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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gestorben«, berichtete Miss Danner. »Vor drei Jahren. Es war ein Gehirnschlag, soviel ich weiß. Wirklich ein Jammer – sie war noch verhältnismäßig jung … achtundfünfzig oder neunundfünfzig, glaube ich. Mr. Hanlon hat damals die Bücherei für einen Tag geschlossen.«
    »Oh!«, sagte Ben und spürte plötzlich eine Leere in seinem Herzen. Das kam dabei heraus, wenn man nach langer Zeit an einen vertrauten Ort zurückkehrte. Der Guss auf dem Kuchen war süß, aber darunter schmeckte er bitter. Menschen vergaßen einen, oder sie starben, oder sie verloren ihre Haare und Zähne – in manchen Fällen auch den Verstand. Oh, das Leben war wirklich großartig.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Sie hatten sie gern, nicht wahr?«
    »Alle Kinder mochten Mrs. Starrett«, sagte Ben und stellte bestürzt fest, dass er den Tränen nahe war.
    »Geht es Ihnen …«
    Wenn sie mich noch einmal fragt, ob es mir gut geht, kriege ich wirklich noch das große Heulen, glaube ich. Oder einen Schreikrampf.
    Mit einem Blick auf seine Armbanduhr sagte er rasch: »Ich muss mich beeilen, Miss Danner. Danke, dass Sie so nett waren.«
    »Einen schönen Tag noch, Mr. Hanscom.«
    Na klar doch. Und heute Nacht sterbe ich dann.
    Er winkte ihr zu, brachte mühsam ein Lächeln zustande und durchquerte den Saal. Mr. Brockhill warf ihm einen scharfen, misstrauischen Blick zu.
    Er schaute ein letztes Mal auf die linke Wendeltreppe. Der Ballon schwebte immer noch oben am Ende der Treppe, ans Geländer gebunden. Aber die Aufschrift lautete jetzt:
    ICH HABE BARBARA STARRETT UMGEBRACHT!
PENNYWISE DER CLOWN
    Er sah rasch weg, weil er fühlte, dass sein Puls schon wieder raste. Er trat ins Freie und wurde von Sonnenschein begrüßt. Nur noch kleine Wölkchen waren am Himmel zu sehen, und eine warme Maisonne schien und ließ das Gras unglaublich grün und üppig erscheinen. Ben wurde leichter ums Herz. Ihm war, als hätte er in der Bücherei eine unerträgliche Last zurückgelassen … und dann warf er einen Blick auf das Buch, das er unbeabsichtigt entliehen hatte, und seine Zähne schlugen klappernd aufeinander. Es war Bulldozer von Stephen W. Meader, eines jener Bücher, die er an dem Tag ausgeliehen hatte, als er in die Barrens hinabgestürzt war, um Henry Bowers und seinen Freunden zu entkommen.
    Mit zitternden Händen klappte er das Buch hinten auf. Die Bücherei war inzwischen zum Mikrofilmsystem bei der Ausleihe übergegangen, das hatte er gesehen. Aber innen auf dem hinteren Einband dieses Buches klebte immer noch eine Tasche, in der eine Karte steckte. Auf jeder Linie stand ein Name und der Stempel mit dem Rückgabetermin. Ben las Folgendes:
     
     
     
NAME DES ENTLEIHERS
LETZTER RÜCKGABETERMIN
Charles N. Brown
14. Mai 1958
David Hartwell
1. Juni 1958
Joseph Brennan
17. Juni 1958
     
     
    Und auf der letzten benutzten Linie der Karte stand mit Bleistift in seiner eigenen kindlichen Schrift:
     
     
     
Benjamin Hanscom
9. Juli 1958
     
     
    Quer über diese Karte, quer über das Vorsatzblatt, quer über den Falz der Seiten war mit verschmierter roter Farbe, die aussah wie Blut, ein Wort gestempelt: AUSSORTIERT.
    »O mein Gott!«, murmelte Ben. Er wusste nicht, was er sonst sagen sollte; das schien die gesamte Situation am treffendsten auszudrücken. »O mein Gott, mein Gott!«
    Er stand in der warmen Frühlingssonne und fragte sich plötzlich, was mit den anderen passierte.

2
     
    Eddie Kaspbrak fängt einen Ball auf
     
    Eddie Kaspbrak stieg an der Ecke Kansas Street und Kossuth Lane aus dem Bus. Die Kossuth Lane war eine Sackgasse, die etwa vierhundert Meter hügelabwärts führte und dann abrupt endete, am Rande eines Steilabhangs, der ins Dickicht der Barrens überging. Eddie hatte nicht die leiseste Ahnung, warum er gerade hier ausgestiegen war; weder hatte er sich als Kind hier besonders oft herumgetrieben noch jemanden gekannt, der in der Kossuth Lane oder in diesem Abschnitt der Kansas Street wohnte. Aber es schien die richtige Stelle zu sein. Mehr wusste er nicht, aber für den Moment reichte ihm das. Beverly hatte den Bus schon in der Lower Main Street verlassen, und Mike war mit dem Auto zur Bücherei zurückgefahren.
    Während er jetzt dem kleinen Mercedes-Bus nachblickte, fragte er sich, was er eigentlich hier wollte, an einer obskuren Kreuzung in einer obskuren Stadt, fast achthundert Kilometer von Myra entfernt, die sich bestimmt wahnsinnige Sorgen um ihn machte. Ihm wurde etwas schwindelig, er griff in seine Jackentasche,

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