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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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natürlich
derart durcheinander, daß Sie es MAL WIEDER VERMASSELN. Zunächst mal sind Sie
UNGLAUBLICH COOL und nonchalant, weil er ganz offensichtlich ein Schwein ist,
denn er hat nicht angerufen... Aber, Moment mal! Irgendwas stimmt nicht mit
dieser Analyse, denn jetzt ist er ja am Telefon. Besser spät als nie, denken
Sie und fragen ihn ein bißchen sarkastisch, ob er verreist war, und er versteht
nur Bahnhof. Also versuchen Sie, sich keine Blöße zu geben. Sie waren selber
ziemlich beschäftigt, sagen sie, obschon ihnen dann nichts Besseres einfällt
als >Ach... dieses und jenes<, wenn er fragt, was Sie gemacht haben. Das
ist der Moment, wo Ihnen klar wird, daß Sie sich total schwachsinnig benommen
haben. Er hat angerufen, stimmt’s? Er hat nie gesagt, WANN er anrufen wird,
oder? Also sind Sie mit einem Mal richtig nett und heiter und charmant, was
wiederum der Punkt ist, an dem er irgendeine Entschuldigung murmelt und
auflegt.
    Sie gehen auf die Dreißig zu, um Himmelswillen,
aber Sie sind immer noch die optimistische Viertklässlerin in der letzten Reihe
des Kinos um die Ecke, die gerade ihre Sexualität entdeckt.
    Und das alles machen Sie durch, bloß um GEFICKT
zu werden.
    Was ganz einfach zeigt, daß Ihre Mutter unrecht
hatte. Der Preis, den Frauen für Sex bezahlen, sieht so aus: STUNDENLANGES
WARTEN DARAUF, DASS DAS TELEFON KLINGELT; TAGE VOLLER SELBSTZWEIFEL; WOCHEN, IN
DENEN SIE SICH HALB ZU TODE HUNGERN, WEIL ER SIE WAHRSCHEINLICH ANGEZOGEN
ATTRAKTIVER GEFUNDEN HAT; UND EINE GIGANTISCHE KREDITKARTENRECHNUNG FÜR DIE KISTEN
VOLLER AUSTRALISCHEM WEISSWEIN, BEI DEM SIE SICH MIT IHRER BESTEN FREUNDIN
AUSGEWEINT HABEN. Und, Mami, vergiß die Ehe; was Männer für Sex bezahlen
müssen, sind ZWEI MINUTEN FREIZEITTARIF IM HANDYNETZ... Ich danke Ihnen. Gute
Nacht.«
     
    Die Reaktion war gemischt. Eine rein weibliche
Gruppe, die sich unmittelbar vor mir flaschenweise Chardonnay hinter die Binde
kippte, identifizierte sich offensichtlich mit dem letzten Monolog, aber am
größten Teil des Publikums schien er vorbeigegangen zu sein. Ich spürte, daß
ich besser bei meinen Kunstfiguren hätte bleiben sollen, statt kaum verhüllt
über mich selbst zu sprechen. Mir hatte es trotzdem Spaß gemacht, auch wenn
niemand ihn zu teilen schien.
    Als ich meine Verbeugung machte, entdeckte ich,
daß ich mich erleichtert fühlte, nachdem ich meinem Frust Ausdruck verliehen
hatte. Es schoß mir durch den Kopf, daß ich vielleicht gerade über eine neue
Therapieform gestolpert war. Ich beschloß, darüber mit meiner Freundin
Stephanie zu sprechen, wenn wir uns das nächste Mal trafen. Stephanie ist
Expertin für alles Alternative, vom Aurasehen bis zur Darmspülung. Vielleicht
konnten sie und ich uns ja einen dieser Wochenend-Workshops ausdenken, für die
sie regelmäßig Tausende von Pfund Teilnehmergebühr bezahlte. Wir könnten ihn »Stell
dich... deinen Ängsten« oder ähnlich nennen, und die Leute könnten uns Unsummen
dafür bezahlen, sich vor ein Kneipenpublikum hinzustellen und Witze über ihre
eigene Unsicherheit zu machen.
    Ich verbeugte mich noch einmal und sammelte
meine Requisiten auf.
    Die meisten Lacher, speziell von jemandem im
Hintergrund, den ich nicht sehen konnte — dafür hörte ich, wie er an einem
Lachanfall ums Haar erstickte — , hatte wie üblich jener Teil meiner Show
bekommen, in dem Suzy Seltsam auftrat. Diese Woche war sie auf der
alljährlichen Firmenparty gewesen.
    Eine Hand geziert über einem imaginären Tablett
mit Appetithäppchen ausgestreckt, begann Suzy Seltsam über die Gefahren zu
dozieren, die in den Hors d’œuvres lauerten. Sie warnte vor Killer-Canapés und
beschrieb ausführlich die Bakterienflora von Dipsaucen. Nicht jeder leide unter
einer lebensbedrohlichen Erdnußallergie, räumte sie ein, aber es würde schon
eine kräftige Konstitution brauchen, um mit dem Durchfall fertig zu werden, den
ein übermäßiger Genuß der Spinatröllchen mit Ziegenkäse nach sich ziehen würde.
Die Lebensmittelfarbe auf den Kartoffelchips könne ohne weiteres Hyperaktivität
auslösen, und bei den Wachteleiern könnte man sich nie sicher sein, daß sie
lang genug im kochenden Wasser gelegen hatten, bevor man hineinbiß, und dann...
na ja, dann konnte es eben zu spät sein. Wenigstens, sagte sie und zog eine
vertraute blaue Schachtel aus ihrer geräumigen Handtasche, wußte man, wo man
mit einem aromatischen Tee dran war.
    Dieser Monolog war von einer Schlagzeile
inspiriert worden, den ich im

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