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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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irgendetwas Finsteres im Design
der Örtlichkeit, das einen dazu treibt, Netze voller Orangen und attraktiv
verpackte Blaubeeren zu kaufen, Massen von gemischtem Salat und frische
Kräuter, die man dann einen Monat später als gelblichen Schleim ihres früheren
Selbst betrübt aus dem Gemüsefach kratzt?)
    Ich zog mich um — ein weißes Männerhemd mit
Vatermörder und Frackschößen, das ich in einem Secondhandladen in Hampstead
gefunden hatte. Über einem Paar schwarzweiß gestreifter Leggings sah es
ziemlich schick aus und — noch wichtiger — verbarg die leichten Wellen, die die
Streifen ungefähr fünf Zentimeter unter meinen Hüften schlugen. Da die Party ja
bloß im Erdgeschoß meines eigenen Hauses war, beschloß ich barfuß zu gehen. Ich
war ziemlich stolz darauf, daß ich mir unter dem Einfluß der makellos gepflegten
Jools zum ersten Mal in meinem Leben die Zehennägel lackiert hatte. Die Farbe
nannte sich >Tulip Pink<, und ich hatte einen Lippenstift, der dazu
paßte. Ich klemmte mir ein Paar große Plastik-Ohrringe in der gleichen Farbe
an. Ich schaute in meinen Ankleidespiegel und befand, daß ich aussah wie eine
bunte Lakritzstange. Beiß dir doch in den Arsch, Dave, dachte ich; mir war
danach, mit dem erstbesten Mann zu flirten, der mir über den Weg lief.
     
    An der offenen Tür des Waschsalons hing ein
Schild, das unzutreffenderweise >Wegen Privatparty geschlossen< besagte.
Einige Gäste, die aus den winzigen Zimmerchen im hinteren Teil herausgeströmt
waren, in denen Costas und Elena wohnen, saßen auf den Waschmaschinen und
plauderten. Ich erkannte die meisten Gesichter wieder.
    Im Laufe der letzten paar Jahre ist eine Reihe
Verwandter von Costas hier in die Gegend gezogen, und da ich der einzige Mensch
bin, der unbesonnen genug war, eine der Wohnungen über dem Waschsalon zu
kaufen, werde ich in der Taverne am Ende der Straße als Familienmitglied
ehrenhalber behandelt und bekomme in der chemischen Reinigung Sonderpreise.
    Costas’ Besorgnis über mein Single-Dasein ist
Legende, und ich kann die Flaschen Retsina nicht mehr zählen, die ich in der
Hoffnung, die wahre Liebe zu finden, mit Vettern von ihm geleert habe. Der
einzige Mann, mit dem Costas mich gesehen hat, ist Martin, und es stellt ihn
vor Rätsel, daß unsere Beziehung rein platonisch ist. Wenn das Thema zur
Sprache kommt, lächelt er wissend, was erschreckend der Reaktion meiner Mutter
ähnelt. Einmal sagte er, kein Mann könne mit mir befreundet sein, ohne mit mir
schlafen zu wollen, was ich ziemlich schmeichelhaft fand (politisch unkorrekt,
ich weiß, aber was soll’s), bis ich ihn eines Abends bei einem Ouzo oder zwei
mit dem Barmann der Taverne reden hörte, als ich dort mit Donny und Dan essen
war.
    »Kein Mann ist Freund mit irgendeine Frau,
selbst wenn häßlich, ohne daß er versucht, sie zu ficken«, lauteten seine
genauen Worte, und da die Taverne ungewöhnlich leer war, hallten sie im Raum
wieder — gefolgt von meinem Kichern, als Donny in seinem tuntigsten Ton sagte:
»Wie lange sind wir alle schon befreundet, Soph? Kannst du dir eigentlich vorstellen wie frustriert ich gewesen bin?«
     
    Ich schob mich vorsichtig durch die Menge rund
um den gigantischen Heißlufttrockner und wünschte mir dabei, ich wäre
geistesgegenwärtig genug gewesen, meinen großen Teller voll selbstgemachtem
Tomatensalat mit Plastikfolie abzudecken.
    »Mmmm, delikat«, sagte ein Mann, den ich nicht
kannte, steckte einen Finger in das Dressing und leckte ihn ab.
    Das sollte er auch sein, dachte ich. In meiner
Entschlossenheit, es richtig zu machen, hatte ich für das Dressing die besten
Zutaten gekauft, die ich finden konnte, und über zehn Pfund für hübsche Flaschen
voll Olivenöl und Balsamico-Essig ausgegeben; die Überreste davon, soviel war
mir klar, würden auf den Regalen in meiner Küche bloß Staub sammeln, bis ich
schließlich beschloß, sie wegzuwerfen.
    »Was ist das für ein Kraut?«
    »Kerbel. Sie hatten kein Basilikum mehr«, sagte
ich.
    »Interessante Abwechslung.«
    Vielleicht war der Kerbel ja ein Fehler. In
letzter Zeit scheint mir >interessant< praktisch immer ein Euphemismus
für >abscheulich< zu sein, egal ob es nun ums Essen oder um Menschen
geht.
    Ich fragte mich, wie es kam, daß manche Leute es
schafften, etwas Delikates zu kreieren, wenn sie sich den falschen Zutaten für
ein Rezept gegenübersahen. Caesar beispielsweise (nicht Julius, der mit dem
Salatdressing) , wer immer das auch war, mußte eines Tages in

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