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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Stück gerösteter Schweineschwarte, und fuhr dann fort.
    »Ich habe mit dieser Frau während deiner Show
gesprochen. Sie saß neben mir. Sie sagte, sie kommt jede Woche, um dich zu
sehen. Sie sagte, du bist eine Verwandte von ihr. Du mußt doch wissen, von wem
ich rede.«
    »Wann?«
    »Na ja, ich war ja nur einmal da, oder? Vor ein
paar Wochen.«
    »Wie, damals, als ich diese Glückwunschkarte
bekommen habe? Warum um alles in der Welt hast du mir davon nichts erzählt?«
sagte ich mit wachsender Lautstärke.
    »Ich hab’s vergessen, nehme ich an. Es schien
nicht besonders wichtig...«
    »Du hast ihr doch nicht erzählt, wo ich wohne,
oder?« unterbrach ich ihn.
    »Weiß ich nicht mehr. Könnte schon sein, denk’
ich. Wo liegt denn das Problem?«
    »Das Problem liegt darin, daß ich außer Mutter
und Reg, die bis Dienstag in Italien sind, überhaupt keine Verwandten habe«,
sagte ich.
    Da war auch Regs Schwester, aber die hatte sich
nie wirklich um mich gekümmert, seit ich ihre picklige Brautjungfer gewesen
war.
    »War diese Person auf der Hochzeit?« fragte ich.
    »Ich glaube nicht, aber da hab’ ich eigentlich
auch nur Augen für dich gehabt«, sagte er, lehnte sich über den Tisch und
streichelte meine Hand. Wie kommt es bloß, daß eine achtundzwanzigjährige Frau
mit einem akademischen Abschluß und einer Hypothek noch immer einigermaßen
weiche Knie bekommt, wenn ein Mann, der seit Wochen nicht mehr angerufen hat,
etwas auch nur halbwegs Romantisches sagt, das er vermutlich in einem Film
aufgeschnappt hat?
    »Wie auch immer, warum erzählst du mir das
jetzt?« sagte ich und versuchte, mein Erröten zu unterdrücken.
    »Weil ich sie gerade wiedergesehen habe. Ich
hätte sie nicht erkannt, aber sie hat mir zugewinkt«, sagte Dave.
    »Was, hier?« fragte ich ungläubig.
    »Na ja, als ich eingeparkt habe, ein Stück die
Straße hinunter.« Er deutete hin.
    »Wo ist sie hingegangen?«
    »Weiß ich nicht. Ich dachte, sie hätte dich
besucht. Soll das heißen, du weißt nicht, wer sie ist?«
    »Beim Delikatessengeschäft, hast du gesagt?«
    »Yeah. Ich glaube schon.«
    Ich stand auf und rannte die Straße hinunter.
Der Delikatessenhändler machte gerade zu. Ein dicker Mann mit einem Bart
bezahlte eine Portion Mailänder Salami, aber abgesehen von den Angestellten war
der Laden leer. Ich ging zurück zum Pub.
    »Das ist dein Fan, stimmt’s?« sagte Dave, als
ich zurückkam. Er stand auf und legte beschützerisch einen Arm um mich. »Das
ist dein Fan. Deine Annie Wilkes...«
    »Hör mal, übertreib nicht«, sagte ich, obschon
mir das Herz im Halse schlug. »Wie hat sie ausgesehen?«
    »Hmm. Also, sie ist mittleren Alters, glaube
ich. Hat ziemlich langes Haar.«
    »Graues Haar? Wie alt genau?« fragte ich.
    Er zuckte die Achseln.
    »Groß, klein... was denn nun?« beharrte ich.
    »Gewissermaßen durchschnittlich, glaube ich. Das
ist ein bißchen schwer zu sagen, weil ich im Auto war.«
    »Du bist keine sonderliche Hilfe, oder?« sagte
ich ärgerlich.
    »Nein, eigentlich nicht. Überhaupt kein
visuelles Gedächtnis, laut meiner Beurteilung auf der Arbeit. Wir hatten da
neulich eine Sicherheitsübung. Sie werden allmählich ein bißchen nervös wegen
der Sicherheit in den Krankenhäusern, seit dieses Baby entführt worden ist, du
weißt schon, das war ja vor ein paar Monaten in allen Zeitungen. Also, sie
haben uns Videos von Besuchern auf der Station gezeigt und uns hinterher
aufgefordert, sie zu identifizieren. Ich war absolut nutzlos. Sie überlegen,
mich auf einen Kurs zu schicken.« Er schien beinahe stolz auf seine
Inkompetenz.
    »Sie hat einfach gewinkt und Hallo gesagt. Sie
wirkt richtig nett«, fügte er hinzu.
    »Nett? Da draußen läuft jemand rum, der mir eine
Heidenangst einjagt, und du triffst sie, kannst dich nicht erinnern, wie sie
aussieht, und dann erzählst du mir auch noch, daß sie nett ist?«
    »Hey, nun beruhige dich mal. Ich bin sicher, daß
es da nichts zu befürchten gibt. Sie hat o.k. ausgesehen, weißt du.«
    »Neulich hast du mir noch erzählt, demnächst
würden mir die Beine abgehackt.«
    »Nicht wirklich abgehackt. Laut Stephen King
werden sie angehobelt .« Er zog mich auf.
    »Na toll! Kriegen Krankenpfleger eigentlich
keinerlei Ausbildung in der Psychologie der Angst...« Ich begann zu lachen.
»Hör mal«, sagte ich, »wollen wir nun zu diesem Konzert oder nicht?«
    »O.k., ich geh’ bloß noch mal für kleine Jungs«,
sagte Dave.
     
    Während er weg war, schaute ich wiederholt

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