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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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offen. Ich steckte den Kopf
hindurch.
    »Liz?«
    »Hier bin ich«, rief sie aus dem Badezimmer.
    »Oh. Wir treffen uns dann unten.«
    »Komm rein. Es dauert nur eine Minute. Ich nehme
meine Kontaktlinsen raus. Sie sind neu.«
    Das also war die Erklärung, warum ihre Augen so
entzündet aussahen.
    Ich folgte ihrer Stimme zum Bad. Die Wohnung
ähnelte vom Grundriß her stark meiner eigenen, obschon sie da, wo meine
Dachterrasse ist, ein zweites Schlafzimmer hatte. Liz hatte ihre Besitztümer
anscheinend noch nicht ausgepackt, denn anders als bei mir lag nirgendwo
unordentliches Zeug herum, das der Wohnung eine persönliche Note verlieh. Ich
wurde irrational sauer, als ich sah, daß ihr Badezimmer mit einer einfachen
weißen Garnitur und einigermaßen geschmackvollen blauen und weißen Kacheln mit
einem Muschelmuster ausgestattet war. Es schien extrem unfair, daß jemand, der
eine Wohnung nur gemietet hatte, ein erträgliches Badezimmer besitzen sollte,
wohingegen ich, die meine Wohnung von Costas gekauft hatte, mich mit einer
avocadofarbenen Scheußlichkeit aus dem Sonderangebot abfinden mußte. Es machte
mich später im Autoskooter äußerst aggressiv gegen ihn.
     
    Wie sie schon gewarnt hatte, machte es keinen
sonderlichen Spaß, mit Liz auf dem Rummel zu sein. Das einzige, mit dem sie
sich zu fahren traute, war das altmodische Pferdekarussell, das wieder und
wieder I'm Forever Blowing Bubbles dudelte. Ich versuchte, sie zu den
»Fallschirmjägern weiterzulocken — mit Schirmen überdachten Gondeln, die sich
sehr rasch und sehr hoch hinaus drehten und fantastische Ausblicke auf London
boten, wenn man sich traute, die Augen aufzumachen.
    »Komm schon, das macht keinen Spaß ohne
jemanden, mit dem man zusammen loskreischen kann«, protestierte ich.
    »Ehrlich, ich müßte mich übergeben«, sagte Liz.
    »Ich werde kommen«, sagte Costas Vetter George.
    »Ich nehme an, das werden Sie wirklich. Deswegen
will ich ja auch nicht in der gleichen Gondel fahren wie Sie«, erwiderte ich.
Liz brauchte ein paar Sekunden, aber als sie den Witz dann schließlich
kapierte, lachte sie derart, daß sogar George einstimmte und ganz vergaß,
beleidigt zu sein, wie er es gewöhnlich war, wenn ich seine Avancen oder seine
siruptriefenden Teilchen zurückwies.
     
    Als wir alle zusammen zu Fuß nach Hause gingen
und dabei Zuckerwatte und kandierte Apfel aßen, war es schon ziemlich spät. Wir
spähten durch die glänzenden Schaufensterscheiben in den dunklen Waschsalon.
Anscheinend hatte Elena im Alleingang den gesamten Müll der Party weggeräumt.
Costas wollte unbedingt weitermachen, aber Liz und ich bedrängten ihn, Elena
nicht zu wecken. Also schlich er auf Zehenspitzen alleine hinein und kam mit
ein paar Flaschen Metaxa zurück, und so leise wir konnten, latschten wir die
Treppe hoch zu meiner Wohnung.

Kapitel Vierzehn
     
      Liebe Sophie,
    ich hatte gehofft, Dein Interesse, mich zu
sehen, würde nur vorübergehender Natur sein. Vater zu sein schließt eine Menge
Dinge ein, über die ich lieber nicht nachdenken mag, aber ich kann mich
deutlich erinnern, daß Du selbst mit sechs Jahren schon ein kleines Mädchen
warst, das genau wußte, was es wollte, und beim Lesen Deines letzten Briefes
merke ich, daß sich daran nichts geändert hat. Es steht nicht in meiner Macht,
unser Zusammentreffen zu verhindern — speziell, da ich mit jedem Deiner Briefe
neugieriger werde — aber ich muß Dich warnen: Ich denke, wenn wir uns treffen,
könnte das Deinerseits nur zu einer Enttäuschung führen.
    Danke, daß Du mir von Christine berichtet hast.
Ich hoffe, dieser neue Ehemann wird sie glücklicher machen, als ich es
geschafft habe. Wenn sie bei ihrer zweiten Heirat auch nur halb so schön
aussieht wie bei der ersten, ist sie vom Schicksal gesegnet.
    Ich habe nicht wieder geheiratet, obschon ich
eine Reihe von Liebschaften gehabt habe — gefährliche und in letzter Zeit eher
freundschaftliche und gesetztere. Meine gegenwärtige Beziehung ist in hohem
Maße für diese konfuse und hastig hingeschriebene Botschaft verantwortlich.
    Es besteht die Möglichkeit, daß ich nächstes
Jahr in London eine Ausstellung bekomme. Ich denke, ich kann die Galerie dazu
überreden, für mein Fahrgeld zu blechen, und wenn ja, werde ich mich dann nach
Kräften bemühen, Kontakt mit Dir aufzunehmen. Falls sich Deine finanzielle
Situation bessert, dann besuch uns doch wirklich in Paris. Obschon mir Deine
Briefe ; das Herz beflügeln,
bin ich leider doch arm am

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