und sah Thomas mit einem schiefen Grinsen an.
    »Darf ich fragen, ob schon wieder eines meiner Fläschchen hochgegangen ist?« erkundigte sich dieser.
    »Im Fliegerhorst Neubiberg, ja. Vor einer Viertelstunde. In der Wohnung von Major Roger Rapp.«
    2
    Drei Tage später wurde Thomas Lieven dem »Provost Marshal« Münchens, einem klugen, älteren Colonel, vorgeführt. Im (überheizten) Büro des Obersten sah Thomas seine beiden Freunde wieder – den Marseiller Ex-Ganoven Bastian Fabre und die schwarzhaarige, schwarzäugige Christine Troll.
    Der Colonel sprach: »Mr. Lieven, eine chemische Untersuchung verschiedener ›Beauty Milk‹-Proben aus der Fabrik Troll hat die Richtigkeit Ihrer Schimmelpilz-Theorie bestätigt. Aus diesem Grund werden Sie und Bastian Fabre sofort aus der Haft entlassen.«
    »Moment mal«, sagte Thomas nervös, »und was ist mit Fräulein Troll?«
    Der Colonel sprach: »Durch ihre Fingerabdrücke haben wir festgestellt, daß Christine Troll unter dem Namen Vera Fross über ein Jahr lang Mitglied der berüchtigten Kaiser-Bande in Nürnberg war. Die jugendlichen Gangster stahlen Autos, überfielen Soldaten und raubten amerikanische Villen aus. Die weiblichen Mitglieder der Bande machten sich an Offiziere heran. Diese wurden dann mit Alkohol und Schlafmitteln betäubt und ausgeplündert …«
    Thomas starrte Christine Troll an, die sanfte, gut erzogene Christine, das Mädchen aus bürgerlichem Hause; dieses so sauber, so anständig, so moralisch wirkende Geschöpf; seine Geschäftspartnerin, die er als Dame geachtet und wie ein unschuldiges Mädchen behandelt hatte.
    Christine Troll fuhr herum. Ihr blasses, ebenmäßiges Madonnenantlitz war verzerrt. Laut und ordinär klang nun ihre Stimme: »Guck nicht so vertrottelt, Mensch! Was glaubst du denn, warum ich mich an dich rangemacht habe?«
    »Rangemacht …«, wiederholte Thomas schwach, während er dachte: Werde ich alt? Bin ich bereits halbstarken Gören nicht mehr gewachsen?
    »Na klar, Mensch! Rangemacht! Als die Chose in Nürnberg aufflog, mußte ich untertauchen! Nahm mir wieder meinen alten Namen! Ließ mich bei den Amis anstellen und wartete auf einen Narren wie dich, der mir das Geld gab für die Fabrik!«
    »Christine«, sagte Thomas, »was habe ich Ihnen getan? Warum reden Sie so mit mir?«
    Das junge Mädchen sah plötzlich alt aus, verlebt, verbraucht und zynisch: »Ich habe die Schnauze voll von euch allen! Allen Männern! Amis und Deutschen! Schweine seid ihr, gemeine Schweine – alle!« Ihre Stimme überschlug sich.
    »Shut up«, sagte der Colonel grob. Christine Troll verstummte. Der Colonel sagte zu Thomas: »Die Fabrik, alle Einkünfte und die gesamte Produktion sind natürlich beschlagnahmt.«
    »Aber hören Sie, das ist nicht ihr Besitz allein! Mit
meinem
Geld wurde die Fabrik wieder in Gang gebracht!«
    »I am sorry, Mr. Lieven, die Fabrik ist im Handelsregister allein auf den Namen von Christine Troll eingetragen. Ich fürchte, da haben Sie einen Fehler gemacht.«
    Thomas dachte: Da hast du also wieder einmal deine Strafe vom Schicksal dafür, daß du versucht hast, anständig zu sein und ehrlich zu arbeiten. Dein Geld ist futsch! Hättest du ein krummes Ding gedreht, wärst du sicherlich reich geworden damit, wärst ausgezeichnet worden, belobt, geliebt – aber nein, du Idiot, du mußtest es auf die ehrliche Tour versuchen. Du hast noch immer nichts gelernt aus deinem Leben.
    Am Abend dieses Tages saß er mit Bastian in der Halle seiner Villa vor dem Kamin, in dem ein Feuer flackerte. Sie tranken beide »Pastis« – den Schnaps, mit welchem sie in

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