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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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möglich, dass sie darauf bestehen würde.
    Aus diesen verschiedenen Gründen verschwieg er ihr sein Erlebnis.
    »Nein, Mama«, sagte er. »Nur Mr. McKibbon, der in den Küchenabfällen anderer Leute herumwühlt.«
    Das brachte sie zum Lachen – sie konnte Mr. McKibbon nicht leiden, der sowohl Baptist als auch Republikaner war-, und ihr Lachen beschloss dieses ernsthafte Gespräch. An jenem Abend war Ben noch lange wach gewesen, aber diesmal hatten ihn keine Gedanken daran gequält, elternlos in einer rauen Welt zurückzubleiben. Er lag in seinem Bett, betrachtete das Mondlicht, das sich durch das Fenster auf den Fußboden ergoss, und fühlte sich geliebt und geborgen. Er hielt seine Uhr abwechselnd ans Ohr, um ihrem Ticken zu lauschen, und dicht vor seine Augen, um das gespenstisch leuchtende Zifferblatt zu bewundern.
    Schließlich schlief er ein, und im Traum spielte er mit den anderen Jungen Baseball auf dem leeren Parkplatz hinter dem Lastwagenpark der Gebrüder Tracker. Er hatte gerade einen Homerun geschafft und wurde von seiner jubelnden Mannschaft umarmt und anerkennend auf den Rücken geklopft. Dann hoben sie ihn auf ihre Schultern und trugen ihn zu der Stelle, wo ihre Ausrüstung lag. Im Traum platzte er fast vor Stolz und Freude … und dann warf er einen Blick zurück auf den Parkplatz, der durch einen Maschendrahtzaun von den dahinter beginnenden Barrens abgegrenzt war. Von den Bäumen und Büschen hinter dem Zaun fast verdeckt, stand eine Gestalt. Sie winkte ihm mit einer Hand zu; in der anderen hielt sie eine Traube Luftballons – rote, gelbe, blaue, grüne. Ben konnte das Gesicht der Gestalt nicht sehen, aber er sah das glänzende, bauschige Kostüm mit großen orangefarbenen Pompons anstelle von Knöpfen. Er sah die schlaffe gelbe Fliege und die weißen Handschuhe.
    Es war ein Clown.
    Gut kombiniert, Watson, sagte eine Geisterstimme.
    Als Ben am nächsten Morgen aufwachte, hatte er den Traum vergessen, aber sein Kopfkissen fühlte sich feucht an … so als hätte er nachts geweint.

7
     
    Ben schüttelte die Gedanken an das Sperrstundenschild und alles, was damit zusammenhing ab wie ein Hund den Regen und ging zur Ausleihtheke.
    »Hallo, Benny«, sagte Mrs. Starrett. Sie hatte Ben sehr gern, genauso wie seine Lehrerin Mrs. Douglas. Erwachsene, und besonders die Erwachsenen, die viel mit Kindern zu tun hatten, mochten ihn im Allgemeinen, weil er höflich, rücksichtsvoll, still und auf seine ruhige Art manchmal sehr amüsant war. Aus eben diesen Gründen hielten die meisten Kinder ihn für einen Kotzbrocken. »Hast du die Sommerferien schon satt?«
    Ben lächelte. Das war ein Standardscherz von Mrs. Starrett. »Noch nicht«, antwortete er, »denn sie haben erst vor …« – er schaute auf seine Uhr – »… einer Stunde und 17 Minuten begonnen. Eine Stunde wird’s wohl schon noch dauern.«
    Mrs. Starrett lachte hinter vorgehaltener Hand. Sie fragte Ben, ob er sich für das Sommer-Leseprogramm einschreiben wolle, und er bejahte. Sie gab ihm eine Karte der Vereinigten Staaten, und Ben bedankte sich artig.
    Dann schlenderte er an den Regalen entlang, zog ab und zu ein Buch heraus, blätterte darin und stellte es wieder zurück. Bücher auszuwählen war eine schwierige Angelegenheit. Man musste sehr überlegt vorgehen. Als Erwachsener konnte man so viel Bücher ausleihen, wie man wollte, aber als Kind nur drei. Und es war ärgerlich, wenn eines davon sich als langweilig erwies.
    Schließlich hatte er seine Auswahl getroffen – Bulldozer (ein Buch über Bulldozer und ihre Funktionsweise) Blitz, der schwarze Hengst und ein Buch, das eine Art Schuss ins Blaue war: Hot Rod von Henry Gregor Felsen.
    »Das wird dir vielleicht nicht gefallen«, sagte Mrs. Starrett, während sie das Hot Rod abstempelte. »Es ist ziemlich grausam. Ich empfehle es immer den Teenagern, weil es ihnen Stoff zum Nachdenken gibt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie danach eine ganze Woche lang langsamer fahren.«
    »Na, ich schau’s mal durch«, sagte Ben und trug seine Bücher zu einem Tisch, der möglichst weit entfernt von »Pus Ecke« war, wo eine der drei Ziegen gerade dabei war, dem Troll unter der Brücke eine ordentliche Tracht Prügel zu verabreichen.
    Er vertiefte sich in Hot Rod, und das Buch gefiel ihm sehr gut. Es handelte von einem Burschen, der ein wirklich toller Fahrer war, aber ein Bulle versuchte ihn ständig zu zwingen, langsamer zu fahren. Ben erfuhr aus dem Buch, dass es in Iowa, wo die Geschichte

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