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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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ein paar Millionen Lire
mehr oder weniger für einen Unterschied, wenn man seinen Spaß dabei hat«, sagte
Reg.
    Ich gab ihm einen Kuß.
     
    »Gehen wir noch mal zurück«, sagte Mutter. Sie
war eine weit methodischere Detektivin als Reg. Mir wurde klar, warum bei
unseren Cluedo-Partien meistens sie gewonnen hatte. »Wenn wir jedermanns
Theorien weglassen, was haben wir dann noch?«
    Sie begann, eine Liste auf den Notizblock zu
schreiben, den sie gewöhnlich neben dem Telefon liegen hatte.
    »Zunächst einmal hätten wir die anonymen Anrufe,
die an dem Tag begonnen haben, als du bei der Bank angefangen hast.«
    »Na ja, anfänglich waren das Anrufe für Denise«,
unterbrach ich sie, »nicht für mich. Dieses Schweigen ging erst nach ungefähr
einer Woche los, und dann hat es wieder eine Weile gedauert, bis sie anfing,
etwas zu sagen.«
    »Richtig«, sagte Mutter und schrieb in Klammern
BANK neben ANRUFE.
    »Also, was ist als nächstes passiert? Du kriegst
eine Glückwunschkarte und eine Geburtstagskarte. Hast du in diesem Stadium noch
die Telefonanrufe bekommen?«
    Ich dachte angestrengt nach.
    »Ich glaube nicht.«
    »Also geht sie — wer immer sie sein mag — von
der mündlichen zur schriftlichen Kommunikation über.«
    »Hört sich an wie Unheimliche Begegnungen der
Dritten Art «, sagte Reg und summte die fünf Noten der Themamusik des Films.
    »Ach, sei still, ich versuch’ mich zu
konzentrieren. Ich glaube nicht, daß wir in diesem Stadium ein außerirdisches
Element ins Spiel bringen müssen, oder?« sagte Mutter.
    Ich unterdrückte ein Lachen. Mutter konnte
gelegentlich unbeabsichtigt sehr witzig sein.
    »Also, auf beiden Karten ist die gleiche
Handschrift, und eine davon hast du im Pub bekommen. Das ist die erste
Kontaktaufnahme im Pub, soweit wir wissen. Und die Geburtstagskarte ist bald darauf
in der Bank eingetroffen, also besteht definitiv eine Verbindung zwischen dem
Pub und der Bank.«
    Sie zeichnete zwischen PUB und BANK einen
Doppelpfeil ein.
    »Also, du sagst, du bist zu Hause angerufen
worden, aber das wissen wir nicht sicher, weil der Anrufer nichts gesagt hat,
richtig?«
    Ich begann zu protestieren, aber ich wußte, daß
sie recht hatte.
    »Was ist zu Hause sonst noch passiert?« fragte
Mutter. »Tja, da ist die alte Frau auf der anderen Straßenseite. Dafür muß es
irgendeine Erklärung geben... Nehmen wir mal an, daß die alte Frau dieselbe
ist, die dich auch anruft... Warum würde sie das leugnen, wenn man sie damit
konfrontiert?«
    »Ich glaube, sie könnte ein bißchen verrückt
sein«, sagte ich. »Obwohl sie ganz in Ordnung aussieht.«
    »Dann haben wir die Frau, die Dave in Islington
und in deiner Straße gesehen hat«, steuerte Reg bei. »Sie ist die Verbindung
zwischen dem Pub und deiner Wohnung. Das ist die Frau, hinter der wir her sind. Cherchez la femme , wie man so sagt.«
    »Aber hat diese Frau die Karten geschickt oder
die Anrufe gemacht?« fragte Mutter.
    »Tja, das wär’s, ganz knapp zusammengefaßt,
richtig? Zitronen sind leider alle«, sagte Reg und schenkte uns allen einen
Gin-Tonic ein.
    »Und was ist mit dem Drogenaspekt?« warf ich
ein.
    »Nein. Abgesehen von Jools’ Theorie hast du
keinen Grund zu glauben, daß der irgendwas mit dir zu tun hat«, sagte Mutter.
»Das könnte ganz einfach eine falsche Spur sein.«
    Ich wußte, daß ich mich auf ihre Ruhe verlassen
konnte, aber bei all den Diagrammen und Zeichnungen, die sie auf den Notizblock
gekritzelt hatte, waren wir des Rätsels Lösung nicht näher gekommen.
     
    »Was ist mit anderen Zeugen?« sagte Mutter im
Versuch, von einer neuen Seite her an die Sache heranzugehen. »Da hätten wir
die Empfangsdame. Wenn wir ihr glauben — und alles in allem tun wir das —
müssen die Anrufe von außerhalb des Gebäudes kommen, in dem du arbeitest. Wenn
sie nämlich von drinnen kämen, würden sie nicht über sie laufen.«
    »Ja, aber das schränkt die Möglichkeiten nicht
gerade ein, oder?« sagte ich.
    »Außerdem zeichnen sie alle Gespräche auf, hast
du uns erzählt«, sagte Reg. »Könntest du nicht Martin bitten, dir ein Band zu
besorgen, damit wir es auf Anhaltspunkte abhören können?«
    »Das ist eine brillante Idee, Reg«, sagte
Mutter. »Geh’ und ruf ihn an, Sophie.«
    »Er muß das Büro inzwischen verlassen haben«,
sagte ich und schaute auf meine Uhr. »Ich ruf ihn morgen an.«
    Mir war nicht wohl bei der Aussicht, Martin um
die Bänder zu bitten. Ich war mir praktisch sicher, daß er dafür

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