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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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mich umzuziehen, was
ein Fehler gewesen war, weil es auf der Northern Line erhebliche Verspätungen
gab, die mich entschieden später kommen ließen, als es schick war. In meiner
Hast, die verlorene Zeit aufzuholen, hatte ich vergessen, meine Einladung
mitzubringen. Das Mädchen an der Tür des Raums, wo die Party stattfand,
musterte mich von Kopf bis Fuß und forderte mich auf, mich ins Gästebuch
einzutragen. Dann machte sie eine Mordsschau daraus, meinen Namen laut
vorzulesen und ihn mit ihrer Einladungsliste zu vergleichen. Ich begann mich
allmählich nicht eben willkommen zu fühlen, doch dann sagte sie ungläubig: »Oh,
da sind Sie ja, ganz oben auf der Liste«, als sei das der Platz, wo die
uncoolen Leute aufgeführt waren. »Also o.k., gehen Sie rein.«
    Ich nahm gerade ein Glas Champagner vom Tablett
eines Kellners, als Donny mich entdeckte und quer durch den Raum herübergestürzt
kam, wobei er mir beinahe den Drink aus der Hand schlug.
    »Endlich, ein richtiger Mensch«, sagte er.
»Diese Literaturtypen langweilen mich zu Tode.« Ich konnte sehen, daß er
getrunken hatte, und seine tuntige Stimme war noch lauter als sonst. Ein paar
Leute schoben sich von uns weg.
    »Und darf ich sagen, daß du göttlich aussiehst,
wenn auch ein winzig kleines bißchen overdressed?«
    »Pst. Es ist schon schlimm genug, das
durchstehen zu müssen, ohne daß du es quer durch die Gegend posaunst«, zischte
ich.
    Sobald ich in den Raum gekommen war, hatte ich
gespürt, daß mein schwarzes Leinenkleid von Helen Sto-rey eine Nummer zu viel
war. Es war klar, daß die meisten Leute auf der Party direkt von der Arbeit
gekommen waren, und obwohl ihre Kleider schick waren, sah man ihnen irgendwie
an, daß sie schon den ganzen Tag getragen worden waren. Da ich seit Ewigkeiten
auf keiner Party mehr gewesen war, hatte ich mich für etwas entschieden, das
ein wenig glamourös war. Mein schwarzes Kleid war schlicht genug, wenn auch sehr
kurz, aber die Slipper aus gestepptem schwarzem Samt mit den silbernen
Engelchen, die einander über den Spann hinweg mit silbernen Trompeten
zututeten, hätten wirklich bis Weihnachten in ihrer dunkelgrünen
Miranda-Moss-Schachtel bleiben sollen. Ich hatte sie bei ihrem
Winterschlußverkauf im Januar als Geburtstagsgeschenk für mich selbst gekauft,
zusammen mit einer passenden Abendtasche aus gestepptem schwarzem Samt, an
deren Verschlußkordel ein silberner Posaunenengel baumelte, und dies war die
erste entfernt passende Gelegenheit, die sich ergeben hatte, sie zu tragen.
    »Hallo, Sophie.«
    Ich war überrascht, meine Freundin Stephanie,
die süchtig nach alternativen Therapien ist, auf einer Party im Groucho Club zu
sehen.
    »Was machst du denn hier?« fragte ich, und dann
dachte ich, das habe unhöflich geklungen, und fügte hinzu: »Ich meine, ich
wußte gar nicht, daß du Dan kennst.«
    Wir waren alle zusammen in den frühen achtziger
Jahren in Cambridge gewesen, aber Donny und Dan waren wirkliche Freunde, und
Stephanie war eine College-Bekannte. Ich versuchte gewöhnlich, die
verschiedenen Cliquen, zu denen ich gehörte, getrennt zu halten. Ich konnte
mich lebhaft erinnern, wie Donny einmal gesagt hatte: »Ist es nicht gräßlich, wenn man einen Satz von Freunden dem anderen vorstellt? Schrecklich, wenn sie
nicht miteinander auskommen. Und irgendwie sogar noch schlimmer, wenn
sie es tun.« Ich wußte genau, was er meinte.
    »Eigentlich kenne ihn auch nicht richtig«, sagte
Stephanie gerade. »Ich bin jetzt ganz allein...«
    Ich verzog mein Gesicht zu einer Miene des
Mitgefühls, ehe mir klar wurde, daß sie von ihrem Beruf sprach.
    »... und ich mache auch ein bißchen
personenbezogene PR neben dem Unternehmenskram.«
    »Oh, toll«, sagte ich. »Herzlichen Glückwunsch!
Wie heißt deine Firma denn?«
    »Tja, ich wollte sie ASW nennen, wie Absolut
Seriöse Werbemaßnahmen«, erwiderte sie und fügte dann selbstironisch hinzu,
»und irgendwas mit Grün klingt einfach nicht attraktiv, also verwende ich bloß
meinen Namen. Ich versuche allerdings wirklich, mich auf politisch korrekte
Etats zu beschränken.«
    »Wie interessant«, sagte ich. Ich hatte es immer
seltsam gefunden, daß Stephanie mit ihrem Hang zu Buddhismus und Aromatherapie
eine erstaunlich kluge Geschäftsfrau war. Es sprach für ihren Scharfsinn, daß
sie nun einen Weg gefunden hatte, ihre beiden Stärken in einem Markt zu
kombinieren, der schwer in Mode war und noch immer wuchs.
    »Machst du immer noch Promotion für die
ganzheitlichen

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