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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Schulter.
    »Aber sicher«, sagte ich.
    »Ist das dein Freund?« fragte Dave und wies mit
dem Kopf auf Martin.
    »Nein. Bloß ein guter Bekannter«, sagte ich
beiläufig und kam mir dabei ziemlich treulos vor. Martin war tatsächlich nicht
mein Freund, aber >bloß ein guter Bekannten beschrieb ihn nicht einmal
annähernd, speziell, weil er die letzten zwei Monate auch mein Chef gewesen
war. Ich beschloß, das sei zu kompliziert zu erklären, und bemerkte, wie Reg
mich herüberwinkte, weil wir gebeten wurden, unsere Plätze an der Tafel
einzunehmen.
    Die Tischdekoration — die meine Mutter entworfen
hatte — bestand aus flachen Glasschalen voller gelber Rosen in
unterschiedlichen Stadien der Blüte, vom vollreifen Blaßgelb mit einem winzigen
Hauch Rosa an den Rändern bis hin zu festgeschlossenen dunkelgoldenen Knospen.
Der Buffet-Tisch war mit Efeuranken garniert, und die Speisen spiegelten die
Pastellfarben wider — pochierter Salm, gekochtes Huhn, winzige, wachsbleiche
neue Kartöffelchen, dazu riesige Schüsseln mit dunkelgrünem Salat.
    Reg mußte seinem Freund im Schnapsladen
Engrospreise abgehandelt haben, denn während des gesamten Essens floß der
Champagner in Strömen. Als die Reden anfingen, sehnte ich mich allmählich nach
etwas Trinkbarem ohne Bläschen darin.
    Ich hatte Mutter gefragt, ob ich eine Art
Brautführerinnen-Ansprache halten solle, da ich ihre einzige nahe Verwandte auf
der Hochzeit war, aber sie hatte abgelehnt und gesagt, ihr sei es lieber, wenn
ich mir einen schönen, entspannten Tag machen würde. (Insgeheim, glaube ich,
meinte sie wohl, daß meine Rede — egal wie sie aussah — bloß schockieren würde.
Sie und Reg waren nur zu einem einzigen meiner Auftritte gekommen und hatten
ihn hinterher für »ein bißchen schlüpfrig« erklärt.) Ich nahm sie beim Wort und
ließ es mir in der Tat Wohlergehen — genaugenommen war ich so entspannt, daß
ich während Arnies Toast auf das Brautpaar ein wenig einzudösen begann. Martin
stieß mir scharf den Ellbogen in die Rippen, und ich setzte mich rasch auf und
unterdrückte einen Rülpser. Ich glaube nicht, daß es irgendjemand bemerkt hat.
    Wir gingen alle nach draußen auf die Terrasse,
um Mutter und Reg beim Anschneiden des Kuchens zuzuschauen, der eine
zweistöckige Angelegenheit mit blaßgelbem Zuckerguß und weiteren Rosen obendrauf
war, und bis der Fotograf damit fertig war, jedes Eckchen des Kuchens sowie
jede denkbare Kombination von Freunden und Verwandten festzuhalten, war im
Speisesaal abgeräumt worden, und die Band spielte ein Potpourri von Stücken aus
den Sechziger  Jahren.
    Eines von Mutters und Regs größten Vergnügen
sind klassische Tänze, und so waren sie in der Lage, den weiteren Teil des
Abends mit einem wunderschön ausgeführten Quickstep zur Melodie von
>Congratulations< zu eröffnen, aber mit der Tanzerei ging es rasch
bergab, bis Dave dann seinen Mut zusammennahm und mich aufforderte, hüpften die
meisten Leute leider nur noch mehr oder minder im Takt zu vage erkennbaren
Coverversionen früher Motown-Hits auf der Stelle herum. Ich hegte den Verdacht,
daß Reg die Band ausgesucht hatte. Ich habe seinem musikalischen Geschmack noch
nie getraut, seit er diese Türklingel gekauft hat.
    »Mir ist heiß!« rief ich Dave am Ende von
>Baby Love< zu. »Wollen wir uns was zu trinken besorgen?«
     
    Ich konnte keinen Champagner mehr sehen. Ich
sehnte mich nach einem Glas hausgemachter Limonade ohne Kohlensäure, aber ich
mußte mich mit Leitungswasser zufriedengeben. Ich trank rasch hintereinander
drei Gläser davon.
    Es war ein perfekter Sommertag gewesen, und die
Luft war erfüllt vom Duft der Geißblattsträucher, die sich um die Spaliere über
unseren Köpfen rankten. Ich atmete tief ein und seufzte.
    Jenseits der Terrasse erstreckte sich ein
wohlgepflegter, abschüssiger Rasen hinunter zu einer Allee, auf deren anderer
Seite ein kleiner See lag. Es begann dunkel zu werden.
    »Sollen wir uns mal den Garten ansehen?« fragte
Dave.
    Ich nickte. Wir schlenderten den begrasten
Abhang hinunter und blieben stehen, um die sorgfältig angelegten Staudenrabatte
zu bewundern.
    Als ich noch ein kleines Kind war, ging meine
Mutter häufig mit mir bei Amersham auf dem Land spazieren, also kenne ich die
Namen von Wildblumen; als Reg dann bei uns einzog, brachte er mir bei, was es
über Gärten zu wissen gibt. Die Tatsache, daß ich Fuchsien von Rittersporn
unterscheiden konnte, schien Dave maßlos zu erstaunen.
    »Und wie heißen

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