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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Südamerika aus. Ich komme nie mehr zurück nach Europa«, sagte er und ließ es geschehen, daß der Major ihn noch einmal umarmte und auf die Wange küßte.
    Etwas später sah er ihn über das Rollfeld auf die Maschine zugehen. Thomas winkte, und auch Débras winkte, bis er in der Kabine verschwand.
    Thomas bestellte noch einen Whisky. Als die Maschine zum Start rollte, kam er sich plötzlich sehr einsam vor. Nach einiger Zeit bezahlte er, erhob sich und ging.
    Auf dem Platz vor dem Flughafengebäude war es dunkel. Nur wenige Lampen brannten. Ein großer Wagen holte Thomas langsam ein und hielt. Der Chauffeur blickte aus dem Fenster. »Taxi, Senhor?«
    Es war weit und breit kein Mensch zu sehen.
    »Ja«, sagte Thomas abwesend. Der Chauffeur stieg aus, öffnete den Schlag und verneigte sich.
    In diesem Moment merkte Thomas Lieven, daß etwas faul, sehr faul mit diesem Taxi war. Er fuhr herum, aber es war schon zu spät.
    Der Chauffeur trat ihm wuchtig in die Kniekehlen. Thomas stürzte in den Fond. Hier packten sogleich vier kräftige Hände zu und rissen ihn auf den Wagenboden. Der Schlag flog zu. Der Chauffeur ließ sich hinter das Steuer fallen und raste los.
    Ein großer, nasser Lappen mit einer widerlich süßen Flüssigkeit wurde auf Thomas Lievens Gesicht gepreßt. Chloroform, dachte er. Würgend rang er nach Atem.
    Überdeutlich hörte er eine Stimme mit Hamburger Akzent sagen: »Na, prima, prima. Und jetzt nix wie runter zum Hafen.«
    Dann begann das Blut in Thomas Lievens Schläfen zu dröhnen; in seinen Ohren hallten Glocken, und er stürzte in eine Ohnmacht, tiefer, tiefer, wie hinab in einen dunklen Brunnen aus Samt.
    16
    Langsam kam unser Freund wieder zu sich. Sein Schädel dröhnte. Ihm war übel, ihm war kalt. Er dachte: Toten ist nicht übel, Tote haben kein Kopfweh, Tote frieren nicht. Kombiniere: Ich bin also noch am Leben. Vorsichtig öffnete Thomas das rechte Auge. Er lag im Bug eines unappetitlich riechenden Fischkutters, dessen Motor nervös tuckerte.
    Am Steuer stand ein kleiner, verknitterter Portugiese mit Lederjacke und Schildmütze, eine erloschene Stummelpfeife zwischen den Zähnen. Hinter dem Schiffer tanzten die Lichter der Küste auf und nieder. Die See war rauh. Der Kutter schlingerte aufs offene Meer hinaus. Seufzend öffnete Thomas Lieven das linke Auge.
    Auf der Bank neben ihm saßen zwei bullige Kerle. Beide trugen schwarze Ledermäntel und grimmige Mienen. Beide hielten schwere Revolver in den großen, häßlichen Händen.
    Thomas Lieven richtete sich halb auf und sprach, mit Mühe zwar, aber fließend: »Einen schönen guten Abend, die Herren. Ich hatte vorhin am Flughafen keine Gelegenheit, Sie zu begrüßen. Daran sind Sie nicht ohne Schuld! Sie hätten mich nicht so schnell niederschlagen und chloroformieren dürfen.«
    Der erste Kerl sprach mit Hamburger Akzent: »Ich warne Sie, Thomas Lieven. Beim geringsten Fluchtversuch knallt’s!«
    Der zweite Kerl sprach mit sächsischem Akzent: »Ihr Spiel ist aus, Herr Lieven. Jetzt geht es in die Heimat.«
    Interessiert erkundigte sich Thomas: »Stammen Sie aus Dresden?«
    »Aus Leipzig. Warum?«
    »Pure Neugier. Nichts gegen diesen Kutter, meine Herren, aber in die Heimat ist es auf dem Seeweg noch ein hübsches Ende. Werden wir es schaffen?«
    »Immer noch ein großes Maul«, sagte der Hamburger. »Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Lieven. Mit dem Kutter bringen wir Sie nur aus der Dreimeilenzone raus.«
    »Ins Planquadrat 135 Z«, sagte der Leipziger.
    Thomas bemerkte, daß der Kutter ohne Positionslichter fuhr. Die See wurde immer unruhiger. Desgleichen Thomas. Aber er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. »Und was, meine Herren, geschieht im Planquadrat 135 Z?«
    »Dort taucht in einer Viertelstunde ein U-Boot auf. Geht alles wie am Schnürchen, Sie werden sehen. Ruck, zuck!«
    »Deutsche Organisation«, meinte Thomas höflich.
    Der kleine Steuermann sagte auf portugiesisch: »Wir haben die Hoheitsgewässer verlassen. Wo ist mein Geld?«
    Der Leipziger stand auf, trat schwankend neben den Steuermann und gab ihm ein Kuvert. Der Schiffer klemmte das Steuer fest und zählte die Banknoten. Danach ging alles sehr schnell.
    Thomas war der erste, der den großen Schatten auftauchen sah, denn er war der einzige, der zum Heck hinblickte. Plötzlich war der schwarze Schemen da, drohend schoß er aus der Nacht heran, direkt auf den schlingernden Kutter zu. Thomas wollte aufschreien, aber im letzten Augenblick biß er sich auf

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