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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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auch
(ich war mir sicher, das zu sehen) Dave recht enttäuscht dreinblicken ließ.
    Das Kleid, das Mutter mir unbedingt hatte kaufen
wollen, war wirklich super und glich nichts, das ich je besessen hatte, aber es
war auch ein bißchen schwierig zu tragen. Es bestand aus rötlich-goldener
Rohseide und hatte ein gestärktes Oberteil. Es war fast bis zu den Brustwarzen
ausgeschnitten und drückte meine kleinen Brüste sehr hoch, was mir ein überaus
großzügiges Dekollete verschaffte, das irgendwie dennoch spröde wirkte, wie bei
der Heldin einer Jane-Austen-Verfilmung im Fernsehen. Der geraffte Rock, der
sich wunderbar rauh und knubblig anfühlte, reichte mir bis zu den Knöcheln. In
schamloser Extravaganz hatte meine Mutter mir ein Paar elegante
Schnürstiefelchen aus dem gleichen Material gekauft. Meine Haare waren zu kurz
für einen Knoten, aber mein Friseur hatte sie nach hinten gebürstet und mit
Kämmen festgesteckt. Zu Beginn des Tages sah ich so elegant aus wie nur je in
meinem Leben.
    Gott sei Dank hielt sich das Wetter, denn Reg
hatte eine Flotte von Oldtimern gemietet, um die Gäste zum Hochzeitsempfang zu
bringen, der in dem Landgasthof stattfand, wo ihm Mutter ihren Antrag gemacht
hatte. Bis wir dort ankamen, hatte es meine Kämme weggeweht und mein Haar war
zurück bei seinem Pagenschnitt, aber ich sah, daß Mutters Dutt noch intakt war,
von ein paar Strähnchen mal abgesehen, die sich selbständig gemacht hatten, und
sie nur noch hübscher aussehen ließen.
     
    Mutter, die schon immer eine Schwäche für Martin
gehabt hat, bestand darauf, daß er sich zur Familie stellte und mit uns
zusammen die restlichen Gäste begrüßte.
    »Als was soll ich Sie vorstellen?« fragte sie
hoffnungsvoll.
    »Wie wäre es mit >alter Freund der
Familie    Wir schienen Stunden damit zu verbringen,
nacheinander mit jedem einzelnen Bekannten von Mutter und Reg zu plaudern.
Martin kann sowas unheimlich gut, und falls er tatsächlich all die Runden Golf
spielen sollte, zu denen er sich an diesem Nachmittag einladen ließ, ist er bis
zum Ende des Jahrhunderts jedes Wochenende ausgebucht. Unvermeidlicherweise gab
es Bemerkungen in der Richtung von »Sie müssen unbedingt dafür sorgen, daß sie
Christines Brautstrauß fängt«, aber Martin lächelte nur, schüttelte den Leuten
kräftig die Hand und sagte Dinge wie: »Christine sieht hinreißend aus, nicht
wahr?«, was die meisten zufriedenzustellen schien.
    Als ich Martin mit Regs bestem Freund Arnie
plaudern sah, dem eine Autowerkstatt gehört, konnte ich verstehen, wieso Mutter
fand, wir würden ein ideales Paar abgeben. Einer der Gründe, warum wir so gut
miteinander auskommen, ist, daß wir beide aus dem Vorstadtmilieu stammen, und
obschon wir höchst bösartig über Pinner oder Sidcup herziehen können, erkennen
wir doch auch einige der guten Seiten unserer Herkunft an und haben aufgehört,
uns dafür zu schämen. Die meisten Leute, die ich in Cambridge kannte, kamen aus
Zentral-London, und in meinen ersten Jahren dort hatte ich rasch gelernt zu
sagen, ich stamme aus dem Norden Londons statt aus Pinner. Selbstjetzt noch
hatte ich entschieden, nur Martin mitzubringen, als meine Mutter mir gesagt
hatte, ich könne so viele Freunde zur Hochzeit einladen, wie ich wolle. Donny
und Dan, die ich von Herzen gern habe, hätten der Versuchung nicht widerstehen
können, aus dem Ganzen eine Lachnummer zu machen und sich an den
Hoteldekorationen und den ungewollt kitschigen Hüten hochzuziehen, die einige
Freundinnen meiner Mutter trugen. Es gibt Tage, da beteilige ich mich an
derartigen Demonstrationen von Snobismus, aber die Hochzeit meiner Mutter
sollte nicht dazugehören.
    »Wir müssen diese Runde Golf wirklich bald mal
spielen«, sagte Martin. Ich beschloß, ihn zu erretten.
    »Arnie, ich glaube, Stella sucht dich«, sagte
ich und drückte Martin ein Glas Pimm’s in die Hand.
    »Danke, daß du das alles mitmachst«, sagte ich.
»Und mit wem möchtest du nun wirklich reden?«
    »Mit dir. Wir kommen in letzter Zeit einfach
nicht mehr dazu, mal ein richtiges Schwätzchen zu halten«, sagte Martin. Er
wischte sich die Stirn und kippte sein Pimm’s hinunter. Als gute Gastgeberin
ging ich ihm ein zweites Glas holen, aber als ich zurückkam, war er in ein
Gespräch mit Arnies neunzehnjähriger Tochter vertieft. Es sah aus, als würde
ich da bloß stören.
     
    »Hallo, kennst du mich eigentlich noch?« Dave
tippte mir auf die

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