Es muß nicht immer Kaviar sein
Die sitzen schon.«
»Aber warum? Verflucht, warum?«
»Herr Lieven, Sie werden beschuldigt, im Auftrag einer Werwolf-Organisation einen Mordanschlag gegen den General Lynton ausgeführt zu haben – gemeinsam mit Ihren beiden Freunden.«
»Lynton? Der amerikanische General Lynton?« Thomas bekam einen Lachanfall. »Und wie wollte ich ihn ermorden, bitte?«
»Sie wollten ihn in die Luft sprengen!«
»Aaah – aah!«
»Das Lachen wird Ihnen vergehen, Lieven. Ihnen allen. Sie stellen Kosmetika her, wie?«
»Ja.«
»Sie produzieren sogenannte ›Beauty Milk‹, nicht?«
»Ja, und?«
»Eine Packung dieses Mord-Präparates explodierte vor fünf Tagen mit ungeheurer Wucht im Schlafzimmer von General Lynton. Nur durch eine glückliche Fügung war zur Zeit der Explosion niemand in der Nähe. Es ist völlig klar: Sie haben in der Packung Sprengstoff eingeschmuggelt. Na also, jetzt halten Sie die Schnauze, wie? Legt dem Mann Handschellen an, boys …«
2. Kapitel
1
»Nichts lag mir ferner als die Absicht, den ehrenwerten General Lynton in die Luft zu sprengen«, sagte Thomas Lieven. Er sagte es zum elftenmal in drei Tagen.
Amüsiert lächelnd zuerst, später wütend und erbittert, wies Thomas alle Verdächtigungen weit von sich.
Jedoch: »Sie lügen!« sagte CID -Investigator James Purnam. Zum elftenmal in drei Tagen sagte er es. Mehr und mehr ging sein störrischer Gefangener ihm auf die Nerven.
Die Zentralheizung im Vernehmungszimmer strahlte eine trockene Hitze aus, die James Purnam den Schweiß auf die Stirn und Schmerzen in den Schädel trieb.
»Ich lüge nicht«, sprach Thomas Lieven.
»Hören Sie mal zu, Lieven !«
»Herr
Lieven, bitte!«
»Hören Sie mal zu, Herr Lieven: Ich habe jetzt die Schnauze voll von Ihnen! Ich schließe dieses Verhör ab und sperre Sie ein, bis Sie schwarz werden.«
Thomas seufzte.
»Es ist schrecklich für mich, zu sehen, wie Sie schwitzen, Mr. Purnam. Aber wenn Sie Ihren Job behalten wollen, müssen Sie mir noch ein Weilchen zuhören. Denn wenn Sie mir nicht zuhören, und wenn ihr eure Räume weiter so überheizt, dann sehe ich vor meinem geistigen Auge bereits eine ganze Reihe von Sprengstoff-Anschlägen.«
»Eine … ganze … Reihe …«
»Wohlan denn«, sprach Thomas wie ein geduldiger Lehrer zu einem idiotischen Schüler. »Sie haben mich verhaftet. Sie haben meinen Freund Bastian Fabre verhaftet, Sie haben meine Geschäftspartnerin Christine Troll verhaftet. Warum? Wir haben in der provisorisch aufgebauten Fabrik von Fräulein Trolls Eltern Kosmetika hergestellt. Auch eine ›Beauty Milk‹. Ein Fläschchen dieser Schönheitsmilch ist nun im Schlafzimmer von General Lynton explodiert …«
»Verdammt, ja. Ihr Werk, Lieven, und das Ihrer Werwolf-Gangster!«
»Nein, nicht mein Werk, bloß das von Schimmelpilzen und Kohlendioxyd.«
»Ich werde wahnsinnig«, stöhnte der Agent.
»Bevor Sie mir diese Freude bereiten, beantworten Sie meine dringende Anfrage: Teilt der verehrte General sein Schlafzimmer mit der verehrten Frau General?«
Purnam schluckte, stierte Thomas an und flüsterte: »Jetzt wird
der
wahnsinnig!«
»Nein, wird
der
nicht«, sagte Thomas. »Ich kombiniere lediglich: Die Frau General besaß einen Schminktisch im Schlafzimmer. Mit Spiegel und so weiter. Er stand neben dem Fenster …«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil sich unter Fenstern im allgemeinen die Körper der Zentralheizung befinden …«
Purnam blinzelte nervös. Und nervös blinzelnd lauschte er dem munter weiter dozierenden Thomas. Seine »Beauty Milk«, berichtete dieser, war nach einem alten Familienrezept der Firma Troll hergestellt worden: aus Zitrone, Magermilch und wenig Fett. Allerdings hatte man noch nicht steril arbeiten können. Auch die Fläschchen, in welche das Mittel abgefüllt worden war, ließen zu wünschen übrig. Schlechtes, altes Glas.
»Sehen Sie, Mr. Purnam, nicht ohne Grund klebt auf jedem unserer Fläschchen ein Zettel mit der Aufschrift: Kühl aufbewahren! Die verehrte Frau General Lynton hat dies offensichtlich nicht getan und die ›Beauty Milk‹ auf ihren Toilettentisch gestellt. Neben die Zentralheizung. Neben die überheizte Zentralheizung …«
»Fangen Sie nicht schon wieder an!«
»Keine Unterbrechung, bitte. Weil wir nicht steril arbeiten konnten, kamen mit der Milch Schimmelpilze in die Lösung. In der Wärme entwickelten sie Kohlendioxyd. Das ist ein Gas. Durch das Gas stieg der Innendruck im Fläschchen der sehr verehrten Frau
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