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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Nacht.
    Pamela machte Thomas sentimental. Warum bewegte diese Frau ihn so? Bloß weil sie Chantal ähnlich sah? Was war es, das ihm das Gefühl gab, diese Pamela Faber seit Jahren zu kennen, mit ihr seit Ewigkeiten verbunden zu sein?
    Sie hätte deutsche Eltern, berichtete Pamela, aber sie wäre in Amerika zur Welt gekommen. Seit 1950 arbeitete sie für den amerikanischen Geheimdienst. Wie sie dazu gekommen war? Pamela zuckte die Schultern. Sie antwortete ehrlich: »Hauptsächlich Abenteuerlust, glaube ich. Meine Eltern sind tot. Ich wollte reisen, fremde Länder sehen, etwas erleben …«
    Thomas dachte: Etwas erleben. Fremde Länder sehen. Die Eltern tot. So hätte Chantal geantwortet, wenn man sie gefragt hätte, warum sie zur Abenteuerin wurde. Chantal, ach Chantal! Schrecklich, warum mußte diese junge Frau ihr bloß so ähnlich sein?
    »Aber jetzt habe ich genug, wissen Sie. Das ist kein Leben für mich, ich habe mich geirrt. Oder ich bin schon zu alt.«
    »Wie alt sind Sie denn?«
    »Zweiunddreißig.«
    »Ach Gott«, sagte er und dachte an seine achtundvierzig Jahre.
    »Ich möchte aufhören. Heiraten. Kinder haben. Ein kleines Heim. Gut kochen für meine Familie.«
    Heiser sagte Thomas: »Sie … Sie kochen gerne?«
    »Es ist meine Leidenschaft! Warum sehen Sie mich so an, Herr Lieven?«
    »Hrm! Nichts … nichts.«
    »Aber Geheimdienste ziehen einen Teufelskreis, aus dem man nicht entlassen wird. Aufhören! Wer von uns kann aufhören? Können Sie es? Niemand kann es. Niemand darf es …«
    2
    Die Verzauberung, die in jener Nacht von Thomas Lieven Besitz ergriff, ließ ihn nicht mehr los. Sie wurde größer und größer, und er versank in ihr wie in einem Meer der Süßigkeit, in einer Wolke betäubender Düfte.
    Von New York flog er mit Pamela Faber weiter nach Washington. Er beobachtete sie jetzt genau, mit klinischem Interesse geradezu. Sie besaß Chantals Ehrlichkeit, Gutmütigkeit, Tapferkeit. Sie besaß das Katzenhafte Chantals, ihre Wildheit, ihre Kraft. Aber sie war besser erzogen, sie war klüger. Thomas dachte: Warum tut mir das Herz bloß immer so weh, wenn ich sie ansehe?
     
    Edgar Hoover, der 62jährige Leiter des amerikanischen Bundeskriminalamtes, empfing Thomas Lieven in seinem Amtssitz in Washington.
    Die erste Begegnung dauerte nur wenige Minuten. Nach einer herzlichen Begrüßung meinte der untersetzte Mann mit den klugen, immer ein wenig melancholischen Augen: »Hier können wir nicht in Ruhe miteinander sprechen. Wissen Sie was? Miß Faber, Sie und ich machen uns ein schickes Wochenende. Ich habe in der Nähe ein Landhaus.«
    Edgar Hoovers Landhaus lag im Staate Maryland, auf sanften, bewaldeten Hügelketten. Hier gab es viele gemütliche Häuser dieser Art. Das Refugium des ersten Kriminalisten Amerikas war mit schönen antiken Möbeln eingerichtet.
    Händereibend meinte der FBI -Boß am Samstagmorgen beim Frühstück: »Ich denke, wir machen uns heute einen feinen Truthahn. Ist noch ein bißchen früh für Truthahn, aber ich habe unten im Dorf wunderschöne junge Tiere gesehen. Ich hole sie nachher. Preiselbeeren bringe ich auch mit.«
    »Preiselbeeren?« Thomas runzelte die Stirn. Pamela – sie trug an diesem Morgen ein Holzhackerhemd und Blue jeans und sah aufregender aus denn je – erklärte Thomas lächelnd: »Hier ißt man Truthahn so, Mr. Lieven.«
    »Pfui Teufel! Also,
ich
habe Truthahn immer …«
    »… mit einer Füllung gemacht, nicht wahr?« Pamela nickte. »Meine Mutter auch. Die Füllung bestand aus durchgedrehter Truthahnleber und Gänseleber und …«
    »… Kalbfleisch und Schweinespeck und Eigelb«, unterbrach Thomas sie aufgeregt. »Und dazu Trüffeln, die Schalen verrieben, die Trüffeln zerhackt, zwei Semmeln …«
    »… und das Schweinefleisch muß fett sein!« Sie schwiegen plötzlich beide, sahen sich an und wurden rot.
    Edgar Hoover lachte: »Na so etwas! Sie ergänzen sich ja phantastisch! Was, Mr. Lieven?«
    »Ja«, sagte Thomas, »darüber denke ich schon die ganze Zeit nach …«
    Zwei Stunden später standen sie dann in der Küche. Pamela half Thomas den Vogel reinigen und ausnehmen, sie half ihm bei der Zubereitung der Füllung. Wenn er nach dem Pfeffer greifen wollte, dann hatte sie den Pfeffer schon in der Hand. Wenn er zu der Ansicht kam, daß die Füllung zu dünn geriet, drehte sie bereits eine eingeweichte Semmel durch den Wolf.
    Ach Gott, dachte Thomas. Ach, lieber Gott im Himmel!
    Menu • Maryland, 25. Mai 1957
    Thomas kocht für

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