Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
Vom Netzwerk:
wenn du sehr früh angefangen hast!«
lachte ich.
    Sie errötete. Ich merkte, daß sie jedesmal, wenn
die Rede auf Sex kam — egal wie indirekt — , verlegen wurde. Ich mußte mich
ständig daran erinnern, daß Liz und Jools höchst verschieden waren.
    »Und deine Familie?« fragte sie.
    »Meine Mutter ist im Moment verreist — in den
Flitterwochen! Kommt nächste Woche zurück, genaugenommen. Sie hat gerade wieder
geheiratet«, sagte ich.
    Abgesehen von einer Postkarte aus Pompeii hatte
ich von Mutter seit der Hochzeit nichts mehr gehört. Ich hätte im Lauf des
letzten Monats ein wenig von ihrer beruhigenden Vernünftigkeit brauchen können.
Es war ein großartiger Gedanke, daß sie in ein paar Tagen wieder zu Hause sein
würde.
    »Du stammst also aus einer zerrütteten Familie?«
sagte Liz.
    »Na ja, ich denke schon«, sagte ich. »Obwohl das
ziemlich schrecklich klingt, wenn man es so sagt. In Wirklichkeit hatte ich
eine wunderschöne Kindheit, und ich liebe meinen Stiefvater über alles.«
    »Das hört sich an, als seist du sehr glücklich
gewesen«, sagte Liz wehmütig.
    »Ja. Das war ich auch.« Ich fühlte mich beinahe
schuldig, weil sie so traurig aussah. Vielleicht gab es in ihrer Kindheit
Dinge, die sie nicht zu erzählen bereit war.
    Wir gaben es mit den Elefanten auf und gingen
zum Ausgang.
    »Was ist dein Lieblingstier?« fragte Liz im
Bemühen, wieder fröhlicher zu wirken.
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich mag die
Großkatzen. Der Löwe, vermutlich.«
    »Löwe«, erwiderte sie. »Glaubst du an die
Astrologie?«
    »Nein«, sagte ich. »Na ja, nicht wirklich...«
Aber bevor ich eine Chance hatte, dieses Thema zu vertiefen, hatte sie ein
Eiswägelchen entdeckt und war weggerannt, um zwei Hörnchen mit
Schokoladenstreuseln darauf zu kaufen.
     
    »Das war eine tolle Idee, mir hat’s wirklich
Spaß gemacht«, sagte ich, als ich mich von Liz vor ihrer Wohnungstür
verabschiedete.
    »Du solltest dich besser beeilen und dich
fertigmachen«, erwiderte sie, »sonst kommst du zu spät.«
    »Zu spät?«
    »Zu deiner Show«, sagte sie.
    »Oh. Keine Sorge, ich trete diese Woche nicht
auf. Es gibt eine Vorschau aufs Edinburgh-Festival, und ich bin nicht
eingeladen.« Ich seufzte. »Machst du heute abend irgendwas Nettes?«
    »Tja, ich denke, ich husch’ mal rüber und seh’
nach, wie es meiner Mama geht. Überrasche sie gewissermaßen«, sagte Liz.
    »Dann mal bis demnächst«, sagte ich.
     
    Als ich den Rest der Treppe hochstieg, fühlte
ich mich nach dem Nachmittag an der Sonne ziemlich entspannt und aufgekratzt.
Ich beschloß, mir ein Video zu leihen und den Abend zu Hause zu vergammeln. An
meinem Anrufbeantworter blinkte das Signallämpchen.
    Jools hat recht. Just in dem Moment, wo man
aufhört, über den Mann nachzudenken, mit dem man verhandelt ist, ruft er an.
Dave sagte, im Town and Country Club spiele eine Band, und ob ich Interesse
hätte hinzugehen. Der Anrufbeantworter richtete aus, daß er gegen halb sieben
vorbeischauen würde, was mir ganze zehn Minuten ließ, um zu duschen, mich
umzuziehen und das schmutzige Geschirr der ganzen Woche zu spülen.
    Als ich die Türsprechanlage beantworten ging,
die Arme voller Seifenschaum, entdeckte ich auf diese Art — wie man Dinge eben
entdeckt, unmittelbar bevor Besuch kommt — , daß der Mülleimer in der Küche
voll war und unangenehm stank; also sagte ich Dave, ich würde ihn in ein paar
Minuten im Pub gegenüber treffen.
     
    Da es noch früh war, hatte er es geschafft,
einen Tisch im Freien zu bekommen, und da saß er nun und hielt sich an einer
Flasche alkoholfreiem Bier fest.
    »Muß noch fahren«, sagte er und deutete darauf.
»Und womit kann ich dir eine Freude machen?«
    »Mit irgendwas Langem... Nein, ehrlich«, sagte
ich, als er zweideutig die Augenbrauen hob. »Mit einem Longdrink. Wie
beispielsweise zwei Perrier und einem Schnitz Limone; in einem großen Glas,
bitte.«
    »Sie ist nett, stimmt’s?« sagte er, als er mit
meinem Drink und einer Handvoll Knabbergebäck wiederkam.
    »Wer?«
    »Deine Tante, oder wer immer sie ist.«
    »Wovon redest du denn?« fragte ich und machte
das Päckchen mit Salz und Essig auf.
    »Bei der Show. Deine Verwandte«, wiederholte
Dave langsam. »Hey, wach auf. Du weißt schon, deine Show, deine Verwandte.«
    »Ich hab’ keinen blassen Schimmer, wovon du
eigentlich redest«, sagte ich. »Außerdem habe ich heute abend sowieso keine
Vorstellung.«
    Er blickte ein wenig verwirrt drein, aß
lautstark ein

Weitere Kostenlose Bücher