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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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selbst ist so was Ähnliches noch nie passiert, was?«, fragte Eddie.
    Richie schüttelte den Kopf, wollte etwas sagen, schüttelte wieder den Kopf und sagte dann: »Das Schlimmste, was ich in letzter Zeit gesehen habe, war Mark Prenderlist, der im McCarron Park gepisst hat. Der hässlichste Schweinepriester, den ihr euch vorstellen könnt.«
    »Und was ist mit dir, Stan?«, fragte Ben.
    »Nein«, antwortete Stan und wandte den Blick ab. Sein schmales Gesicht war bleich, seine Lippen so fest zusammengepresst, dass sie weiß waren.
    »W-W-War da v-v-v-vielleicht doch was, Stan?«, fragte Bill.
    »Nein, hab ich gesagt.« Stan stand auf und ging mit den Händen in den Hosentaschen zum Ufer. Dort beobachtete er, wie das Wasser erst über den ursprünglichen Damm floss und dann vor dem zweiten gestaut wurde.
    »Nun komm schon, Stan-lee«, rief Richie in schrillem Falsett. Auch das war eine seiner Stimmen: die »Zeternde Oma«. Wenn er mit der Stimme der »Zeternden Oma« sprach, humpelte Richie herum, eine Faust auf dem Rücken, und schwatzte eine Menge. Dabei hörte er sich allerdings immer noch fatal wie Richie Tozier an.
    »Nun beichte schon, Stanley, erzähl deiner Oma von dem böööösen Clown, und ich werd dir ein Schokoladenplätzchen geben. Nun komm schon, erzähl’s …«
    »Halt die Klappe!«, brüllte Stan plötzlich und wirbelte herum, sodass Richie vor Erstaunen ein paar Schritte zurückwich. »Halt doch endlich deine Klappe!«
    »Okay, Boss«, sagte Richie und setzte sich wieder. Er sah Stan misstrauisch an. Stan hatte hektische Flecken auf den Wangen, aber er sah noch immer eher verängstigt als verrückt aus.
    »Ist schon gut, Stan«, sagte Eddie leise. »Mach dir nichts draus.«
    »Es war kein Clown«, sagte Stanley. Seine Augen huschten vom einen zum anderen, und er schien mit sich zu ringen.
    »D-D-Du kannst es uns r-r-r-r-ruhig erzählen«, sagte Bill, ebenfalls leise. »W-Wir haben es ja auch g-g-getan.«
    »Es war kein Clown. Es war …«
    In diesem Augenblick wurden sie unterbrochen. Sie sprangen alle wie von einer Tarantel gestochen auf, als sie Mr. Nells whiskyheisere Stimme brüllen hörten: »Himmel, Arsch und Zwirn! Schau sich einer mal diese Scheiße an!«

Kapitel acht
     
    Georgies Zimmer und das Haus in der Neibolt Street
     

1
     
    Richard Tozier schaltet das Radio aus, aus dem Madonna über WZON (einen Sender, der mit einer Art hysterischer Häufigkeit von sich behauptet, »Bangors UKW-Stereo-Rocker!« zu sein) lautstark »Like a Virgin« geplärrt hat, fährt an den Straßenrand, stellt den Motor des Mustang ab, den Carol am internationalen Flughafen von Bangor für ihn bei Avis vorbestellt hat, und steigt aus. Er hört das Auf und Ab seines eigenen Atems in den Ohren. Er hat ein Schild gesehen, das ihm eine gewaltige Gänsehaut über den Rücken gejagt hat.
    Er geht nach vorn und legt eine Hand auf die Motorhaube des Wagens. Er hört das leise Knacken des Motors, während dieser abkühlt. Ein Eichelhäher schreit, verstummt aber gleich wieder. Grillen zirpen. Ansonsten herrscht völlige Stille.
    Er hat das Schild gesehen, er fährt daran vorbei, und plötzlich ist er wieder in Derry. Nach fünfundzwanzig Jahren ist Richie »Schandmaul« Tozier heimgekehrt. Er ist …
    Ein scharfer, brennender Schmerz in seinen Augen reißt ihn aus seiner Nachdenklich keit. Er stößt einen erstickten Schrei aus und seine Hände gehen unwillkürlich zum Gesicht. Das einzige Mal, dass er etwas Ähnliches wie diesen brennenden Schmerz verspürt hat, war im College, als eine Wimper unter seine Kontaktlinse geriet – und auch das war nur in einem Auge gewesen. Dieser schreckliche Schmerz ist in beiden Augen.
    Noch bevor seine Hände sein Gesicht erreicht haben, ist der Schmerz vorüber.
    Langsam lässt er sie wieder sinken und blickt die Route 7 entlang. Er hat die Autobahn an der Ausfahrt Etna-Haven verlassen; aus irgendeinem ihm selbst unverständlichen Grund wollte er nicht direkt bis Derry auf der Autobahn fahren, die auf jenem Abschnitt noch im Bau gewesen war, als seine Familie und er den Staub dieser Stadt von sich abschüttelten und in den Mittelwesten zogen. Nein, er wollte nicht auf der Autobahn zurückkehren, obwohl es schneller gegangen wäre, aber das wäre nicht richtig gewesen.
    Deshalb ist er auf der Route 9 geblieben, ist durch das schläfrige Nest Haven Village gefahren und dann auf die Route 7 gewechselt. Während der Fahrt wurde das Grau der Nacht allmählich heller.
    Und jetzt dieses

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