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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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würde, schien ihn bemerkenswert
durcheinanderzubringen.
    »Das ist eine derartige Lotterie«, sagte er,
»man kann sich da einfach nichts drauf einbilden. Natürlich freut es mich, wenn
die Leute das Buch mögen, aber es ist auch ein bißchen enervierend. Du weißt,
wie die Briten sind. Sobald sie denken, daß jemand etwas Besseres wird als sie
selbst, fangen sie an, ihn niederzumachen. Eigentlich wollte ich deinen Rat,
Soph. Ich habe dieses ganze Geld, weißt du, und am ersten Drehtag werde ich
noch einen Haufen mehr davon bekommen...« Die Filmrechte an Dans Roman waren an
einen Regisseur verkauft worden, dessen bisherige Arbeit aus Musikvideos
bestanden hatte. »Ich hab’ mich gefragt...«
    »Ach, Dan, ich bin nicht die Richtige, um nach
Investment-Tips zu fragen, weißt du. Ich kann nie recht glauben, daß die
Börsenkurse so hoch sind, wo doch die Industrie zusammenbricht. Ich erwarte
immer, daß sie auf den Stand zurückzufallen, den sie in den Siebzigern hatten.
Deswegen habe ich es im Bankgeschäft nie sonderlich weit gebracht. Das war für
mich alles wie Monopoly-Geld.«
    »Das habe ich eigentlich nicht gemeint«, sagte
Dan. »Es ist bloß, weißt du, ich hab’ einen solchen Haufen Geld, und du hast
nicht besonders viel davon, weißt du, und du hast deine Renovierungskosten...«
    »Danke, Dan«, unterbrach ich ihn, »aber mir
geht’s gut, wirklich. Spend’ es für einen guten Zweck.«
    »Ich kann mir keinen besseren vorstellen.«
    »Dan, hör auf«, sagte ich und wechselte das
Thema. Es war sehr lieb von ihm, an mich zu denken, aber alles in allem
vermittelte mir unser Gespräch ein wenig das Gefühl, eine Versagerin zu sein.
    Ich begann allmählich zu merken, daß ich so
nicht weitermachen konnte. Wenn ich die Freiheit wollte, meine Schulden
abzuzahlen und ins Ausland zu gehen, konnte ich mir den Lebensstil nicht
leisten, der zu einer gutbezahlten Stellung gehörte — beispielsweise hübsche
Kleider und gutes Essen und eine Wohnung in PrimroseHill.
    Auf dem Heimweg blieb ich vor dem Immobilienmakler
am unteren Ende der Regent’s Park Road stehen und verbrachte einige Zeit damit,
die Details ähnlicher Eigentumswohnungen zu studieren. Ich rechnete mir aus,
daß mein Appartement jetzt ungefähr 20 000 Pfund weniger bringen würde, als ich
Mitte der Achtziger Jahre dafür bezahlt hatte, womit ich immer noch in den
roten Zahlen war; selbst wenn ich meine Wohnung verkaufte, würde ich also nicht
gänzlich schuldenfrei sein. Das schien ein sehr guter Grund, sie nicht zu
verkaufen, und mich erfüllte ein perverses Gefühl der Erleichterung. Ich liebe
meine Wohnung und würde es sehr schwer finden, dort wegzugehen.
    Ich begann zu überschlagen, wieviel Geld ich
tatsächlich zum Leben brauchen würde, wenn ich streng mit mir selbst war und
nicht so viel ausging. Zum Auftakt der neuen Zeiten kaufte ich mir ein Stück
Tiefkühlfisch im Kochbeutel. Aber nachdem ich an meinem Abendessen gespart
hatte, verpulverte ich den Rest der Fünf-Pfund-Note unmittelbar für einen
Riesenstrauß sonnenunter-gangsfarbener Gladiolen aus der Blumenauslage vor dem
Gemüseladen.
    Sie waren überraschend schwer, und ich mühte
mich ab, den Strauß aufrecht zu halten und zugleich meine Schlüssel am Boden
meiner Aktenmappe zu finden, als ich eine Gestalt bemerkte, die vor meiner
Haustür stand und die Straße hinauf- und hinunterschaute.
    »Kann ich Ihnen helfen?« sagte ich.
    Die Frau drehte sich um. Sie erblickte einen
sprechenden Gladiolenstrauß. Ich lugte durch die Stengel. Sie war Anfang
sechzig, hübsch angezogen, wenn man eine Art konservativen Country-Stil mochte.
Sie trug eine Brille.
    »Das bezweifle ich«, sagte sie in ziemlich
feindseligem Ton.
    »Tja, würde es Ihnen dann was ausmachen, mich
durchzulassen?« sagte ich.
    Sie bewegte sich ein wenig zögernd und begann,
langsam die Straße hinunterzugehen. Damals verschwendete ich keinen zweiten
Gedanken an sie.

Kapitel Fünfzehn
     
      »Also, was sollte das neulich
denn alles?« fragte ich Jools in der Sauna. »Du hast mir nie erzählt, daß du
den Besitzer dieses Ladens kennst.«
    Ich stand mit schmerzenden Gliedern auf. Die
Wärme des Dampfes hatte sehr wenig gegen den nahezu allumfassenden Muskelkater
bewirkt, unter dem ich seit meiner Tortur am Montag litt. Es würde lange Zeit
dauern, bis ich mich wieder in den Trainingssaal wagte. Es dauerte eine ganze
Weile, bis ich mich in meine Kleider gequält hatte, und noch länger, bis Jools
ihre rituellen Waschungen

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