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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Lauf der Woche in einer Boulevardzeitung entdeckt
hatte: >PROMIS IN PASTETEN-PANIK<.
    Aufgrund des heißen Wetters waren die Zeitungen
voller Horrorstories über Lebensmittelvergiftungen. Es war schon so weit
gekommen, daß man fast erwartete, eine Tapferkeitsauszeichnung dafür zu
erhalten, daß man ein Kebab gegessen hatte. Den stabreimenden Witzbolden hing
das Thema offenbar ebenso zum Hals heraus wie mir.
    Ich hatte vorgehabt, Suzy Seltsam aufzugeben
oder ihr zumindest eine Pause zu gönnen, weil sie mich ein bißchen zu
langweilen begann. (Außerdem hatte es in letzter Zeit ein paar Gelegenheiten
gegeben, bei denen ich mich dabei erwischt hatte, zu denken und sogar zu
klingen wie sie, obschon ich nicht auf der Bühne stand.) Aber ich beschloß, daß
sie erst mal weitermachen mußte, wenn sie denn nach wie vor so populär war.
     
    Während ich ein frisches T-Shirt anzog, begann
ich über ihr Thema für den nächsten Samstag nachzudenken. Ich fragte mich, wie
Suzy Seltsam auf eine Serie von anonymen Anrufen reagieren würde. Dann fiel mir
die Grußkarte wieder ein, die Janine mir gegeben hatte. Ich zog sie aus meiner
Tasche und las sie noch einmal. Offenbar kam sie von einem Fan, der nicht
wollte, daß ich seinen Namen erfuhr. Es gab keinen Grund anzunehmen, daß sie
aus der gleichen Quelle stammte wie die Anrufe, außer daß sie ebenfalls anonym
war. Und die Handschrift wirkte weiblich. Ich steckte die Karte wieder weg.
     
    Ich hatte keine wirkliche Vorstellung von dem,
was Mars gern das Profil meines Publikums nannte, außer daß die meisten
von ihnen eher jung waren. Manchmal glaubte ich, das eine oder andere Gesicht
wiederzuerkennen, gelegentlich gratulierte mir jemand am Tresen oder spendierte
mir einen Drink; oft waren andere Komiker darunter. Mitunter tauchte ein Freund
auf — ich merkte jedesmal, wenn Donny und Dan unter den Zuschauern waren, weil
Donny die peinliche Angewohnheit hatte, in jeder Pause >Brava!< zu
rufen, als sei er in der Oper — aber die meisten von ihnen hatten am
Samstagabend etwas Besseres zu tun. Manchmal hatte ich am Samstagabend selbst
was Besseres zu tun, also versuchte ich, vor der Pause dranzukommen und hing
gewöhnlich nicht herum, um Marktforschung zu betreiben.
    Nach dem Edinburgh-Festival im Jahr zuvor, bei
dem ich im Experimentalprogramm sehr gut angekommen war, hatte ich halbherzig
versucht, ein bißchen mehr Kontakt mit anderen Schauspielern zu pflegen;
vielleicht kam ich ja auf diese Art bei einer spätabendlichen Comedyshow auf
Channel Four oder so etwas unter. Aber es liegt mir nicht, mich an Leute
ranzuschmeißen, und als meine Pläne, auf dem Kontinent zu leben, Gestalt
annahmen, hatte ich bald eine Entschuldigung, die Bemühungen einzustellen.
    Da sich diese Pläne zerschlagen hatten, und da
sich der Pubbesitzer endlich ein wenig Mühe gab, für mich zu werben, dachte
ich, während ich mir ein bißchen zerlaufene Wimperntusche abwischte, daß ich
vielleicht an diesem Abend bleiben und sehen sollte, wer so alles da war.
    »Tut mir leid, daß ich nicht an gerufen habe«,
sagte eine Stimme hinter mir. Ich fuhr herum.
    Dave hatte den Kopf durch den Vorhang gesteckt
und grinste mich frech an.
    »Ich hatte die ganze Woche Spätschicht, weißt
du«, sagte er und streckte mir einen Strauß welkender Freesien entgegen.
    »Oh, danke, ich hatte nicht wirklich erwartet,
daß du anrufst« sagte ich so distanziert ich nur konnte.
    »Da draußen hat sich’s aber anders angehört«,
sagte Dave.
    »Was? Du hast doch nicht etwa geglaubt...«
begann ich, aber ich konnte spüren, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und
beschloß, es dabei zu belassen. »Hör mal, ich finde, du solltest sowieso nicht
hier sein. Die Ecke hier ist nur für Schauspieler«, sagte ich.
    »O.k., o.k.! Wir sehen uns dann vorne. Was
möchtest du trinken?«
     
    Wir tranken eine ganze Menge helles Bier, und
als wir im Taxi durch Camden fuhren, entdeckte Dave ein indisches Restaurant
und bestand darauf, daß wir das unvermeidliche Samstagabend-Curry zu später
Stunde essen gingen. Während Dave bezahlte, hielt ein anderes Taxi hinter uns.
Die Person auf dem Rücksitz schien eine Diskussion mit dem Fahrer zu haben. Er
schaute sich immer wieder nach ihr um, dann drehte er sich eingeschnappt zurück
und sah mich an. Dave blickte sich um, und wir gingen in das Restaurant. Der
Kellner brachte uns zu einem Tisch am Fenster und überreichte uns Speisekarten.
Als wir uns setzten, sah ich, daß das Taxi immer noch da

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