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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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der Pub noch nicht mal einen
halbwegs brauchbaren Hauswein führte, schlug ich ein nahegelegenes Weinlokal
vor, aber an diesem Punkt hätte ich eigentlich besser sofort nach Hause gehen
sollen.
    Am nächsten Tag konnte ich mich einigermaßen
erinnern, was während der ersten Flasche vor sich gegangen war, aber der Rest
des Abends war sehr verschwommen, und eine dumpfe Sorge, daß es irgendwann in
seinem Verlauf zu Gesang gekommen war, trug nur noch dazu bei, meinen Kater zu
verschlimmern.

Kapitel Fünf
     
      Auf meinen
Schreibtisch lag eine Nachricht
von Marie, der EDV-Beauftragten, die mir mitteilte, daß mein Password für den
Computer sich geändert hatte. Aber das neue Password schien nicht zu
funktionieren. Ich rief Marie an, aber ihre Leitung war belegt, also versuchte
ich es bei Pat und fragte, ob sie mir wohl helfen könne, wenn sie einen Moment
Zeit hatte.
    Ein paar Minuten später eilte sie ziemlich
aufgelöst herüber, sagte, an diesem Morgen werde bei den Euro-Anleihen eine
Menge Bewegung erwartet, und machte mir insgesamt Schuldgefühle, daß ich sie um
Hilfe gebeten hatte — vor allem weil das Problem, wie sich dann herausstellte,
darin bestand, daß die Zeichen, die ich für Nullen gehalten hatte, in
Wirklichkeit große >o    »Oh Gott, anscheinend bin ich noch nicht ganz
wach«, sagte ich verlegen.
    »Ein paar von uns sind schon seit halb sieben
hier«, erwiderte sie. »Montags geht es immer so hektisch zu. Ah, da kommt ja
Ihr Boß.« Sie legte eine Menge Betonung auf das letzte Wort und eilte dann an
ihren Schreibtisch zurück.
    »Probleme?« sagte Martin gutgelaunt. Ich fragte
mich, wie er es eigentlich immer schaffte, so glücklich auszusehen, wenn er zur
Arbeit kam.
    »Eigentlich nicht«, seufzte ich. »Ich fürchte
bloß, daß Pat mich für nicht kompetent oder fleißig genug hält, und ich glaube,
sie vermutet, daß wir ein Verhältnis miteinander haben.«
    »Nun mach mal halblang, Miss Fitt, du arbeitest
hier erst seit einer Woche. Da müßte sie mich schon für ’nen echten Aufreißer
halten.«
    »Schon, aber ich glaube, sie hat uns an meinem
ersten Tag vor der Weinbar gesehen«, sagte ich.
    »Na schön, soll sie doch denken, was sie will.
Rein technisch gesehen bin ich ihr Boß, weißt du. Ich bin ihr keine
Rechenschaft schuldig.« Ich hatte das Gefühl, daß er damit sich selbst ebenso
überzeugen wollte wie mich.
    »Es geht ja auch nicht nur um sie«, fuhr ich
fort. »Ich bin mir sicher, daß sie das überall rumerzählt hat. Ich hätte es
viel einfacher, wenn du einfach jedermann sagen würdest, daß ich eine alte
Bekannte von dir bin, die eben eingesprungen ist. Ich bin mir ganz sicher, daß
die Händler mich schneiden, weil sie glauben, ich spioniere für dich.«
    »Na ja, du hast doch gesagt, es würde
meine Autorität untergraben, wenn die Leute das wissen.«
    »Ich weiß, ich weiß«, seufzte ich müde. »Es war
mir bloß nicht klar, wie lang acht Stunden sein können, wenn keiner mit einem
redet.«
    »Na, dann wird es dich ja freuen zu hören, daß
ich mir übers Wochenende ein bißchen Arbeit mit nach Hause genommen habe. Also
gibt’s für dich eine Menge zu tun«, sagte Martin. »Könnten Sie bitte in mein Büro
kommen, Miss Fitt?«
    »Aber gewiß doch, Sir« sagte ich und lächelte.
Ich hatte es satt, Arbeit zu markieren. Ich rief die Telefonzentrale an und
bat, meine Anrufe bis auf weiteres auf Martins Anschluß durchzustellen.
     
    Es war eine seltsame und nicht sonderlich
erfreuliche Erfahrung, ein Diktat von Martin aufzunehmen. Seine Grammatik ist
grauenhaft, und er hat keinerlei Gefühl für die Zeichensetzung.
    »In diesem Satz fehlt das Verb«, merkte ich an.
    »Bist du immer so?« erwiderte er ziemlich
unwirsch.
    »Ich versuche bloß, dich vor Peinlichkeiten zu
bewahren.«
    »Schon gut, schon gut. Aber ich bin hier der
Boß, weißt du.«
    Ich legte meinen Bleistift und den Stenoblock
weg. »Ich wußte, daß das nicht funktionieren würde«, sagte ich. »Falls du der
Typ bist, der seiner Sekretärin gegenüber den Larry raushängen läßt, werde ich
erstens nicht für dich arbeiten und zweitens solltest du es verdammt noch mal
besser wissen. Herrgott noch mal, selbst als wir beide noch ranggleiche
Bankbeamte waren, hat jede zweite Sekretärin mehr gewußt als wir, selbst wenn
sie ihr einen Hungerlohn bezahlt haben. Daß du dich jetzt »Stellvertretender
Vizepräsident nennen kannst, macht dich noch lange nicht besser als mich. Du
bist in diesem Job so neu wie