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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Elena.
    »Oh, herzlich willkommen!« sagte ich mit mehr
Enthusiasmus, als ich verspürte. Nach vier Jahren ohne jeden Nachbarn hatte ich
nun drei davon an einem einzigen Nachmittag kennengelernt. »Nicht noch eine
Schauspielerin, hoffe ich?«
    »Ich?« Liz machte einen kleinen Schritt zurück,
als sei sie es nicht gewohnt, direkt angesprochen zu werden. Mit dem rosa Kleid
und den rosa Augen erinnerte sie mich für einen Moment an ein verschrecktes
Spielzeugkaninchen.
    »Oh, nein, ich bin keine Schauspielerin, nein«,
sagte sie schüchtern.
    »Was machen Sie denn so?« fragte ich.
    »Ich arbeite in einem Laden«, erwiderte sie.
    »Tatsächlich, welchem denn?«
    Sie nannte ein großes Kaufhaus an der Oxford
Street.
    »Ich glaube, hier riecht’s verbrannt. Würdet ihr
mich entschuldigen?« sagte Elena und ließ uns miteinander zurück, als sie
Costas helfen ging, den Grill zu beruhigen.
    Liz schaute mich an und lächelte nervös. Ich
lächelte zurück.
    »Sind Sie neu in der Gegend?« wagte ich mich
vor.
    »Ja.«
    »Das ist meine Lieblingsecke von London«, sagte
ich.
    Es war harte Arbeit, ihr mehr als einsilbige
Wörter zu entlocken.
    »Meine jetzt auch«, erwiderte sie und fügte
hinzu: »Man kann hier eine ganze Menge unternehmen, nicht wahr?«
    »Tatsächlich? Was denn zum Beispiel?« Von Essen
und Trinken abgesehen wollte mir nichts einfallen, das sich in Primrose Hill
unternehmen ließ. Einer der Gründe, warum ich es so mochte, war, daß das
Viertel — anders als Hampstead und Camden — nicht jedes Wochenende von
Touristen und Schnäppchenjägern überflutet wurde.
    »Na ja, da ist zum Beispiel der Zoo. Da wollte
ich schon immer mal hin...«
    Ich hatte ganz vergessen, daß der Zoo keine zehn
Minuten Fußweg von meiner Haustür entfernt lag, obschon ich oft zur
Fütterungszeit die Seelöwen bellen hörte. Ich war nie drin gewesen, auch wenn
ich schon mehrere Jahre in der Gegend wohnte.
    »Und es ist viel näher zum West End. Ich werde
an schönen Tagen zu Fuß zur Arbeit gehen«, fuhr sie fort und entspannte sich
ein bißchen. »Ich nehme an, du findest das sehr praktisch wegen der Theater,
stimmt’s?«
    Ich wunderte mich einen Moment, wie eine derart
schüchterne Person dazu kam, mich auf Anhieb zu duzen, beschloß aber, es dabei
zu belassen. Also sagte ich bloß »Hmm, ja«, versuchte mich zu erinnern, wann
ich mir das letzte Mal ein Stück angesehen hatte, und fühlte mich ein wenig
schuldig dafür, so hartnäckig die Attraktionen des Londoner Lebens nicht zu
nutzen.
     
    Wir plauderten eine Weile ganz angenehm
miteinander. Obschon wir eigentlich nicht viel gemeinsam hatten, empfand ich
sie als weit sympathischere Gesellschaft als meine anderen Nachbarn, die
Stones. Sie war ziemlich leicht zu schockieren, aber nicht prüde. Es war
erfrischend, jemanden zu treffen, der derart unberührt von Zynismus oder
intellektueller Raffinesse schien wie sie. Ich hatte das Gefühl, sie müsse ein
ziemlich behütetes Leben geführt haben. Zu meiner Freude fand sie einige meiner
rotzigeren Bemerkungen irrsinnig komisch. An einem Punkt kicherte sie beinahe
hysterisch und zog ungewollt die Aufmerksamkeit des ganzen Raumes auf sich.
     
    Gegen Ende des Nachmittags — es waren inzwischen
nur noch ein paar Gäste übriggeblieben — erwähnte jemand Costas gegenüber
zufällig, daß auf der Hampstead Heath Jahrmarkt sei. Er wurde aufgeregt wie ein
Kind und bestand darauf, daß wir uns alle ins Taxi setzen und auf der Stelle
hinfahren sollten.
    Ich liebe alles an Rummelplätzen — die Lichter,
die Karussells und Achterbahnen, selbst dieses unverkennbare Aroma von billigem
Fett und brutzelnden Zwiebeln — , also mußte ich nicht erst überredet werden,
aber Liz zeigte sich zurückhaltender.
    »Oh, nein, das könnte ich nicht«, sagte sie.
    »Ach, nun komm schon!«
    »Nein. Ich bin ein richtiger Angsthase. Ich
trau’ mich auf nichts drauf.«
    »Nun hör mal. Wenn du nicht mitkommst, bin ich
das einzige Mädchen, und ehrlich gesagt brauche ich jemanden, der mich vor
Costas Vettern beschützt.«
    Es sollte ein Witz sein, aber Liz schien mich
beim Wort zu nehmen.
    »Na gut«, sagte sie ganz ernsthaft. »Ich hole
mir bloß noch eine Strickjacke von oben. Und meinst du nicht, daß du besser was
an den Füßen haben solltest?«
    Ich schaute hinunter auf meine nackten rosa
Zehen und folgte ihr dann nach oben, um ein Paar Turnschuhe zu holen.
     
    Als ich ein paar Sekunden später wieder die
Treppe herunterkam, stand ihre Wohnungstür

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