Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
Vom Netzwerk:
Park auf. Ich war mir
inzwischen sicher, daß er Jools’ Identifikation von Liz als der geheimnisvollen
Verwandten bestätigen würde. Ich konnte nicht glauben, daß ich so dämlich
gewesen war.
    »Nun quäl dich nicht, Soph«, sagte Reg tröstend.
»Ich meine, das ist nicht normal, was du durchgemacht hast, weißt du.«
    »Warum«, fragte Dave, »hat Liz gesagt, sie sei
eine Verwandte von mir, statt eine Freundin oder Nachbarin?«
    »Tja, als Jools sie getroffen hat, war sie nicht
meine Nachbarin«, erläuterte ich.
    »Aber eine Verwandte ist sie auch nicht«, sagte
meine Mutter vernünftig.
     
    Wie üblich konnte man in der Regent’s Park Road
nirgendwo parken. Reg setzte Mutter und mich an der Ecke ab, neben dem Pub,
dann fuhren er und Dave davon, um einen Parkplatz zu suchen. Dave hatte auch
aussteigen wollen, aber zusammen mit Mutter fühlte ich mich sicher genug, und
ich wollte Liz nicht einschüchtern oder in Panik versetzen. Wenn wir innerhalb
von zehn Minuten nicht wieder aus Liz’ Wohnung herausgekommen waren,
verabredeten wir mit den Jungs, würden sie eingreifen. Wir verglichen unsere
Uhren.
    Mutter hielt fest meine Hand, als wir
entschlossen auf die Haustür zumarschierten. Die Straße war belebt: Autos, die
mit eingeschalteter Warnblinkanlage in der zweiten Reihe parkten und darauf
warteten, daß ihre Besitzer zurückkamen, nachdem sie sich Tüten voller
hausgemachter Pasta aus dem Delikatessenladen oder frische Wäsche aus dem
Waschsalon geholt hatten; Taxis, die Leute absetzten; der unvermeidliche Lkw,
der die Straße blockierte, während er vor dem Schnapsladen entladen wurde. Die
meisten Tische vor dem Pub waren bereits voll besetzt, und vor der Konditorei
stand eine Schlange. Zwei Türen weiter in Richtung Park, vor dem
Bilderrahmengeschäft, entdeckte ich Liz im Gespräch mit jemand anderem.
    Ich blieb einen Moment stehen und umkrampfte
Mutters Hand.
    »Da ist sie«, sagte ich zu ihr und nickte zu dem
Rahmengeschäft hin.
    Mutter drückte ermutigend meine Hand, und
zusammen traten wir auf sie zu.
     
    Als wir näher kamen, konnte ich allmählich über
den Verkehrslärm hinweg Stimmen ausmachen.
    »Laß mich einfach in Ruhe, ja?« sagte Liz.
    »Man kann dich nicht in Ruhe lassen, das ist
dein Problem. Wir konnten dich nie in Ruhe lassen. Du bringst dich selbst in
Schwierigkeiten. Du warst dein eigener Ruin und unserer.«
    »Tja. Und nun hab’ ich euch verlassen. Ihr
solltet euch freuen. Warum also folgst du mir immer noch, eh?« Liz’ Stimme
wurde lauter. »Laß mich einfach in Ruhe«, wiederholte sie.
    »Du mußt dir mal den Kopf untersuchen lassen,
wirklich. Was glaubst du eigentlich, wer du bist, in diesem Teil von London zu
leben, und dann auch noch in einer Riesenwohnung? Du wirst mit der Miete im
Leben nicht nachkommen können, weißt du. Dann schmeißen sie dich raus. Und dann
kommst du zu mir zurückgekrochen«, wetterte die ältere Frau weiter. Ihre Stimme
erkannte ich ebenfalls wieder.
    »Nein, werd’ ich nicht«, sagte Liz. »Ich kann
für mich selber sorgen«, fügte sie ein wenig unsicher hinzu.
     
    »Was ist denn los, Liz?« sagte ich leise und
trat näher.
    Die ältere Frau drehte sich um; ihre Brille blitzte
im letzten Sonnenlicht auf.
    »Sie schon wieder«, sagte sie gereizt. »Kümmern
Sie sich um ihren eigenen Kram, ja?«
    »Nein, werd’ ich nicht«, erwiderte ich trotzig.
»Hallo, Liz. Alles in Ordnung?«
    Ich bemerkte, daß Liz wie erstarrt wirkte. Sie
blickte mit einem Ausdruck totaler Verwirrung im Gesicht unverwandt meine
Mutter an.
    »Hallo, Sophie«, sagte sie schließlich.
    »Sophie, tatsächlich? Oh, das erklärt es
natürlich, das erklärt es. Jetzt wird alles klar, nicht wahr?« Die ältere Frau
begann zu schreien, ihr Gesicht unmittelbar neben Liz’ Ohr. »Darum geht es also
bei alldem, ja?«
    Liz duckte sich und wich vor ihr zurück.
    »Lassen Sie sie in Ruhe«, sagte ich.
    Mutter griff nach meiner Hand. Ich merkte, daß
sie Angst hatte. Allmählich wurde es eine häßliche Szene.
    Dann begann Liz zu schluchzen. »Ja, Mama, laß
mich in Ruhe. Laß mich in Ruhe. Laß mich in Ruhe!«
    Sie drehte sich von uns weg und wandte ihr
Gesicht dem Ladenfenster zu; ihre Fäuste trommelten über Kopfhöhe kraftlos
gegen das Glas.
    Die ältere Frau, Mutter und ich schauten sie an
und wußten nicht, was wir tun sollten.
    »Sie sind Liz’ Mutter?« fragte ich die ältere
Frau schließlich ungläubig.
    Sie nickte, offensichtlich betroffen von der
Verzweiflung ihrer

Weitere Kostenlose Bücher