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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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seinen
Küchenschrank geschaut und sich gesagt haben: »Mmmm, eine Dose Anchovis und ein
rohes Ei, damit kann ich bestimmt einen köstlichen Salat machen.« Bei mir wäre
dabei ein vergessenswürdiges Gericht namens >Versalzenes Rührei, gebraten in
Fischöl< herausgekommen.
    Ich schaute mich nach etwas um, wo ich den Salat
abstellen konnte. Costas dicker Vetter George, der oft versucht, mich mit den
honigtriefenden Teilchen zu bezirzen, die er backt, fing meinen Blick auf und
begann, sich zu mir herüberzudrängeln. Ich war froh, daß mein neugefundener
Gourmetfreund entschlossen schien, unsere Konversation fortzusetzen. Da er um
einiges größer war als ich, schaffte er es, einen Weg zum Innenhof frei zu
machen, wo ich den Teller auf einem großen Tapeziertisch abstellte, der mit
blauweiß karierten Tischtüchern aus der Taverne bedeckt war.
    »Oh, Scheiße!« sagte ich, als ich auf mein Hemd
heruntersah, über dessen Vorderseite sich jetzt in Bauchhöhe eine ölige, braune
Spur von Salatsauce zog.
    »Es ließ sich beim besten Willen nicht
übersehen, daß im Vorderzimmer eine Waschmaschine steht«, bemerkte mein
Begleiter einigermaßen witzig.
    Ich lächelte zu ihm auf und schaute mir — nun,
da ich nicht mehr so durcheinander war — gründlich sein Gesicht an. Von den
ziemlich ausgeprägten Geheimratsecken (in einer weniger verzweifelten Stimmung
hätte ich >Glatze< gesagt) einmal abgesehen, wirkte es attraktiv und
intelligent.
    »Hallo«, sagte ich und streckte ihm die Hand
entgegen. »Sophie Fitt.«
    »Jonathan Stone«, erwiderte er. »Ich bin
entzückt, Sie endlich zu treffen.«
    So, wie er das sagte, klang es, als hätte er
sein ganzes Leben lang nach mir gesucht.
    »Was machen Sie so?« sagten wir beide zugleich
und lachten selbstironisch.
    »Typisch Londoner Norden«, sagte ich. »Ich hasse
die Idee, daß die Karriere das Wichtigste ist, aber anscheinend ist das bei mir
auch immer die erste Frage. Ich fang’ an. Je nachdem, mit wem ich zusammen bin,
bin ich Bankkauffrau, Sekretärin oder Kabarettistin.«
    »Kabarettistin?«
    Ich habe gemerkt, daß ich ziemlich viel über einen
Mann herausfinden kann, indem ich ihm eine Auswahl von Berufen anbiete.
Diejenigen, die sagen »Oh, Bankkauffrau?« stellen sich im allgemeinen als
ziemlich ehrgeizig und konkurrenzorientiert heraus; wer sagt »Sekretärin?« hat
gewöhnlich irgendwelche Probleme mit Powerfrauen, aber wenigstens bezahlt er
fürs Essen. Mir sind eigentlich jene am liebsten, die auf >Kabarettistin<
anspringen; mit ihnen läuft es wie von selbst.
    »Na ja, ich mache gelegentlich eine
Stegreifnummer in Islington.«
    »Oh, Moment mal, Sie sind doch nicht etwa die Miss Fitt, oder? Waren Sie letztes Jahr in Edinburgh?«
    »Ja. War ich tatsächlich.« Das wurde ja immer besser.
Ein Mann, der sich fürs Kleinkunsttheater interessierte. Ich fragte mich, warum
Costas ihn mir gegenüber nie erwähnt hatte.
    »Wir auch.«
    »Oh? Und wer sind >wir>Sie    »Die Write-On-Kooperative. Ich bin Schauspieler
Bindestrich Regisseur Bindestrich Bühnenautor. Ich habe gerade mein erstes
Stück zu Ende geschrieben.«
    »Wie faszinierend « sagte ich mit einem
ordentlichen Schuß theaterüblichem falschem Enthusiasmus. Das Herz war mir
bereits in die Hose gerutscht. Ich wußte, daß Write On eine hoch angesehene,
aber ziemlich dröge Gruppe war, deren Spiel von einer Art vegetarischer
Philosophie geprägt wurde. Vielleicht war es ja eher der Tomatensalat als mein
Aussehen gewesen, was ihn bewogen hatte, herüberzukommen und mit mir zu reden.
    »Wovon handelt Ihr Stück?« fühlte ich mich zu
fragen verpflichtet.
    »Ach, Sie wissen schon, Beziehungen und
Sich-Einbringen, diese haarfeine Grenze zwischen Verpflichtung und
Unterdrückung, wissen Sie...« Er drehte in einer Geste geheuchelter
Bescheidenheit die Handflächen nach oben. »Sie müssen halt dabei sein...«
    Mit anderen Worten, ein Wichser. Ich wurde vor
der Notwendigkeit, weiteres Interesse zu bekunden, durch die Ankunft einer
ziemlich verlebten aber nichtsdestoweniger schönen Frau errettet, die Kaskaden
von dunklem, gewelltem Haar hatte und ein cremefarbenes Jerseykleid von Nicole
Farhi trug. Sie hakte sich ziemlich besitzergreifend bei ihm unter und schenkte
mir ein blendendes Lächeln.
    »Melanie. Das ist Sophie Fitt. Meine Partnerin,
Melanie.«
    Es war nicht zu übersehen, daß sie einen breiten
goldenen Ehering trug. Ich finde es absurd, jemanden zu heiraten und sich

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